Kontaminationen

Giftiges PFAS: Kaum Fälle in Fürth entdeckt

21.9.2021, 06:00 Uhr
Giftiges PFAS: Kaum Fälle in Fürth entdeckt

© Foto: Daniel Karmann/dpa

Immer wieder gibt es Fälle in der Region, in denen Giftstoffe im Erdreich gefunden werden, die unter den Kürzeln PFC (Per- und polyfluorierte Chemikalien) beziehungsweise PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) bekannt sind. So war etwa das Gelände der Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth damit belastet; am Nürnberger Flughafen wurden Grenzwerte überschritten, ebenso am US-Militärstützpunkt in Katterbach, wo Giftstoffe auch in das Grundwasser gelangt sein sollen.

Ursache für diese Verunreinigungen sind laut Bayerischem Landesamt für Umwelt oft Löschschäume. PFAS finden sich jedoch auch in vielen anderen Industrie- und Konsumprodukten, in Imprägniermitteln, Regenjacken oder Pfannenbeschichtungen. Denn sie weisen Fett, Öl, Farbe, Schmutz oder Wasser ab.

Das Problem: Diese Substanzen können sich im Boden, im Grundwasser und auch im menschlichen Körper anreichern, bauen sich kaum ab, sind gesundheitsgefährdend. Entsprechend plant die Europäische Kommission, den Einsatz der "Ewigkeitschemikalien" ab 2024 zu verbieten, sofern er nicht zwingend nötig ist; und die lokalen Behörden sind seit Jahren wachsam, um Kontaminationen aufzuspüren.


In Gewässern und Boden: Umweltgift PFC ist in der Region großflächig verteilt


Die gute Nachricht: In Stadt und Landkreis Fürth besteht keine Gefährdung der Bürger durch PFAS-Kontaminationen im Erdreich oder Trinkwasser. Zwar gibt es laut Landratsamt aktuell zwei Fälle mit Sanierungsbedarf im Landkreis – der eine liegt im Gebiet der Stadt Zirndorf, der andere im Gebiet der Stadt Langenzenn. Genauere Angaben könne man wegen der laufenden Verfahren nicht machen, heißt es. Im einen Fall war tatsächlich der Einsatz von Löschschaum die Ursache, im anderen Arbeiten in der Fotoindustrie.

Aber "zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen in das Grundwasser wurde in beiden Fällen eine Sanierung mittels Bodenaushub vorgenommen", teilt das Landratsamt mit. Sprich: Man hat das kontaminierte Erdreich entfernt. "Die Sanierungsmaßnahmen befinden sich im Abschluss." Und in der Stadt Fürth? Hier gibt es aktuell keinen einzigen "expliziten PFAS-Schadensfall", sagt Jürgen Tölk, der Leiter des Umweltamts. Lediglich einzelne Schadensfälle seien registriert, bei denen diese Stoffe "auch" gefunden wurden.

Weitaus häufiger als explizite PFAS-Verunreinigungen sind klassische Altlasten, die die Stadt unterteilt in "Altstandorte" und "Altablagerungen". Zu den Altstandorten gehören ehemalige Gewerbeflächen, etwa von chemischen Reinigungen, Kfz-Werkstätten, Tankstellen oder metallverarbeitenden Betrieben. In diesen Bereichen kamen oft Lösemittel in Form von LHKW (leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe) zum Einsatz, die dann ins Erdreich gelangten. Teilweise wurden auch MKW (Mineralölkohlenwasserstoffe) oder PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) als Abbauprodukte im Boden gefunden.

Datenbank zu den Altlasten

Manche dürften sich noch erinnern: Letztere hatten Ende der neunziger Jahre in der Fürther Kalbsiedlung für große Besorgnis gesorgt. Die giftigen Stoffe, die bei Verbrennungsprozessen entstehen, waren in dem früheren Wohnquartier der Amerikaner in teerhaltigem Kleber unter den Parkett-Fußböden gefunden worden. Das machte nachträgliche Sanierungen in großem Stil nötig.

Laut Tölk führt die Stadt seit rund 30 Jahren eine Datenbank mit den Altstandorten – 186 sind für das Stadtgebiet verzeichnet. Und: "Wo erforderlich, wurden Maßnahmen ergriffen." Sprich: Eine Boden- oder Grundwassersanierung wurde durchgeführt. Zuletzt aber seien auch hier keine neuen Fälle hinzugekommen.

Bei den "Altablagerungen" wiederum handelt es sich um Grundstücke, die "durch Auffüllungen kontaminiert" wurden, beispielsweise alte Sandgruben oder ehemalige Deponiestandorte. 129 Altablagerungen gibt es im Stadtgebiet; oft sind sie zurückzuführen auf die fünfziger und sechziger Jahre. Damals war es üblich, größere Baugruben oder Bombentrichter mit Hausmüll, Bauschutt oder gewerblichen Abfällen zu füllen. Daher sind vielerorts heute noch Feststoffe, Schlacke und Metallreste im Boden zu finden, bisweilen auch Schwermetalle und andere Schadstoffe.

Diese Altablagerungen sind laut Tölk in der Regel nicht so gefährdend, dass sofort gehandelt werden müsste. Wird jedoch gebaut, muss der verunreinigte Boden ausgehoben und entsorgt werden.

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