Hardhöhe: Wirtshaus macht Kindertagesstätte Platz

31.1.2019, 11:00 Uhr
Hardhöhe: Wirtshaus macht Kindertagesstätte Platz

© Hans-Joachim Winckler

Wenn es um gepflegte fränkische Küche geht, ist das von außen eher unscheinbare Lokal an der Ecke Hardstraße, Zoppoter Straße für viele Menschen aus Fürth und Umgebung eine feste Adresse. Seit 1984 verwöhnen Brigitte und Norbert Straub ihre Gäste hier mit Karpfen, Schäufele, frisch zubereiteten Salaten und anderen Leckerbissen. Damit soll nun Schluss sein.

"Ich hab’ meinen Job zeitlebens gern gemacht", beteuert Norbert Straub beim Gespräch in der holzvertäfelten Gaststube, "aber es geht nicht mehr." Abgesehen davon, dass er und seine Frau - er ist 65, sie 63 - allmählich das Rentenalter erreichen: Wegen Knieproblemen kann der leidenschaftliche Küchenmeister, der auch Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands ist, seinen Beruf nicht mehr ausüben. Schließlich bringt die Arbeit am Herd stundenlanges Stehen mit sich.

Leerstand drohte

Weil auch die Suche nach einem Pächter ergebnislos verlief und sich nach dem Wegzug des Mix-Markts im November im Anbau ein dauerhafter Leerstand abzeichnete, begannen die Straubs, über Alternativen nachzudenken. Tochter Melanie kam dabei die Rolle der Managerin in eigener Sache zu. Die 40-Jährige, Diplom-Kauffrau und Immobilienökonomin, betreibt mit ihrem Lebensgefährten im Münchner Glockenbachviertel eine Agentur, SQM Immobilien, die Grundstücke und Gebäude entwickelt, bewertet, vermarktet.

Eine Markt- und Standortanalyse hat ihren Angaben zufolge gezeigt, dass auf der Hardhöhe zwar keine weitere Einrichtung für Altenpflege gebraucht wird. Ein erstes Gedankenspiel war damit vom Tisch. Doch habe sich herauskristallisiert, dass Kita-Plätze fehlen. "Meine Eltern haben hier über 30 Jahre Menschen mit Essen versorgt", sagt die Tochter. Nun schicke sich die Familie an, einen "anderen sozialen Beitrag" zum Leben im Stadtteil zu leisten.

Fest steht: Am 30. November bitten Norbert und Brigitte Straub in ihrem Lokal zum letzten Mal zu Tisch. Anfang 2020 dürfte dann der Abriss über die Bühne gehen. Wegen der maroden Gebäude-Statik komme ein Umbau nicht infrage, stellt Melanie Straub klar. Läuft also alles wie geplant, dann ist das Haus, in dem die Wirtsleute leben und arbeiten, in einem Jahr Geschichte.

Norbert Straub, ein Wahl-Fürther, ist in der Gastronomie groß geworden. Im elterlichen Brauereigasthof "Drei Kronen" in Memmelsdorf bei Bamberg, erzählt er, "bin ich schon als kleiner Knirps mit Gehfrei durchs Lokal gerannt". Seine Hausaufgaben erledigte er als Schulkind in der Gaststube, den Stammtisch versorgte er nebenbei mit frisch gezapftem Bier.

Von 1969 bis 1972 absolvierte er im Hotel Bamberger Hof eine Ausbildung als Koch und legte später die Prüfung zum Küchenmeister ab. Als Braumeister übernahm sein Bruder den Betrieb der Eltern, auch Norbert Straub zog es in die Selbstständigkeit. Von Anfang an hatte er dabei die Unterstützung seiner Frau. Brigitte Straub, eigentlich gelernte Industriekauffrau, ließ sich extra zur Restaurantfachfrau ausbilden.

1984 übernahm das Ehepaar die Gaststätte "Zur Hardhöhe". Ihr Bereich wurde der Service, seiner die Küche. 1994 kauften die Straubs das Anwesen der Brauerei ab. Heute beschäftigen sie sieben Voll- und Teilzeit- sowie zwei Aushilfskräfte.

Dem großen Umbruch blicken Norbert und Brigitte Straub mit recht gemischten Gefühlen entgegen. Ihre Tochter zeigt sich optimistisch: "Wenn ich das mit meinem Partner gut mache, führe ich das Familienwerk in anderer Weise weiter."

Der Neubau soll nicht nur barrierearm und mit einem Aufzug ausgestattet sein. Er soll auch um ein Stockwerk höher werden als das jetzige Gebäude mit seinen zwei Etagen plus Dach.

Die Pläne sehen vor, dass er 13 Mietwohnungen unterschiedlichster Größe und überdies zwei Kindergarten- und drei Krippengruppen Platz bietet. Heißt: Hier könnten künftig Familien und Senioren leben und 50 Drei- bis Sechsjährige sowie 36 Jungen und Mädchen unter drei Jahren tagsüber betreut werden. Im Außenbereich soll das Gros der Parkplätze vor und hinter dem Haus der für die Kita nötigen Grünfläche Platz machen.

"Lücke geschlossen"

Im Amt für Kinder, Jugend und Familien freut man sich. Denn, so Tobias Thiem, Leiter der Abteilung Kindertagesstätten, mit der Kita werde "eine Lücke geschlossen". Ausgehend vom errechneten Bedarf an Betreuungsplätzen "kommen wir mit dieser Einrichtung in Zukunft sehr gut hin".

Der Stadtrat hat das Kita-Projekt einstimmig abgesegnet. Förderanträge können somit auf den Weg gebracht werden. Insgesamt wird die Errichtung der Kindertagesstätte auf gut 3,2 Millionen Euro veranschlagt, von denen der Staat den größten Teil (2,2 Millionen) und die Stadt 246 000 Euro stemmen müsste. Der Rest entfiele auf den Träger der Einrichtung.

Wer das sein wird, ist noch offen. Laut Melanie Straub gibt es mehrere Interessenten. Sie hält eine Eröffnung der Kita im Februar oder September 2021 für denkbar, will jetzt aber erst einmal den Bauantrag einreichen. Für ihre Eltern steht fest, dass sie eine der 13 Wohnungen selbst beziehen, wenn die erst einmal fertig sind.

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