Heiligabend: Notärzte werden dringend gesucht

22.12.2017, 12:24 Uhr
Heiligabend: Notärzte werden dringend gesucht

© Foto: Patrick Seeger/dpa

Dabei sind die Schichten des Rettungsdienstes "ganz normal eingeteilt", wie Axel Rupprich, stellvertretender Einsatzleiter des BRK Fürth, nun auf FN-Nachfrage versicherte. Sieben Rettungsfahrzeuge mit je einem Notfallsanitäter bzw. Rettungsassistenten und einem Rettungssanitäter halte man vor. Hinzu kämen drei Notarzteinsatzfahrzeuge mit je einem Rettungssanitäter, dem Fahrer, und einem Notarzt. Die hiesigen Notarzt-Standorte in Fürth, Zirndorf und Langenzenn sind also auch besetzt. Aber: So ist das nicht überall.

Im den Nachbarlandkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Erlangen-Höchstadt etwa sind gegenwärtig mehrere benachbarte Standorte ohne Notarzt. So fanden sich für Neustadt und für Bad Windsheim am 24. noch keine Mediziner mit der nötigen Zusatzqualifikation, weder für den Tag noch für den Abend und die Nacht. Auch in Uffenheim ist bis 18 Uhr bislang niemand eingeteilt. Fehlanzeige auch in Höchstadt/Aisch. Und in Herzogenaurach und Nürnberg Nordwest sucht die KVB noch nach Freiwilligen für den Abend und die Nacht.

Der 24. Dezember sei immer problematisch, sagte KVB-Sprecher Martin Eulitz auf Nachfrage. "Ärzte wollen halt Weihnachten auch mit ihrer Familie verbringen." Doch sei es "dieses Jahr extrem schwierig", Leute für die besagten Einsatzbereiche zu finden. Seine Kollegen, versichert Eulitz, setzten alle Hebel in Bewegung, um im letzten Moment Abhilfe zu schaffen. Man frage Notärzte in benachbarten Gebieten an und über einen Mailverteiler bayernweit. Weil Ärzte, die an Krankenhäusern arbeiten, keine KVB-Mitglieder sind, setze man bei der Lösung der Besetzungsprobleme auch auf Kontakte von Rettungszweckverbänden, Rettungswachen und Integrierten Leitstellen. Sie alle sollen sich nun bei der Suche ins Zeug legen.

"Keine Versorgungslücken"

Nach dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz ist der Notarztdienst freiwillig, erklärt Eulitz, die KVB könne niemanden zwingen. Normalerweise klappt das auch, der Sprecher verweist auf eine Besetzungsquote von "übers Jahr gesehen über 98 Prozent". Nur der Heiligabend sei eben knifflig.

Trotzdem bestehe "kein Grund zur Verunsicherung", meint Eulitz. "Die Versorgung auch bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Unfällen ist sichergestellt." Die Rettungsleitstelle könne schließlich auf den Helikopter zurückgreifen oder auf Mediziner aus der Nachbarregion. "Es entstehen keine Versorgungslücken."

"Dann rasen Sie mal von Bad Windsheim nach Langenzenn", kommt Kritik aus den Reihen hiesiger Retter, die sich fragen, wo die Notärzte aus der Stadt und dem Landkreis Fürth an Heiligabend wohl überall herumkurven müssen, wenn es der KVB nicht gelingt, seine Besetzungslücken zu schließen. Der Rettungshubschrauber, ist auch zu hören, fliege mangels Nachtsichtgeräten nur bei Tageslicht. Und der am Flughafen Nürnberg stationierte Intensiv-Transporthubschrauber werde für die eilige Verlegung von Intensiv-Patienten gebraucht und komme nur in Ausnahmefällen direkt zu einem Einsatzort.

Auch Jens Oehler, Geschäftsführer beim Rettungszweckverband Nürnberg, der unter anderem für Stadt und Landkreis Fürth zuständig ist, gibt zu bedenken, dass zwar stets der Notarzt herbeieile, der den kürzesten Weg zum Einsatzort habe. Wie schnell er dort ankommt, hänge aber auch "von der Auslastung und von der Anfahrtsituation ab". Die zwölfminütige Frist, ergänzt Dr. Boris Singler, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes beim Rettungszweckverband Nürnberg, binnen derer in Bayern Hilfe vor Ort sein soll, sei abgedeckt, sobald der Rettungsdienst eintrifft. Allerdings: Medikamente, etwa zur Auflösung eines Thrombus, dürften eben nur Notärzte verabreichen, nicht aber Notfallsanitäter, Rettungsassistenten oder Sanitäter. Die gewünschte Qualität einer notärztlichen Versorgung wie im Normalfall zeichne sich für Heiligabend im Moment zwar nicht ab, meint Singler.

"Wir geben uns alle Mühe"

Doch ist er, wie Eulitz, überzeugt davon, dass sich die Bevölkerung keine Sorgen machen müsse. "Wir geben uns alle Mühe", betont Eulitz, die Vakanzen bis Heiligabend zu beseitigen. Jens Oehler verströmt Zuversicht: Es seien schon öfter Notarztdienste in der Planungsphase unbesetzt gewesen, sagt er, "und schlussendlich war dann doch einer da".

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