Heikler Trend: Experten warnen vor Tierkäufen im Internet

21.8.2019, 06:00 Uhr
Heikler Trend: Experten warnen vor Tierkäufen im Internet

Auf der Plattform „eBay Kleinanzeigen“ werden momentan in Fürth und Umgebung über 300 Katzen angeboten. Der Interessent kann dem Anbieter mit dem süßesten Katzenfoto eine Nachricht schreiben und direkt einen Abholtermin vereinbaren – so leicht und bequem ist es, ein Kätzchen im Internet zu kaufen.

Das Problem: Springt der Neuzugang dann erst mal durch die Wohnung, merkt man erst, wie viel Verantwortung das ist, sagt Michaela Pfaff, die die traurigen Folgen erlebt: Dass das Tierschutzhaus auf der Stadelner Hard zurzeit voll belegt ist, führt die Leiterin auch auf das veränderte Kaufverhalten zurück: „Jeden Sommer werden bei uns viele Tiere abgegeben. Aber diesen Sommer sind es noch mehr.“

Unmengen von Tieren würden auf Facebook und Co. verscherbelt, sagt sie. Viele der Käufe seien nicht richtig durchdacht. Die „Retouren“ landen oft im Heim – wo man zur Urlaubszeit ohnehin an die Grenzen gerät.

Im Fürther Tierschutzhaus gilt inzwischen schon ein Aufnahmestopp. Zirka 50 schnurrende Stubentiger warten hier auf neue Besitzer, zusätzlich noch ein paar Kaninchen und Meerschweinchen. Vermittelt werden derzeit nur wenige Tiere – nicht einmal die sieben süßen Katzenbabys, die hier leben, haben bisher langfristige Ohrenkrauler gefunden. Den Leuten zu empfehlen, Fundtiere beim Tierheim Nürnberg abzugeben, bringt auch nichts, denn das platzt gerade ebenfalls aus allen Nähten.

Jana Hoger von der Tierrechtsorganisation Peta bestätigt: „Die Möglichkeit, dass jeder frei und anonym Tiere verkaufen kann, trägt zu viel Leid bei.“ Problematisch sei, dass man beim Internetkauf das Tier nicht kennengelernt hat. „Im Heim wird man beraten. Man kann ein Tier finden, das zu einem passt.“ Online kaufe man wortwörtlich die Katze im Sack. 

Pfaff hat den Eindruck, dass das Verantwortungsbewusstsein generell abnimmt: „Es gibt immer mehr Hobbyzüchter, die auf schnelles Geld hoffen, wenn sie Tiere bei eBay anbieten.“ 

Ob sie aus dem Ausland sind, ist nicht zu erkennen

Peta-Expertin Hoger gibt zu bedenken, dass der Laie auf Internetportalen nicht erkennen könne, welche Tiere von Privatpersonen aus Deutschland kommen und welche illegal aus dem Ausland importiert wurden: „Diese Banden sind sehr gut auf den Markt abgestimmt.“ Sie agieren anonym und verschwinden gleich nach dem Kauf wieder. Der Käufer steht dann im schlimmsten Fall mit einer todkranken Katze und hohen Kosten allein da.

Der Anfang im Heim – die Untersuchungen, die Quarantäne, das Zurechtkommen mit anderen Tieren – sei für die Katzen stressig. Am schlimmsten aber sei es, wenn sie nicht bald wieder herauskommen, so Pfaff: „Manchen merkt man richtig an, wie traurig sie sind.“ Egal, wie viel Mühe man sich gibt: „Wir können kein eigenes Zuhause ersetzen.“

Tierschützer sind sich einig: Die Politik müsste eingreifen. „Es ist immer mal im Gespräch, ein Verkaufsverbot für Tiere im Internet durchzusetzen", sagt Hoger. Beschlossen wurde noch nichts. Pfaff ist froh, dass Tierschützer es immerhin geschafft haben, den Tierhandel in Baumärkten weitestgehend zu unterbinden.

Nicht nur die Politik kann etwas tun: Wer dem Tierschutzhaus helfen möchte, kann dort Katzen versorgen, den Garten begrünen, Fahrten zum Tierarzt übernehmen oder Geld spenden. Und wer noch einen Platz auf seinem Sofa frei hat, findet vielleicht bei einem Besuch einen Mitbewohner, der auch in den kommenden Sommern bleiben darf. Denn, so Hoger: „Seinen besten Freund kann man eben nicht im Internet bestellen.“

 

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