Gratis-Aktion schlägt ein: Viele Rentner geben Führerschein ab

3.4.2016, 06:00 Uhr
Gratis-Aktion schlägt ein: Viele Rentner geben Führerschein ab

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Unter diesem Motto versüßen Stadt und infra Autofahrern, die mit zunehmendem Alter eine Gefahr für sich und andere sein können, den Abschied vom Steuer. Wie berichtet, müssen alte Menschen ihren Führerschein unwiderruflich im Straßenverkehrsamt abgeben. Tun sie das, erhalten sie von der infra drei Gutscheine für je eine 9-Uhr-Mobi-Card im Wert von 55,30 Euro. Mit diesem übertragbaren Monatsticket können maximal zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder den Öffentlichen Personennahverkehr im Stadtgebiet Fürth nutzen – an Wochentagen ab neun Uhr, an Wochenenden ohne Limit.

"Vollkommen überrascht"

Angeregt hatte das Projekt der städtische Seniorenrat. Vorbilder gibt es bundesweit, unter anderem in Ansbach und Schwabach. Wie berichtet wollen die Initiatoren langjährigen Autofahrern einerseits den schweren Schritt zum Verzicht auf den Führerschein erleichtern. Schließlich bleibt, wer auf Bus und U-Bahn umsteigt, auch ohne Auto mobil. Die 9-Uhr-Mobicard ist aus Sicht der infra auch deshalb die ideale Alternative für Oma und Opa, weil Ausflüge mit den Enkeln kein Problem sind. Andererseits setzt die Firma darauf, durch die kostenlosen Schnupperphase neue Kunden zu gewinnen.

Dass die öffentliche Bekanntgabe der Aktion - die Fürther Nachrichten berichteten am 22. Januar - einen solchen Run auslösen würde, hätte Andreas Abele, Bereichsleiter in der Fahrerlaubnisbehörde des Straßenverkehrsamts, beim besten Willen nicht erwartet. Der aktuelle Ansturm hat ihn und seine Kollegen "vollkommen überrascht".

Für gewöhnlich haben sie "alle paar Monate vielleicht einmal" mit einer freiwilligen Führerschein-Abgabe zu tun. Häufiger kommt es zur "anlassbezogenen Abgabe" des Dokuments, wie Abele das nennt. Ältere Autofahrer, die (der Polizei) auffallen, weil sie in einen Unfall verwickelt waren, Schwierigkeiten beim Ein- und Ausparken haben oder extrem vorsichtig unterwegs sind, müssen ein fachärztliches Gutachten über ihre Fahrfähigkeit vorlegen. Fällt das negativ aus, kann der Betroffene seine Fahrerlaubnis bei der Führerscheinstelle abgeben - oder es auf ein Verfahren auf Entzug der Fahrerlaubnis ankommen lassen. 2015 hat die Stadt , wie berichtet, 28 solcher Verfahren eingeleitet, in zwölf Fällen kam es zum Entzug von Amts wegen.

Immer wieder sind es auch besorgte Angehörige, die den Stein ins Rollen bringen, sagt Abele. Allerdings leite die Stadt kein Verfahren zur Überprüfung der Fahreignung ein, nur weil der Sohn die Fahrtüchtigkeit des Vaters bezweifelt. Dazu müssten dann schon Dokumente vorgelegt werden, denen zufolge der Vater beispielsweise an Demenz erkrankt ist.

Wie Paare länger profitieren

Was Abele und infra-Verkehrschef Klaus Dieregsweiler übrigens auch erstaunt, ist die Findigkeit jener Rentner, die jetzt die Aktion "Fahrschein für Führerschein" in Anspruch nehmen. Etliche (Ehe-)Paare haben sich nämlich ausgerechnet, dass sie viel besser fahren, wenn sie ihre Führerscheine nicht zeitgleich, sondern nacheinander, im Abstand von drei Monaten, abgeben. So können sie Bus und Bahn ein halbes Jahr umsonst nutzen. "Wunderbar" findet Dieregsweiler das. Und Abele rechnet vor diesem Hintergrund schon mit einer zweiten Führerschein-Abgabewelle im April und Mai.

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