Graf Dracula und die babbelnden Keglerinnen

29.1.2012, 11:00 Uhr
Graf Dracula und die babbelnden Keglerinnen

© Knut Meyer

Dass der Tastengott, über den die Welt spricht, Lang Lang heißt und nicht Karl Werner Röber, ist nur eine von vielen himmelschreienden Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten. Röber hat für sein Konzert die Carnegie Hall des kleinen Mannes gewählt — die Kursana Senioren-Residenz. Dort gilt seit eh und je die Devise: Wer es bei uns schafft, der schafft es überall. Wer es nicht schafft, auf den warten die Löwen. Röber schafft es nicht. „Wenig Eleganz“, „ohne klangliche Brillanz“, „blass“ und „lieblos“ ätzt der FN-Kritiker. Chopin, Schubert, Schumann: Röber setzt „an einem völlig unzureichenden Instrument“ wirklich alles in den Sand, hat aber dennoch dankbare Zuhörer. „Das Publikum ertrug es, ohne zu murren“, so die FN weiter. „Vor anderer Kulisse wäre Karl Werner Röber längst durchgefallen.“ 2012 unterrichtet er als Klavierlehrer in Mülheim an der Ruhr.

Auch der nächste Pädagoge gibt ein, vorsichtig formuliert, unglückliches Bild ab. Ein Fürther Oberstudienrat muss vor Gericht erklären, warum er mit jenen Verkehrspolizisten, die ihn wegen Rasens gestoppt hatten, so pampig umgesprungen ist. So soll er auf die schwierige Frage „Wann geboren?“ geantwortet haben: „Ja!“ Und: „Es gibt kein Gesetz, dass man schnell antworten muss.“ Schnelle Antwort des Richters: 600 Mark Strafe. Für den Spruch „Bei Ihren Schülern können Sie das machen“ hätte allerdings gern auch mal der Herr in Schwarz ein bisschen was einzahlen dürfen.

Ebenfalls Kredit verspielt hat die CSU, die in Fürth bei den Bundestagswahlen um drei Prozent absackt. Die Laune ist im Keller, obgleich Karl Werner Röber nicht auftritt. Selbst das Giftspritzen macht keinen rechten Spaß an diesem Wahlabend. Als im Fernsehen eine bestens gelaunte Politikerin der Grünen spricht, reicht’s, so die FN, „gerade noch für ein mildes ,Miststück‘“.

Mildes Wetter, großer Mist: Fürths Kaufhäuser beklagen menschenleere Abteilungen trotz des laufenden Winterschlussverkaufs. Trost in allen Lebenslagen, auch in dieser, halten die FN bereit: „Eine etwas verzögerte Reaktion der Konsumenten ist in Fürth nichts Ungewöhnliches.“

Aber wenigstens um Mitternacht ist was los. Das Programmkino im Krawattenhaus kündigt einen Horrorfilm-Klassiker an. Zwar schlug „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ bereits 1960, doch umstritten ist der Streifen noch immer. Viele herzliche Worte findet der Katholische Filmdienst: „Übelstes Spitzenprodukt abergläubischer Grusel- und Ekelfilme für Sadisten mit krankhafter Phantasie.“ Kann eigentlich nur heißen: Der Film ist großartig. Für Katholiken gibt es in dieser Woche eine prima Alternative im City-Kinocenter, „Abendanzug“ mit Gérard Depardieu als bisexueller Einbrecher. Werbeslogan: „Der versaute Film!“

Die verdammten Kegel! Aber egal, denn beim Bundeskegelturnier der Schausteller in der Stadthalle geht es eher um Jux als um Sport. Oder? „Wennst net kegeln kannst, bist kein guter Kaufmann“, sagt ein Bamberger. Der Abräumer ist jedoch mit seiner Feinfühligkeit der Pfarrer, der die Fahne des Fürther Damen-Teams „Mir kenna’s a“ segnen will. O-Ton: „Haltet mal die Klappe und zeigt, dass ihr Ehrfurcht habt!“ Das kommt dabei heraus, wenn man die Stadthalle mit der Kursana verwechselt.

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