Geschulte Blicke in der kunst galerie fürth

16.1.2018, 17:15 Uhr
Geschulte Blicke in der kunst galerie fürth

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Eher selten landet Unterrichtsstoff in einer Galerie. Diesmal allerdings schon. Die zwölf Arbeiten, die im kommunalen Ausstellungsraum am Königsplatz gezeigt werden, sind allerdings nur "die Spitze des Eisbergs", sagt Hans-Peter Miksch, Leiter der Einrichtung. Voraus ging seit Herbst 2016 eine Zeit intensiver und vielschichtiger Vorbereitung für die zwölf Mitwirkenden, die sich für das Projektseminar zur Studien- und Berufsorientierung bei Schliemann-Kunstpädagogin Johanna Klose entschieden hatten.

Unterstützt von Rebecca Suttner von der kunst galerie ging es unter anderem um die diversen Professionen im Kunstbetrieb, aber eben auch um die Erstellung einer kompletten Ausstellung – inklusive selbst geschaffener Werke. Das Thema war relativ rasch ausgemacht: Die Stadt, ihre Menschen und ihre Häuser. Pia Bley (17) erklärt: "Wir haben uns in Fürth gezielt umgeschaut, und jeder hat sich für ein ganz bestimmtes Haus entschieden, das er dann in den Fokus seiner Arbeit gestellt hat."

Was dabei herauskam, ist spannend und sehenswert. Nick Pschierer (17) suchte sich zum Beispiel ein charakteristisches Gebäude, das erste in der Königstraße, aus. Einst glänzten hier schimmernde Automobile, heute haben liebevoll gepflegte Topfpflanzen ihren Platz im Schaufenster eingenommen. Ein Attribut, das nun auch Nicks detailliert komponiertes Objekt krönt.

Die Wolfsgrubermühle hat Thekla Ernst gereizt. "Es ist so ein besonderer Ort", sagt die 17-Jährige, "schade, dass dort nichts weitergeht." Sie hat die Initiative ergriffen und zeigt in einem Video-Clip, wie sie das verlassene Gelände mit Teppich und Gardine verschönert. Ein mit Glasscherben gespickter Torso lässt daneben keinen Zweifel am aktuellen Stand der Dinge aufkommen.

Das Haus, in dem sie mit ihrer Familie lebt, hat Lisa Waigl (19) porträtiert – in einer Kommode. Jede Schublade offenbart einen Einblick in die intimen Lebensräume der Bewohner. Pia Bley griff sich den Kulturort Badstraße 8 heraus. Was wörtlich verstanden werden darf. Mithilfe eines Fotobearbeitungsprogramms versetzte die 17-Jährige das historische Holzhaus an der Uferpromenade an ferne Orte. Und ja, auch das Guggenheim-Museum von Bilbao steht dem Fürther Original ausgesprochen gut.

Glas voller Asche

Ebenso originell und durchdacht haben sich auch Chantal Fornalski (Stadttheater), Regina Gerstner (St. Heinrich), Lena Hausen (Bogenhof), Nina Marwedel (St. Michael), Julia Rabynovych (VHS), Ellina Rauschhuber (Kofferfabrik) und Mona Schmidt (Café Kaffeebohne) mit der selbst gestellten Aufgabe auseinandergesetzt. Eine mutige Entscheidung traf Maria Schweitzer in letzter Minute: "Mir wurde bewusst, dass ich mit meiner Arbeit überhaupt nicht zufrieden bin – da habe ich sie verbrannt." Klingt endgültig, doch die 17-Jährige fand in dieser rigorosen Aktion ihr eigentliches Thema: Eine Foto-Serie dokumentiert nun ihre Tat, ein Glas mit Asche gibt Zeugnis.

Galeriechef Hans-Peter Miksch lobt: "Es ist toll, wie die Gruppe auch mit dieser Änderung umgegangen ist. Alle haben das unterstützt und das Neue in die Schau integriert." Welches Auf und Ab der Gefühle beim Erarbeiten der eigenen Werke aufkamen, kann auch Nina Marwedel gut erklären: "Mittendrin ist man irgendwann garantiert ziemlich verzweifelt. Aber wenn man dann am Ende doch zufrieden ist, fällt einem spürbar eine Last von den Schultern."

"fürthhochzwölf": Arbeiten des P-Seminars des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums, kunst galerie fürth (Königsplatz 1). Eröffnung am Freitag, 19 Uhr. Mittwochs bis samstags 13–19 Uhr, sonntags 11-17 Uhr. Führungen am 21. (11 Uhr), 23. ("Kunst am Dienstag — Zu alt für junge Kunst?", 14 Uhr) und 28. (11 Uhr) Januar. Eintritt frei. Bis 28. Januar.

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