Hauptbahnhof verändert sein Gesicht

20.8.2010, 19:00 Uhr
Hauptbahnhof verändert sein Gesicht

© Mark Johnston

Von Vordach und Möblierung ist nur noch ein Haufen Schutt übrig. Die abdekorierte Rückseite des Bahnhofsgebäudes wirkt wenig anheimelnd. Lediglich die Säulen aus der Eisengießerei von Johann Wilhelm Späth, in der auch der „Adler“ montiert worden war, werden vom Abrissbagger geschont. Sie wandern als industriegeschichtliches Denkmal ins Depot des Nürnberger DB-Museums.

„In Fürth servieren wir Ihnen jetzt einen neuen Bahnsteig – à la Mode du Chef“ steht auf dem Transparent am Fahrradparkplatz zwischen Bahnhof und Post. Bis es so weit ist, müssen die Fahrgäste freilich noch mit staubiger Hausmannskost vorliebnehmen. Anstelle des boulevardartigen alten Perrons entsteht ein neuer Mittelbahnsteig mit zwei Treppen, Aufzug und einem modernen Dach. Zudem wird die Bahnsteigunterführung erweitert. Den Ausbau der S-Bahn Nürnberg – Forchheim und der Schnellzugstrecke Nürnberg – Ebensfeld erläutert die Bahn multimedial in ihrem im Fürther Hauptbahnhof untergebrachten Informationszentrum.

Hier wird allerdings eine Planung vorgestellt, die von Fürth entschieden abgelehnt wird: Der S-Bahn-Schwenk durchs Knoblauchsland zum Industriegebiet Schmalau. Um der Bahn Paroli bieten zu können, hat die Stadt ein Wirtschaftlichkeitsgutachten für die von ihr bevorzugte Trassenführung entlang der Bestandsstrecke erstellen lassen. In einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Bahn und des bayerischen Wirtschaftsministerium werden derzeit die unterschiedlichen Standpunkte abgeklopft.

Ungeachtet des laufenden Verfahrens drückt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann aufs Tempo. Fürths Bedenken schiebt er mit der Drohung zur Seite, das Beharren auf Planänderung könne das S-Bahn-Projekt verzögern. Querschüsse gegen die Fürther Parteifreunde kommen aber auch aus Reihen der Nürnberger SPD.

Unter Druck setzen lassen will sich Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) jedoch nicht. Dem Innenminister hält er entgegen, er sei in dieser nicht zu seinem Ressort gehörenden Frage schlecht beraten. Die Abstimmungsgespräche liefen hingegen erfreulich konstruktiv. Rückendeckung erhält Fürth vom Ortsbeirat Eltersdorf und von den Nürnberger Grünen.