Haltepunkt verwüstet

15.11.2008, 00:00 Uhr
Haltepunkt verwüstet

© Thomas Scherer

Bürgermeister Bernd Obst ist sauer: Bei dem erst am 26. Oktober feierlich auf den Namen «Markt Cadolzburg« getauften Dieseltriebwagen der Rangaubahn waren bereits am Tag der «Taufe« die Scheiben verkratzt. «Das ist völlig sinnlose Zerstörungswut«, meint Bernd Obst.

Vor einigen Tagen haben sich in dem neuen Cadolzburger Haltepunkt, der ebenfalls erst kürzlich eingeweiht wurde, offensichtlich jugendliche Vandalen betätigt. Mit ungelenker Schrift sprühten die unbekannten Täter in schwarzer Farbe Parolen wie «Kleeblatt Fürth« oder «Anti Nbg.« auf Stromverteiler, Wartehaus-Scheiben, den Fahrkartenautomaten und sogar auf den Boden. Ein fest installierter Abfalleimer wurde offensichtlich mit Wucht aus der Verankerung getreten.

Die Cadolzburgerin Gabriele Vogel, die «nicht oft, aber regelmäßig« die Bahn benutzt, erzählt von mutwillig zugestopften Kartenentwertern und Geldeinwurfschlitzen, die eine Zeitlang unbenutzbar waren. «Es ist eine Schweinerei«, schimpft die Hausfrau angesichts des sichtlich übel zugerichteten Bahn-Haltepunktes.

Dieser habe sich nach Gabriele Vogels Angaben zudem schnell zu einem Jugend-Treffpunkt der unangenehmen Art entwickelt. «Sie lungern herum, lassen die Bierflaschen und Alcopops kreisen und beschimpfen die Leute« erzählt Gabriele Vogel, die sich «hier nach 21 Uhr nicht mehr allein hertrauen« würde.

Bei der auch für Cadolzburg zuständigen Polizeiinspektion Zirndorf ist der Cadolzburger Haltepunkt bis dato allerdings «nicht polizeilich relevant«, wie Inspektionsleiter Gerhard Meyer erklärt. Die zuständige Polizeihauptmeisterin Anja Spielvogel hat aus dem zurückliegenden Jahr «keine Anzeigen vorliegen, die auf ein Jugendproblem hindeuten würden«. Allerdings will die Polizei das Bahnhofs-Areal in Cadolzburg nun intensiver im Auge behalten.

Bundesweites Problem

Was eine bundesweite Tendenz abbildet: Vandalismus und Farbschmierereien an Bahnhöfen und Zügen sind längst in ganz Deutschland zum Problem geworden. Allein in Bayern beläuft sich der jährliche Schaden nach Angaben der Deutschen Bahn AG auf über sechs Millionen Euro. Bundesweit war die Bahn 2007 in rund 46000 Fällen Ziel von kleinen und großen Sachbeschädigungen, zu denen auch Graffiti zählt - Schäden, deren Beseitigung die Bahn in Deutschland Jahr für Jahr über 50 Millionen Euro kostet.

Mitte Oktober haben Bahn und Bundespolizei deshalb die gemeinsame Kampagne «Vandalismus ausbremsen« gestartet. So wurde aktuell die Hotline (01805)234566 geschaltet, unter der man rund um die Uhr die Bundespolizei erreicht, um Straftaten wie jene in Cadolzburg sofort melden zu können.

Bürgermeister Bernd Obst ist einerseits «unheimlich froh« über den Einsatz des neuen Triebwagens, weil er diesen als «klares Bekenntnis zur Rangaubahn« versteht.

Auf der anderen Seite hat Obst Sorge, dass die neue Zugverbindung noch öfter zur Zielscheibe solcher gewalttätiger Aktionen werden könnte - zumal die Zahl solcher Vorfälle nach Auskunft eines Bahnmitarbeiters, der nicht genannt werden möchte, gerade in der Region Mittelfranken in jüngster Zeit stark angestiegen ist. «Ab Dezember fährt der Triebwagen im Regeleinsatz«, sagt Obst und fügt hinzu: «Ich hoffe nur, dass dann alles glatt geht.«