Hilfe bei den Hausaufgaben

28.7.2011, 13:00 Uhr
Hilfe bei den Hausaufgaben

© Hans-Joachim Winckler

Hände, Füße und ein bisschen Fantasie können prima Hilfsmittel bei den Hausaufgaben sein. Michele Spinola weiß wieso: „Wenn es zum Beispiel heißt ,Schreibe die Antwort in ganzen Sätzen auf‘, der Schüler aber nur wenig Deutsch spricht, dann muss ich mir auch erst überlegen, wie ich erkläre, worum es geht“, erinnert sich der 18-Jährige und gibt lachend zu, dass die Kommunikation oft genug zunächst mit Händen und Füßen geführt wurde.

„So zuverlässig“

Michaela Mader (18) und Michele Spinola haben je zwei Nachmittage pro Woche mit Jungen und Mädchen aus der 5. bis 7. Klasse Hausaufgaben gemacht, für die Deutsch noch eine Fremdsprache ist, die sie zum Teil erst seit wenigen Monaten lernen; sie haben erzählt und mit ihnen Spiele gemacht.

Karin Schuster, Jugendsozialarbeiterin an der Otto-Seeling-Mittelschule, hat das Kooperationsprojekt zwischen den beiden benachbarten Schulen organisiert – und ist begeistert von Michele und Michaela, die gerade ihr Abitur gemacht haben: „Die beiden haben so zuverlässig und eigenständig gearbeitet, wir werden sie sehr vermissen.“

Eva-Maria Brütting, Lehrerin der Deutschlerngruppe an der Otto-Seeling-Schule, macht klar: „Maximal zwei Jahre lang werden die Schüler, die noch nicht genügend Deutsch sprechen, jeweils für 14 Stunden pro Woche aus ihren Klassen genommen und lernen gemeinsam die Sprache.“ Die freiwillige Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag unterstützt dabei effektiv den raschen Spracherwerb und hilft nicht zuletzt, bald flüssig Deutsch zu sprechen. „Wir haben uns natürlich auch über alle möglichen Themen unterhalten“, sagt Michaela Mader.

Viele Migranten

„Die sind gar nicht so streng, das war gut mit denen“, lobt Oliver Taub (12), der aus Rumänien stammt. Er gehört mit Bence Fehete (12) aus Ungarn, Jehona Berisha (14) aus dem Kosovo, Alice-Florina Boldea (12) aus Rumänien, Gianina Nadasanu (14), die ebenso wie Isaia Simón (12) aus Rumänien und Spanien stammt, zur Hausaufgaben-Gruppe. Zwischen 70 und 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler an der Otto-Seeling-Schule haben einen Migrationshintergrund, erklärt Eva-Maria Brütting; die meisten von ihnen sind allerdings bereits in Deutschland geboren.

Doch auch für Michaela Mader und Michele Spinoza selbst hat die Hausaufgabenbetreuung einiges gebracht. Zum Beispiel bei der Berufsfindung. „Irgendwann denkt man ja auch darüber nach, Lehrer zu werden“, lacht Michaela. „Das habe ich verworfen, aber nicht, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe, sondern, weil ich gesehen habe, was dahinter steckt.“

Sie will jetzt zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau machen, später vielleicht studieren. Michele, der Wirtschaftsmathematik in Erlangen studieren wird, stammt aus Italien und kam vor zwölf Jahren hierher. Heute sagt der 18-Jährige: „Mittlerweile habe ich großen Respekt vor meinen Lehrern, die mir damals geholfen haben, Deutsch zu lernen.“

Von Karin Schuster gab es für Michele Spinola und Michaela Mader zum Dank Urkunden für ihren außergewöhnlichen Einsatz: „Diese Zertifikate könnt ihr später natürlich auch zu euren Bewerbungen hinzufügen“, betonte sie.

Das Hausaufgabenprojekt an der Fürther Otto-Seeling-Mittelschule wird auch im nächsten Schuljahr weitergeführt. Wer sich engagieren möchte, kann sich bei Karin Schuster, Telefonnummer (0911) 9742149, oder mit einer E-Mail an die Adresse jas@otto-seeling-mittelschule-fuerth.de melden.