Hilferuf für ein bedeutendes Kunstwerk

7.5.2010, 00:00 Uhr
Hilferuf für ein bedeutendes Kunstwerk

© Edgar Pfrogner

Das Mosaik ist der Fassadenisolierung im Weg. Die Stadt Fürth hat kein Geld für das Abnehmen und erneute Aufbringen auf die Wärmedämmung. Zudem duldet der Zeitplan der laufenden Schulhaussanierung keinen Aufschub. Nur 14 Tage Zeit bleibt für die Entscheidung über Erhalt oder Verderb des Kunstwerks, sagt Ralf Röder, Technischer Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft.

Dass es sich um ein »außerordentlich qualitätsvolles Mosaik handelt«, versichert nicht nur Baureferent Joachim Krauße. Weidenbacher-Schüler Bernd Kaag, der zusammen mit Gerhard Ritter und Wilfried Höfler eine umfangreiche Dokumentation über Kunst am Bau der 50er und 60er Jahre erstellt hat, erläutert: »Das ist mit Abstand das bedeutendste Kunstwerk seiner Art.«

Schon das Material, Carrara-Marmor in Naturfarben, sei sehr wertvoll. Außergewöhnlich war auch die enge Zusammenarbeit zweier renommierter Fürther Künstler, die 1960 ein anspruchsvolles Zeitdokument schufen. Leicht abstrahiert stellt es die damals an der Berufsschule vertretenen Gewerke dar.

Als zu teuer und ineffektiv hat der städtische Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung ein bloßes Sichern des Mosaiks verworfen. Abbau und Einlagern würden mit 140 000 Euro zu Buche schlagen. 100 000 Euro würde das Fixieren an Ort und Stelle kosten, um anschließend eine gedämmte Blechfassade davorblenden zu können. Zum Einblechen müssten allerdings 30 Prozent des Kunstwerks zerstört werden.

Auch die Seitenwände des im ersten Obergeschoss angelegten Saales sind mit Mosaiksteinen verkleidet. Sie ebenfalls zu erhalten, würde nochmal 50 000 Euro kosten. Dennoch plädiert SPD-Stadträtin Michaela von Wittke dafür, das Kunstwerk nicht kampflos aufzugeben. Während SPD-Fraktionschef Sepp Körbl anregte, in der heimischen Wirtschaft nach Sponsoren zu suchen, schlug von Wittke vor, bei der teuren Abnahme des Mosaiks Schüler im Rahmen einer freiwilligen Projektarbeit einzubinden.

Vernichtung droht

Eine Entscheidung gegen den Erhalt würde der Vernichtung von Kunst am Bau Tür und Tor öffnen. Kreative Lösungen seien gefordert. Spontan sagte FDP-Stadtrat Kurt Strattner, Obermeister der Fürther Malerinnung, seine Beteiligung an einer Spendenaktion zu. »Wenn wir den Namen Langhojer in Fürth erhalten wollen, dürfen wir sein größtes Werk nicht zerstören«, appelliert CSU-Stadtrat Siegfried Tiefel.

Stadtheimatpfleger Alexander Mayer gibt zu bedenken, dass der Bauausschuss vor 50 Jahren beschlossen hat, das Mosaik anbringen zu lassen. Was die Stadt selbst angeschafft hat, müsse sie selbstverständlich erhalten.

Angesichts der breiten Lobby für das Mosaik gaben sich Baureferent Krauße und OB Thomas Jung schließlich kompromissbereit: Wenn die Hälfte der zum Erhalt benötigten Summe an Spenden zusammenkomme, werde die Stadt den Rest schultern. Die Kommune will auf die Handwerkskammer und das Industrie- und Handelsgremium zugehen, hofft aber auch auf Spenden privater Mäzene. Geprüft wird ferner, ob Mittel aus dem Weidenbacher-Nachlass für das Mosaik verwendet werden können. VOLKER DITTMAR