Geschwister Scholl als zeitlose Vorbilder für Zivilcourage

1.2.2015, 13:00 Uhr
Geschwister Scholl als zeitlose Vorbilder für Zivilcourage

© Foto: Florian Burghardt

„Wenn Wutbürger und Neonazis unter dem Deckmantel eines vermeintlichen Patriotismus’ in Scharen auf die Straßen gehen, dann sind wir Demokraten gefordert. Niemand darf aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe oder Religion in Angst leben müssen.“ Für seine eröffnenden Worte in Bezug auf die aktuellen Anti-Islam-Märsche der Pegida-Vereinigung in Dresden und ihrer Ableger in Leipzig und andernorts erhielt Udo Sponsel von den rund 120 Zuhörern in der Turnhalle der Mittelschule sogar Szenenapplaus. „Die Weiße Rose und ihr Geist des Widerstandes gegen solche rechten Tendenzen seien auch heute noch Vorbilder für uns alle, egal ob jung oder alt“, führte der Rektor der Mittelschulen Langenzenn und Veitsbronn weiter aus.

Bis zum heutigen Freitag ist die Ausstellung der Weiße-Rose-Stiftung noch für jedermann in der Aula der Mittelschule in der Siegelsdorfer Straße 34 einzusehen. Danach wandert sie weiter ans Gymnasium Stein, wo sie vom 2. bis 6. Februar von allen Interessierten besucht werden kann. Sie zeigt Bilder und beschreibt Szenen aus dem Leben der Widerstandskämpfer unter dem Regime der Nationalsozialisten. „Bereits im Juni 2014 haben die ersten Gespräche für die Reservierung der Ausstellung stattgefunden“, erklärt die gemeindliche Jugendpflegerin Hilda Inhof.

Dank der finanziellen Unterstützung des Präventionsvereins 1-2-3 und der Elternbeiräte der Mittelschulen war es dann möglich, die deutschlandweit gefragte Ausstellung mitsamt Theaterstück in den Fürther Landkreis zu holen.

Jüngst wurde die Weiße Rose und das übergreifende Thema Zivilcourage in den Schulklassen behandelt. Im Deutsch- und Geschichtsunterricht erarbeiteten Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen sogar eine Präsentation, die sie am Abend der Ausstellungs-Eröffnung ihren Gästen vorstellten. Dabei nahmen sie Bezug auf andere Widerstandskämpfer der Nazi-Diktatur und auf junge Menschen, denen auch heute noch immer wieder ihre Zivilcourage als Streitschlichter in U-Bahnhöfen oder hinter Schnellrestaurants zum Verhängnis wird.

Um sich die Weltanschauung einer der wohl bekanntesten Kämpferinnen für Frieden und Freiheit – Sophie Scholl – bewusster zu machen, kamen die Zuhörer im Anschluss an diese Präsentation in den Genuss eines Theaterstücks über die Heldin. Im Ein-Personen-Stück „Sophie Scholl – Innere Bilder“ stellte Schauspielerin Sandra Pagany eindrucksvoll den Gedanken- und Wertewandel der jungen Studentin heraus.

Tatsächlich konnte man als Zuschauer die Veränderung von der einst ambitionierten, weil ahnungslosen Nationalsozialistin zur widerstandswilligen Demokratin gut nachvollziehen. Vor allem die Lektüre philosophischer Schriften und die Anti-NS-Haltung ihres Bruders während der Studienzeit in München präsentierte die Schauspielerin des Eukitea-Theaters dabei als ausschlaggebend für Scholls Schicksal.

Bei den Mitgliedern der Weißen Rose handelte es sich im Kern um Münchner Studenten. Allerdings hatten sie auch einen weiten Kreis an Unterstützern, mit denen sie insgesamt sechs Flugblätter mit Anti-NS-Schriften zunächst im Münchner Raum und dann in ganz Süddeutschland verteilten.

Ihr sechstes Flugblatt erreichte Ende 1943 durch die Mithilfe der Alliierten dann sogar in hunderttausendfacher Auflage ganz Nord- und Mitteleuropa. Die Genugtuung, den Niedergang der nationalsozialistischen Diktatur und das Kriegsende 1945, konnten die Geschwister Scholl allerdings nicht mehr miterleben. Sie und viele ihrer Unterstützer fanden noch im Frühjahr 1943 im Alter von nicht einmal 30 Jahren, verurteilt durch ein NS-Gericht, den Tod.

Auch die Steiner Schüler der neunten Klassen haben sich im Vorfeld Gedanken zu dem Thema gemacht. Sie präsentieren ihre Texte am Eröffnungsabend, Montag, 2. Februar, um 19 Uhr in der Aula. Die Veranstaltung ist für jedermann zugänglich.

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