Hauptschüler produzieren ihr eigenes TV

9.2.2010, 00:00 Uhr
Hauptschüler produzieren ihr eigenes TV

© Winckler

Wenn ihre Schulfreunde bereits ins Wochenende gleiten, sitzen Dragan (13), Eray (15) und Nail (13) noch leidenschaftlich gern im Klassenzimmer. Zusammen mit anderen Siebt- und Achtklässlern bearbeiten sie an Laptops selbst gedrehte Videoclips, Umfragen und Interviews.

Den Anstoß zur Zusammenarbeit hat Medienberater Klaus Lutz von Parabol gegeben. Bei Schulleiter Gerhard Graefe rannte er offene Türen ein. Bei einem Lernmitteletat von 1800 Euro konnte sich die Schule Geräte für eine sinnvolle Medienarbeit bislang nicht leisten. Parabol stellte nicht nur Kameras und Computer zur Verfügung, sondern auch noch Fachpersonal. Sonja Breitwiesa und Martin Würflein leiten gemeinsam mit dem Lehrer Markus Gleixner die Schülerinnen und Schüler an.

Große Anstrengungen braucht es nicht, um die aufgeweckte Gruppe zu motivieren. An Ideen herrscht kein Mangel und immer wieder werden neue Schüler angelockt. Einen Talentwettbewerb hat man schon aufgezeichnet, der Nürnberger SPD in Interviews auf den Zahn gefühlt, Passanten zu ihrer Meinung über die Grippe-Impfung befragt und das Schulleben ins Bild gerückt.

Finanziert wird das Projekt durch die Medienfachberatung für den Bezirk Mittelfranken und das Förderprogramm «In eigener Regie», für das die Landeszentrale für Neue Medien und das Institut für Medienpädagogik verantwortlich zeichnen.

Als «riesige Bereicherung» bezeichnet Schulleiter Graefe das Projekt, der auf eine dauerhafte Fortsetzung im neuen Schulhaus an der Otto-Seeling-Promenade hofft, das im Juli bezogen wird. Dazu müssen allerdings noch Sponsoren gefunden werden. Bei einer Präsentation in der Turnhalle wurde das Schüler-TV bereits vorgestellt. Einsehen kann man es bald auch im Internet unter der Adresse www.otto-schultv.de

Extreme Ausdauer attestiert Gleixner den Teilnehmern. In Eigenregie planen und realisieren sie ihre Video-Beiträge. Dabei entwickeln sie für die Lehrer bislang völlig unbekannte Fähigkeiten und lernen vor allem, das Internet überlegt zu nutzen. Gleixner freut sich: «In der Medienarbeit wird eine Lebenskompetenz herausgebildet, die den Schülern später den Einstieg ins Berufsleben erleichtert.»

Den Gefahren des Internets können die Projektteilnehmer leichter begegnen. Es gibt auch schon Anfragen von Musikgruppen, die sich von den jungen TV-Leuten präsentiert sehen wollen. Denn das beherrschen sie eindrucksvoll: Themen aller Art erfrischend umzusetzen. Und der Spaß an der Arbeit überträgt sich auch auf den Betrachter. VOLKER DITTMAR