„Herzloses Geschäft“

24.3.2012, 22:00 Uhr
„Herzloses Geschäft“

© Thomas Scherer

Erich Ammon, Zweiter Bürgermeister aus Langenzenn, der aktuell Jürgen Habel vertritt, bedauert die Bürger aus den kleinen Orten. Sie verlören nun oft eine ihrer letzten Einkaufsmöglichkeiten. Ammon, der selbst Einzelhändler ist, spricht von einem „herzlosen Geschäft“, Rücksichten auf örtliche Strukturen könne sich keiner leisten. Drei Schlecker-Filialen hat es einst in Langenzenn gegeben, und nun macht auch die letzte dicht. Die Kunden können auf den nur gut 500 Meter entfernten Drogeriemarkt Rossmann ausweichen.

Unverständlich findet Ammon die Entscheidung der Schlecker-Zentrale dennoch. Bereits um die Weihnachtszeit 2011 hatte nämlich die SchleckerFiliale am Prinzregentenplatz geschlossen. „Das hat uns weit härter getroffen, denn die Innenstadtbelebung ist uns sehr wichtig“, meint Ammon.

Protestbriefe verfasst

In Wilhermsdorf und Ammerndorf hingegen gibt es keine Ersatzgeschäfte, die auf Drogeriewaren und Kosmetika spezialisiert sind. „Uns trifft jede Schließung hart, weil wir nicht so viel Handel haben“, sagt Wilhermsdorfs Bürgermeister Harry Scheuenstuhl. Er hat deshalb genauso wie sein Ammerndorfer Amtskollege Franz Schmuck einen Protestbrief an die Verantwortlichen geschrieben, allerdings ohne große Erwartungen. Das Problem sehen beide Bürgermeister besonders für die älteren Menschen, die oft nicht motorisiert sind. Beide Gemeinden haben keine Vollsortimenter und in Ammerndorf ist die Alternative, der Discounter Netto, für Senioren zu Fuß nur schwer zu erreichen.

An die ältere Generation denkt auch Oberasbachs Bürgermeisterin Birgit Huber. Die Bewohner des nahen Seniorenheims hätten im Geschäft am Rathaus ihren Bedarf gedeckt. „Schlecker war eine feste Größe“, meint Huber, auch wenn sie einräumt, dass die Konkurrenz an der Rothenburger Straße groß sei.

Brandbrief an die Chefs

Oberasbachs Bürgermeisterin hat vom bevorstehenden Ende von den Mitarbeiterinnen selbst erfahren. Sie hatten Huber um Unterstützung gebeten. Sofort habe sie darauf einen Brief an den Personalrat gerichtet, mit der Bitte, ihn an die Geschäftsleitung weiterzureichen. Große Hoffnung, etwas auszurichten, hat Huber nicht. „So eine Insolvenz hat ihre eigenen Regeln“, sagt sie „eigentlich ist das Kind dann schon in den Brunnen gefallen.“ Das Schlecker-Ende sieht sie auch darin begründet, dass die Unternehmenspolitik nicht gerade arbeitnehmerfreundlich gewesen sei. „So kann man natürlich keinen Erfolg haben“, ist Hubers Auffassung.

Kritik am Unternehmen übt auch Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel. Erst als er auf der Internet-Liste der zu schließenden Niederlassungen suchte, stieß er auf die Zirndorfer Filiale an der Nürnberger Straße. „Das ist schon eine seltsame Auffassung von Informationspolitik“, meint er. Er bedauert das Ende des Geschäfts gegenüber dem Rathaus, meint aber, es hätte noch schlimmer kommen können. Dann nämlich, wenn von den vier noch existierenden Läden der Markt in der WBG-Siedlung aufgegeben worden wäre: „In der Innenstadt können andere Geschäfte das Ende auffangen, in der WBG-Siedlung gibt es kaum Alternativen.“

Es sei immer bitter, wenn einer zusperren muss, meint Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst. Auch dort ist nun das endgültige Aus der Filiale bestätigt. Ältere Bürger würden den Schlecker-Markt sicher vermissen, glaubt Obst. Aber in Cadolzburg gibt es Ersatz dank der Discounter und Vollsortimenter, die ebenfalls ein umfangreiches Drogerie-Sortiment vorhalten.

Wie es für die Mitarbeiterinnen der Drogeriemärkte weitergehen könnte, ist nach wie vor noch nicht endgültig geklärt. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Dauer der Betriebszugehörigkeit.

Adriana Soldo, Schlecker-Betriebsratsvorsitzende für den Bezirk Fürth-Herzogenaurach, geht davon aus, dass den langjährigen Mitarbeiterinnen Arbeitsplätze in den weiter existierenden Filialen angeboten werden. Allerdings müssten dafür Angestellte mit kürzerer Zugehörigkeit zum Unternehmen gehen. Die Einzelheiten sind aber noch nicht geklärt.

 

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