Glocken für den Rathausturm aufgetrieben

9.5.2007, 00:00 Uhr
Glocken für den Rathausturm aufgetrieben

© Mayer

Im Lager des Museums fand Mayer ein Läutwerk aus 25 Glocken, chromatisch und tonrein über zwei Oktaven gestimmt. Zu dem Glockenwerk gehört ein Spielcomputer für etwa 100 Lieder, Viertel- und Stundenschlag sowie eine Funkuhr. Sogar eine Klaviatur zur Einspielung neuer Lieder ist vorhanden. Das Glockenspiel ist sofort einsatzbereit. Die Wartungs- und Betriebskosten waren laut Mayer bisher unerheblich. Das Läutwerk spielte bis zu dessen Schließung vor dem bisherigen Turmuhrenmuseum in der Zeckenmühle bei Mistelbach. Gleichartige Glockenspiele gibt es in den Städten Cham und Frankenthal in der Pfalz.

Mit 780 Kilo ist das Glockenspiel nicht einmal halb so schwer wie das erste Fürther Rathausturm-Geläut, das den Turm erschüttert hatte. Seine unbeweglichen Glocken beeinträchtigen die Turmstatik nicht. Zudem ist es Witterungseinflüssen gegenüber nicht so anfällig wie das letzte, 1950 konstruierte Geläut aus fünf elektronisch verstärkten Porzellanglocken.

«Das kriegen wir hin»

Der Preis ist nach Angaben des Stadtheimatpflegers Verhandlungssache und bewegt sich in relativ bescheidenen Grenzen. Das freut den Ehrenvorsitzenden der CSU-Stadtratsfraktion Ferdinand Metz ebenso wie SPD- Fraktionssenior Hans Moreth, die sich seit Jahren schon für neue Glocken im Rathausturm stark machen. Am kommenden Montag wollen die Stadträte das Thema in der Baubeiratssitzung ansprechen. Metz ist sicher: «Das kriegen wir hin im Jubiläumsjahr - irgendwie.»

Bei der letzten Sanierung des Fürther Rathausturmes hatte die Stadt die unvollständigen Reste der nach dem früheren OB Hans Bornkessel liebevoll «Bornkesseli» genannten Porzellanglocken dem Turmuhrmachermeister, der die Fürther Rathausuhr saniert hat, für das Museum überlassen. Zur Reaktivierung wären eine aufwändige Reparatur und die Anschaffung eines Spielwerks nötig.

Die drei ursprünglichen, in Bamberg gegossenen Bronzeglocken waren mit Friedrich Schillers Worten verziert: «Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis, Bürgerglück das höchste Streben». Bereits 1902 musste dieses 33 Zentner schwere Geläut wegen statischer Bedenken eingestellt werden. Was die Fürther nicht hinderte, bei besonderen Anlässen, etwa beim Besuch des Bayernkönigs Ludwig II. 1913 oder nach Siegen auf den Schlachtfeldern der Weltkriege, kräftig zu läuten.

1942 war auch damit Schluss. Die Bronzeglocken wurden als «Kanonenfutter» eingeschmolzen. Ein Verlust, den Bornkessel (OB von 1946 bis 1964) später als «Angriff der Machthaber des Dritten Reiches auf die Integrität der Stadt» bezeichnete, «der gesühnt werden muss.»