Großes Wandmosaik geht auf Reisen

12.5.2011, 11:00 Uhr
Großes Wandmosaik geht auf Reisen

© Hans-Joachim Winckler

Das 1960 von den Fürther Künstlern Hans Langhojer und Georg Weidenbacher aus farbigem Carrara-Marmor geschaffene Mosaik mit Handwerksmotiven war der Wärmedämmung der Fassade im Weg. Weil die Stadt kein Geld für den rund 140000 Euro teuren Erhalt aufbringen konnte, sollte es vernichtet werden.

Dagegen lief der Arbeitskreis Kunst im öffentlichen Raum Sturm und sammelte Spenden. Mit Hartnäckigkeit und einem Zuschuss aus der Weidenbacher-Stiftung konnten nach einigen Anlaufschwierigkeiten die nötigen Mittel aufgebracht und die Kommune zum Umdenken bewogen werden. Selbst im Nachhinein gingen noch Spenden ein — zuletzt aus einem Theaterprojekt.

Jetzt sind vier Arbeiter der Nüthen Restaurierungen GmbH damit beschäftigt, das Mosaik abzunehmen. Wie Polier René Graßhoff erläutert, wird zunächst ein mit wachsähnlichem Klebstoff getränkter Verbandsmull auf dem Mosaik befestigt. Darauf wird dann eine Schicht Nesselleinen geklebt. Derart vor dem Zerfall gesichert, kann das Mosaik mit der Flex in 140 mal 60 Zentimeter große Platten zersägt und vorsichtig von der Mauer abgelöst werden. Das geht, weil das Mosaik nicht direkt auf die Mauer gesetzt wurde, sondern auf Dämmplatten aus Holzwolle. Die ungefähr 65 Kilo schweren Mosaik-Segmente werden zum Transport auf Hartstyropor-Platten geklebt und zusätzlich mit Dachlatten gesichert. So kann auch die originale Wölbung erhalten werden. Wie sich beim Abnehmen gezeigt hat, war die Eisenarmierung durch eindringende Nässe bereits angerostet. „Sie wird durch Edelstahl ersetzt“, erklärt der Polier. Das geschieht im Erfurter Unternehmen, wo das Mosaik auch gereinigt und neu verfugt wird.

Zum Befestigen des Mosaik-Puzzles auf der 14 Zentimeter dicken Dämmschicht muss eine besondere Tragkonstruktion angebracht werden. Dazu tritt der Prüfstatiker in Aktion. Er muss Nüthen grünes Licht zum Aufbau geben. Der Technische Unternehmensleiter, Franz-Josef Schörmann, rechnet damit, dass das restaurierte Mosaik schon Ende Juli wieder an seinem Stammplatz bewundert werden kann. Nur im Sommer könne man eine derart komplizierte Arbeit ausführen. Schließlich müsse der Mörtel richtig abtrocknen können.

Mit Erfahrung am Werk

Mit Mosaik-Sanierungen kennt sich die Firma laut Schürmann aus. Neu für das Unternehmen sei in Fürth nur die Größenordnung des Auftrags. Technische Probleme bereite das allerdings nicht. Selbst Wandmalereien könnten mit einer Klebesicherung abgenommen werden. Wie Schürmann weiß, lässt sich beim Bau eines Gerüsts für das Kunstwerk sogar die Mauer dahinter einreißen und neu aufbauen, ohne dass das Gemälde entfernt werden muss.

In Fürth hat sich unter dem Einfluss des Arbeitskreises Kunst im öffentlichen Raum in den letzten Jahren erst ein neues Bewusstsein für den Wert der Nachkriegskunstwerke an den Fassaden entwickelt. Bei energetischen Sanierungen werden immer größere Anstrengungen unternommen, um diese Zeitdokumente zu erhalten. Zuletzt konnte ein Mosaik der Fürther Künstlerin Gudrun Kunstmann in der Leibnitzstraße gerettet werden.

 

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