Helfer der Tafel zunehmend unter Druck

11.12.2009, 00:00 Uhr
Helfer der Tafel zunehmend unter Druck

© Hans-Joachim Winckler

Angesichts rückläufiger Lebensmittellieferungen bei zunehmender Nachfrage müssen der Abgabe Grenzen gesetzt werden. Abgabeberechtigungen werden nur bis zu einer Einkommensobergrenze ausgestellt: Für einen Erwachsenen liegt sie bei 770 Euro im Monat, für jeden weiteren Erwachsenen einer Bedarfsgemeinschaft bei 400 Euro und für jedes Kind bei 350 Euro. Nicht berücksichtigt werden allerdings die Ausgaben.

Das wiederum sorgt für Ärger – etwa wenn die hohe Miete nicht ins Kalkül gezogen wird. Dann müssen sich die Tafel-Helfer schon einmal als unsozial beschimpfen lassen. Ungerecht, wie die Tafel-Vorsitzende Traudel Cieplik meint. Denn die Einkommensgrenzen seien bewusst hoch angesetzt.

Kein Rechtsanspruch

Einer allein Erziehenden mit drei Kindern werden 1820 Euro zugestanden. Cieplik: «Es gibt viele Familienväter, die nicht so viel heimbringen.» Richtig wütend werden kann die Tafel-Chefin, wenn sie feststellen muss, dass ausgegebene Lebensmittel in der nächsten Mülltonne landen. Die knapp 400 ehrenamtlichen Tafel-Helfer sehen sich mit einem wachsenden Anspruchsdenken konfrontiert.

Auch Uneinsichtigkeit macht ihnen zu schaffen. «Jeder meint, er sei die einzige Ausnahme», beschreibt Cieplik ein sich immer mehr ausbreitendes Phänomen. Hinzu komme die irrige Annahme, es gebe einen Rechtsanspruch auf Unterstützung durch die Tafel. Die Vereinsvorsitzende stellt klar: «Wir helfen ja gerne, aber wir können nicht alle Unbill der Welt auffangen.»

Nicht jeder Hartz-IV-Empfänger ist automatisch empfangsberechtigt für Tafel-Hilfe. Die strenge Auswahl, bei der Nebenkosten unberücksichtigt bleiben, ist laut Cieplik nötig, um der Masse der Bedürftigen überhaupt noch gerecht werden zu können. 50 000 Menschen werden jährlich von den zehn Ausgabestellen der Fürther Tafel versorgt. Gut ein Drittel davon sind Kinder.

Fünf Ausgabestellen der stetig gewachsenen Organisation liegen im Landkreis. Nicht dazu gehört die eigenständige Langenzenner Tafel. Zu den Problemen, mit denen die Tafel zu kämpfen hat, gehört der Rückgang der Lebensmittelspenden. Viele Supermärkte verkaufen alte Frischware kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums lieber, als sie zu verschenken. Auch die Gemüselieferung aus dem Großmarkt geht in der kalten Jahreszeit merklich zurück.

Schon zum wiederholten Mal haben Fürther Tafel-Helfer vor Discountern zur «Eichhörnchen-Aktion» aufgerufen: Sie verteilten Handzettel mit einer Liste dringend benötigter Waren. Bei der Kundschaft stießen sie bislang auf große Spendenbereitschaft. Schließlich erleichterte die Aktion die Übergabe enorm. Die nach dem Einkauf abgegebenen Dinge wurden an Ort und Stelle in den Tafel-Transporter verladen und zu den Ausgabestellen gebracht.

Drei Mal wöchentlich werden anhand der Einkommensbescheide Ausgabeausweise ausgestellt. Sie berechtigen zwei Mal in der Woche zum Abholen von Lebensmitteln – natürlich nur, solange der Vorrat reicht. Eine Zitterpartie war heuer die Versteigerung der Tafel-Zentrale in der Mathildenstraße. Erst nachdem die WBG das Gebäude mit den unverzichtbaren Kühlräumen erworben hat, war der Fortbestand gesichert. Dringend benötigt werden derzeit weitere freiwillige Ausgabehelfer. VOLKER DITTMAR