Geschichte als unterhaltsamer Comic

17.4.2017, 16:00 Uhr
Geschichte als unterhaltsamer Comic

© Foto: BSV

Museum und Comic – geht das zusammen? Vor dieser Frage standen die Kuratoren der Cadolzburg bald nach Beginn der Arbeit am Konzept für das neue Burgerlebnismuseum.

Klar war: Es sollten im künftigen Museum hochwertige Originale ebenso zu sehen sein wie anspruchsvolle Reproduktionen. Trotzdem wollte man hier zusätzlich auch andere Wege beschreiten: mittels Inszenierungen, Spielen und medialen Angeboten.

Ein besonderes Highlight sind hier die vom Illustrator Robert Kraus eigens für die Cadolzburg angefertigten Comic-Filme. Sie geben wissenschaftlich fundierte und zugleich unterhaltsame Einblicke in die einzelnen Themenbereiche.

Insgesamt sind vier Filme entstanden, die in der Burg und später auch auf der Homepage der Bayerischen Schlösserverwaltung zu sehen sein werden: ein Film zur Karriere der Hohenzollern im späten Mittelalter, einer zum Thema Krieg und ein weiterer über die Schwierigkeit, die fränkischen Besitztümer und die Mark Brandenburg zugleich zu regieren. Und zuletzt ein Zusammenschnitt aus den drei Filmen, der in einem kinoähnlichen Raum läuft und zugleich den Blick auf die Cadolzburg selbst lenkt.

Als inhaltliche Klammer tritt in allen vier Filmen neben den historischen Kurfürsten Friedrich I. und Albrecht Achilles der Narr Contz auf. Doch auch diese Figur ist keine Erfindung: Ein Narr Contz in Diensten der Hohenzollern ist für das 15. Jahrhundert tatsächlich bezeugt. Da von ihm kein Porträt überliefert ist, hat sich der federführende Illustrator Robert Kraus gemeinsam mit den Kuratoren selbst ein Bild des Narren gemacht. Kraus entwarf die Figur des Narren Contz – und das mit durchschlagendem Erfolg: Inzwischen ziert der Narr zahlreiche Plakate und die Flyer zum neuen Burgerlebnismuseum.

Contz ist dabei kein handelsüblicher Tor zur Belustigung des Hofstaates. Im Spätmittelalter fungierten Narren auch als gewitztes Korrektiv zu den üblichen Mitgliedern des Hofes. Solche Narren hatten durchaus die Möglichkeit, bei Problemen sozusagen humorvoll den Finger in die Wunde zu legen.

Im Museum wird der Narr zusätzlich zum Comic auch an verschiedenen anderen Stellen wieder auftauchen. Immer wenn es gilt, den offiziellen Kontext von Äußerungen der Herrscher zu hinterfragen, oder historische Informationen in eine heutige Perspektive zu übersetzen, kommt der Narr als Stichwortgeber zum Einsatz. Er wird gleichsam zum gewitzten Vermittler zwischen Gestern und Heute. Dies zeigt sich auch an den Comic-Filmen selbst: Weil sich Geschichte nie vollständig rekonstruieren lässt, spielen die Filme ganz bewusst mit modernen Elementen. So tritt der Narr schon mal bei der feierlichen Belehnung seines Herren mit der Kurwürde mit einem Handy auf – bereit zum Schnappschuss.

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