Biohof Decker

Neu im Landkreis Fürth: Haskap, die Frucht des ewigen Lebens

14.7.2019, 21:00 Uhr
Neu im Landkreis Fürth: Haskap, die Frucht des ewigen Lebens

© Foto: Petra Fiedler

Der Biohof Decker in Wachendorf baut sie an. Er ist neben einem Partner in Brandenburg der erste landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland, der auf diese Pflanze setzt.

Die junge, 13 Hektar große Beerenplantage verbirgt sich gut geschützt hinter Maschendrahtzaun. Noch ragen die feinen Zweige der Pflanzen 30 bis 40 Zentimeter aus den gehäufelten Dämmen und tragen einzelne, heidelbeerblaue Früchte. "Richtig ausgewachsen sind sie erst in vier, fünf Jahren", erzählt der Jungbauer Michael Decker. Dann werden sie rund eineinhalb Meter groß sein. Erst zu diesem Zeitpunkt kann man eine Erntemaschine einsetzen oder können die Kunden die Früchte selbst sammeln. Bis dahin ernten die Deckers in mühsamer Handarbeit Beere für Beere.

Mit Biolabel

Zwei Generationen kümmern sich um den Deckerschen Betrieb, der seit 2017 nach den Biorichtlinien von Naturland arbeitet. Die Haskapbeere kommt schon als Bioprodukt auf den Markt. Deckers Kürbisse, Spargel und Erdbeeren werden in Zukunft ebenfalls unter das Biolabel fallen.

Neu im Landkreis Fürth: Haskap, die Frucht des ewigen Lebens

© Foto: Petra Fiedler

Doch heute steht die Haskapbeere im Mittelpunkt, der Landrat Matthias Dießl, Frontmann der Regionalinitiative "Gutes aus dem Fürther Land", und Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst ihre Aufwartung machen. Dießl ist nicht nur an der Beere und ihren Inhaltsstoffen interessiert. Er äußert seine volle Anerkennung zur Entscheidung der Familie Decker: "Es gehört Mut dazu, ein so neues Produkt auf den Markt zu bringen." Pioniergeist und die Neugier der Jugend haben die jungen Deckers dazu bewogen, ihren Betrieb mit dieser Frucht in die Zukunft zu führen. "Das geht alles über die Selbstvermarktung", beantworten Luisa und Michael Decker die Frage von Landrat Dießl nach den Verkaufswegen und meinen damit nicht nur den Hofladen. Auch über den Onlineshop sind Brotaufstrich, Direktsaft und Sirup aus der Haskapbeere zu haben.

Das Aroma der Haskapbeere bewegt sich zwischen Heidel-, Brom- und Himbeere. Ihre Heimat ist die sibirische Halbinsel Kamtschatka. In Japan schätzt man schon seit Jahrzehnten ihre wertvollen Inhaltsstoffe – Antioxidantien, Spurenelemente und Vitamine. "Haskap bedeutet Beere des ewigen Lebens", verrät Michael Decker und ergänzt, dass ihr vor allem positiver Einfluss auf die Sehkraft zugeschrieben wird.

Erst seit 2018 gilt die Haskapbeere in der EU als Lebensmittel. Noch immer ist sie nahezu unbekannt. Entsprechend aufwändig war die Vorbereitung für Michael Decker. "Es gibt kaum Fachliteratur und keine Unterstützung seitens der staatlichen Beratung." So berichtet er von seinen Recherchen und Reisen zu der Beere, die, weil sie im Mai reift, zu den frühesten Früchten zählt.

Raffiniert ausgetüftelt

Decker, ausgebildeter Agraringenieur, hat Klimazonenberechnungen angestellt, getüftelt, wie Bewässerung und biogerechter Schutz vor Unkraut aussehen müssen. Eine Bienenweide wurde zwischen den Pflanzenreihen gesät, Insektenhotels und Ansitze für Greifvögel aufgestellt und Trockenmauern zusammengetragen. Gute Voraussetzungen, dass sich die Biobeeren und ihre Bestäuber wohlfühlen.

Dennoch, es gibt noch viele Unbekannte rund um den Anbau der Haskapbeeren in Wachendorf. "Wir wissen nicht, wie die durchschnittliche Ernte ausfallen und vor allem wann die erste Vollernte einsetzen wird."

Was für ihn als Landwirt letztendlich den Ausschlag gegeben habe, die Haskapbeere als Betriebszweig zu etablieren, will Landrat Dießl von Michael Decker wissen. Die prompte Antwort: "Der Geschmack und die gesundheitlichen Aspekte." Dass diese positiven Eigenschaften die Verbraucher überzeugen, hat Decker schon beobachtet: "Es gibt schon Wiederholungskäufer."

Und wie weiß man, dass es sich um die Bioprodukte der Deckers handelt, wenn man Haskapbeeren genießen will? Das Wachendorfer Original haben die Deckers "Haskapella" getauft.

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