Hornissen nisten im Rollokasten

27.8.2008, 00:00 Uhr
Hornissen nisten im Rollokasten

© privat

Es kommt vor, dass sich einer der «Mitbewohner» verirrt und statt ins Hornissennest in die Sperberschen Wohnräume fliegt. Passiert das, suchen die Eheleute nicht etwa kreischend Reißaus . . . Nein, die Sperbers stubsen die Eindringlinge mit dem Finger in einen kleinen Kunststoffbehälter und heben sie anschließend zurück ins Nest im Rollokasten.

Das Miteinander von Mensch und den «Tierchen», wie das Paar seine Untermieter liebevoll bezeichnet, funktioniert ganz wunderbar. Nicht ein einziges Mal hätten die Brummer zugestochen, berichten die «Hornissen-Eltern».

Normalerweise passiert es auch nicht. «Nur wenn jemand wilde Bewegungen macht oder versucht, das Nest abzureißen, dann werden sie aggressiv», sagt Oliver Wittmann von der Fürther Feuerwehr. Jedes Jahr im Sommer rufen bei seiner Dienststelle verängstigte Leute an, die fordern, dass die Feuerwehr Wespen- oder Hornissennester entfernt. Allerdings seien es heuer weniger Anrufer gewesen als in den vergangenen Jahren, denn «die Menschen sind besser aufgeklärt», so Wittmann. Aufgeklärt darüber, dass Hornissen und Wespen in Deutschland geschützt sind. Und aufgeklärt darüber, dass die Insekten längst nicht so angriffslustig und gefährlich sind, wie es in manch schauderhaften Filmen oder Geschichten kolportiert wird.

«Wird man von einer Hornisse gestochen, tut das ungefähr so weh wie ein Bienenstich», sagt Wittmann. Die Stiche seien für Nicht-Allergiker in der Regel nicht tödlich.

Eiweißgift im Körper

«Sticht eine Hornisse zu, gelangt das gleiche Eiweißgift in den Körper wie bei einem Wespenstich. Die Giftmenge beim Hornissenstich ist geringfügig mehr.» Außerdem seien Hornissen die «Königinnen der Nützlinge», meint Wittmann. Die Tiere sind nachtaktiv und jagen auch im Dunkeln. «Ein Volk kann an einem Tag Schädlinge im Kilobereich vertilgen.»

Wer dem Hornissenstaat in Wohnungsnähe trotzdem nicht traut, kann über das Ordnungsamt der Stadt Fürth (Tel. 9 74 14 41) Kontakt zu einem Naturschutzwächter suchen. Einige der ehrenamtlichen Mitarbeiter sind auf Wespen und Hornissen spezialisiert und schauen sich die Lage vor Ort an. Und sie geben Tipps, wie mit den Tieren umzugehen ist.

Bei den Sperbers musste Naturschutzwächter Jörg Gaschler nicht viel tun, «mit der Familie hatten die Hornissen ausgesprochenes Glück», sagt er.

Mit dem Vacher Wiesengrund böte sich den Insekten ein perfektes Jagdrevier und das Ehepaar käme gut mit den Untermietern im Rollokasten aus. Einzig in Sache Hygiene konnte Gaschler Tipps geben. «Die Tiere essen, trinken und scheiden im Nest aus. Das riecht unangenehm.» Als Abhilfe empfiehlt sich ein Pappkarton: Legt man ihn unters Nest, landen die Ausscheidungen dort und lassen sich mitsamt dem Karton bequem entsorgen.

Falls die Sperbers nach diesem Sommer genug von den Hornissen haben, rät Gaschler, den Bau zu entfernen, nachdem die letzten Bewohner im Herbst gestorben sind.

Ansonsten würden nestsuchende Königinnen im nächsten Jahr riechen, dass hier schon Artgenossen genistet haben. Und im Rollkasten von Monika und Erwin Sperber ginge es wieder rund.