Hospizhaus für Fürth: Weichenstellung steht an

11.10.2020, 06:00 Uhr
Nicht allein sein in den letzten Tagen und Stunden: In einem stationären Hospiz können schwerkranke Menschen rundum betreut werden.

© Werner Krüper/epd Nicht allein sein in den letzten Tagen und Stunden: In einem stationären Hospiz können schwerkranke Menschen rundum betreut werden.

Bis 2018 hatte es im Zirndorfer Helene-Schultheiß-Heim der Arbeiterwohlfahrt zumindest noch vier Hospiz-Apartments gegeben, in denen schwerstkranke Menschen ihre letzten Lebenstage verbringen konnten – rund 60 Menschen im Jahr betreute der Hospizverein laut Vorsitzendem Roland Hanke dort. Dann aber mussten diese Apartments aufgelöst werden, unter anderem, weil die geforderte, sehr aufwändige Dokumentation der Rundumpflege nicht gewährleistet werden konnte.
Seither bemüht sich der Hospizverein um Ersatz. Mehr noch: Am liebsten wäre es ihm, wenn in der Stadt oder dem Landkreis Fürth ein vollstationäres Hospizhaus eingerichtet werden könnte. Breite Unterstützung gibt es für das Vorhaben. „Eine stationäre Versorgung ist ein großes Ziel von uns“, sagt Fürths Bürgermeister Markus Braun. Und auch Landrat Matthias Dießl meint: „Wir brauchen ein reines Hospiz.“

Entscheidung in den kommenden Tagen

Im Prinzip stehen alle Beteiligten schon in den Startlöchern: „Wir sind uns einig, haben auch Ideen, wo das Hospiz entstehen könnte, und mit dem Humanistischen Verband gäbe es auch schon einen potenziellen Betreiber“, sagt Dießl. Aber eine zentrale Entscheidung liegt gerade nicht in den Händen von Dießl, Braun oder Hanke: die Frage, ob die Kosten für so ein Hospiz von den Krankenkassen übernommen würden. Der Landrat: „Da laufen derzeit Gespräche“, und zwar mit der „Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände“. Noch im Oktober soll hier Klarheit herrschen. Ausschlaggebend wird sein, ob der Nachweis gelingt, dass in Fürth tatsächlich ein Hospizhaus nötig ist.


Patientenverfügung: Der letzte Wille braucht Zeit


Für die hiesigen Verantwortlichen steht das außer Frage. Aber laut Hanke wurde vom Freistaat Bayern der Bedarf an Hospizplätzen für ganz Mittelfranken zuletzt auf 32 beziffert. Und derzeit gibt es schon 34. Sprich: Die Fürther müssen noch Überzeugungsarbeit leisten.

Wie groß der allgemeine Unterstützungsbedarf ist, lässt sich unter anderem an dieser Zahl ablesen: Allein im Jahr 2019 begleiteten der Hospizverein und das „Palliativ-Care-Team Fürth“ im ambulanten Bereich insgesamt rund 630 Menschen in ihrer letzten Lebensphase.
Hanke sieht gerade in der ambulanten Versorgung Fortschritte, weil die hiesigen „Akteure“, die im Hospiz- und Palliativbereich tätig sind, mittlerweile viel besser vernetzt sind. Das liegt insbesondere auch am Engagement des „Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerks für die Region Fürth“, das sich seit rund drei Jahren unter anderem darum kümmert. Der entsprechende Kooperationsvertrag zwischen Stadt, Landkreis, Hospizverein und Palliativ-Care-Team wurde nun um drei Jahre verlängert.

Sie verlängerten nun den Kooperationsvertrag des "Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerks für die Region Fürth" (v.l.n.r.): Roland Hanke (Hospizverein Fürth), Bürgermeister Markus Braun (Stadt Fürth), Ulrich Krebs (Geschäftsführer Palliativ-Care-Team Fürth), Angelika Hecht (Netzwerkmoderatorin) und Landrat Matthias Dießl. 

Sie verlängerten nun den Kooperationsvertrag des "Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerks für die Region Fürth" (v.l.n.r.): Roland Hanke (Hospizverein Fürth), Bürgermeister Markus Braun (Stadt Fürth), Ulrich Krebs (Geschäftsführer Palliativ-Care-Team Fürth), Angelika Hecht (Netzwerkmoderatorin) und Landrat Matthias Dießl.  © Landratsamt Fürth

Die Finanzierung der Personalkosten in Höhe von jährlich rund 8000 Euro, die bislang mit einer Förderung durch den Freistaat gestemmt werden konnte, ist damit gesichert – einen wesentlichen Beitrag dazu leistet übrigens eine lokale Stiftung, die jedoch anonym bleiben möchte.
Netzwerkmoderatorin Angelika Hecht jedenfalls kann nun ihre Arbeit fortsetzen. Sie will sich dafür einsetzen, dass Menschen mit Fragen zum Thema Hospiz auch in Quartierbüros Hilfe erhalten. Und dass das Personal in Altenpflegeeinrichtungen, wo möglich, sich stärker bei der Betreuung Sterbender einbringt.

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