Happy End in Old Mountain Town

28.7.2014, 10:15 Uhr
Happy End in Old Mountain Town

© Markus Kohler

Die Story erinnert an „Spiel mir das Lied vom Tod“: John Miller (Werner Schwarz), ein Sohn des Kaffs Old Mountain Town, hat den Fortschritt in Europa studiert und will nun die Eisenbahn in die Prärie umleiten, um die Zivilisation auf höheres Niveau zu heben. Das passt dem Schwarzen Bill (Andreas Marquardt) und seiner Bande, die lieber Postkutschen ausraubt, aber gar nicht in den Kram . . .

Und da wir schon bei illustren Vorbildern sind: Früher, als es noch drei Fernsehprogramme gab, war Freitagabend Pflichttermin mit „Väter der Klamotte“, „Männer ohne Nerven“ und „Western von gestern“. Allesamt wüstester Slapstick der Stummfilmzeit, mit krachenden Kalauern und Geräuscheffekten aus Opas Tonstudio synchronisiert.

Eine dicke Portion vom unschuldigen Heidenspaß der Kinderzeit haben sich Regisseurin Ingrid Meister und ihre Darsteller bewahrt und in ihre Westernklamotte hinübergerettet. Die Handlung ist nicht der Rede wert, sie dient nur als roter Faden, um Standardszenen durch den Kakao zu ziehen. Schwarzer Bill und seine taffen Jungs wollen so finster wirken wie Sam Peckinpahs „Wild Bunch“ und sämtliche Italowesternschurken zusammen, doch die trottelige Truppe auf schwarzen Steckenpferden steht unterm Pantoffel von Köchin Clementine mit ihrer Vielzahl an Bohnengerichten. Ein weiterer Zankapfel zwischen Schwarzer Bill und John Miller ist natürlich Maria, eine herbe Schönheit, die lieber schießt und prügelt, als sich hinterm Herd zu verschanzen. Katja Pöhlmann spielt die harsche Schöne wie eine Kreuzung aus Klapperschlange und Calamity Jane.

 

Kinder appellieren

Dazu kommen die üblichen Staffagefiguren: zivilisierte Weicheier wie der Reverend und der Doktor, der Pianist, der auf einem verstimmten Honkytonk-Klavier klimpert, der versoffene Sheriff, der zu nichts zu gebrauchen ist, ein Fotograf und Schmetterlingsjäger. Sowie als Running Gag ein stummer Indianer, der immer dem Banditen Fred (Johannes Alles) erscheint, dessen gestottertem Alarmgeschrei aber niemand glaubt. Dazu appellieren unschuldige Dorfkinder an unser aller Beschützerinstinkte.

Das Publikum fiebert mit und wird selbst in den Umbaupausen gut unterhalten, wenn die Füße bei der Countrymusik der Live-Band einfach mitwippen müssen. Und weil kein Western ohne eine Ballade auskommt, darf Bandit Bronco (Lars Petersen), der eigentlich gar kein Bandit sein möchte, eine steinerweichende mexikanische Serenade anstimmen, dass der zäheste Coyote sich in die Kakteen stürzt. Die acht Freudenmädchen des Saloons mögen es flotter und legen in der beeindruckenden Western-Kulisse einen Cancan hin.

Natürlich geht alles gut aus, der Shoot-out wird in letzter Sekunde verhindert, der Schurke muss lebenslänglich der Bordellchefin willfahren — und der arme Fred? Der sieht immer noch Indianer.

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