"Historisch": Mehr Geld für Serviceleute am Fürther Klinikum

26.4.2019, 11:00 Uhr

Der bis 2014 ausgegliederte Servicebereich kehrt von jetzt an Schritt für Schritt vollständig zurück in den großzügigeren Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD). Heißt: 250 Beschäftigte erhalten ein "enorm verbessertes Einkommen", so ver.di-Gewerkschaftssekretär Bernhard Bytom. Das Gehaltsplus bewege sich zwischen 150 und 750 Euro, für die meisten Betroffenen gehe es um "mehrere Hundert Euro brutto im Monat". Profitieren werden Reinigungskräfte, Topfspüler, Laborhilfskräfte, Beschäftigte aus der Wäscherei, Poststelle, Pforte, Cafeteria, dem Lager oder Patiententransport.

Zum Verständnis: Um Geld zu sparen vergeben viele Krankenhäuser Teilbereiche an private Anbieter oder gliedern, wie 2004 das Fürther Klinikum, Servicegesellschaften aus. Das Personal der Klinikum Service GmbH war so mit dem "zähneknirschenden Segen" (Bytom) der Gewerkschaft finanziell besser gestellt als das privater Firmen, verdiente aber weniger als Kollegen, die vor 2004 eingestellt worden waren und nach TVöD bezahlt wurden.

Das führte zu unschönen Situationen. Wie Michael Leicht vom Personalrat schilderte, gab es immer wieder Reibereien und auch Versuche, Arbeit auf die Besserverdiener abzuwälzen, Motto: "Mach du mehr, du kriegst ja auch mehr Geld." Bei Demos forderten die Betroffenen ein Ende der "Zweiklassengesellschaft" – und hatten Erfolg. 2014 wurde die Service GmbH nach einem Beschluss des Stadtrats aufgelöst und ihre Beschäftigten beim Kommunalunternehmen Klinikum direkt angestellt.

Es war ein erster Schritt, der finanzielle Verbesserungen mit sich brachte, laut Bytom rund 20 Prozent mehr Gehalt, aber noch keine Gleichstellung. Die ist das Ziel der aktuellen Tarifeinigung. Bis Ende 2023 werden die Mitarbeiter der früheren Servicegesellschaft sukzessive in den TVöD übergeleitet. Wie Bytom sagte, bedeutet das unterm Strich eine weitere Gehaltserhöhung um 20 Prozent. Ab 2024 gilt dann für alle nichtärztlichen Beschäftigten des Hauses der TvöD als einheitliches Tarifrecht.

Es sei wichtig, dass das Klinikum den Niedriglohnsektor verlasse, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung. Den Abschluss nannte er einen "großen Wurf", Fürth "ein Vorbild für die Region und die Republik". Doch brauche das Gesundheitswesen attraktivere Arbeitsbedingungen und mehr Geld, hier seien Bund und Kassen gefordert. Jung erneuerte seinen Appell an den Landkreis Fürth, sich an der Finanzierung des Klinikums zu beteiligen. Das Klinikum macht Verluste, die die Stadt ausgleichen muss. Einen Teil des Defizits erklärt Klinikchef Peter Krappmann mit den gestiegenen Personalkosten.

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