Hotelkomplex soll Profisportler nach Oberasbach locken

10.3.2019, 10:00 Uhr
Hotelkomplex soll Profisportler nach Oberasbach locken

© Foto: Horst Linke

Es ist nicht anzunehmen, dass Marco Reus überhaupt weiß, wo Oberasbach liegt, geschweige denn, wie es sich anfühlt, auf den Fußballplätzen an der Jahnstraße im Training Schweiß zu vergießen. Das könnte sich freilich ändern, sollte die Karriere des Dortmunder Nationalspielers noch ein paar Jahre dauern, wovon – das Verletzungspech mal ausgeklammert – auszugehen ist.

Denn neben Kunden aus dem Wirtschaftsbereich, die hier tagen, Besprechungen und Seminare abhalten, spielt der Sport für das Hotel-Projekt eine wichtige Rolle. Da trifft es sich gut, dass die Stadt das benachbarte Hans-Reif-Zentrum überplant und dort als Kernstück eine neue Dreifachhalle entstehen soll. Wichtig wäre es allerdings, dass dann auch der im vergangenen Jahr vom Stadtrat noch gekippte Kunstrasenplatz bald käme.

FC Ingolstadt war schon da

Läuft alles so, wie sich das die Verantwortlichen von Retmann Projekte vorstellen, könnte der BVB - eine Anfrage gab es bereits - spätestens in drei Jahren im Landkreis Fürth vorbeischauen. Der FC Ingolstadt nächtigte immerhin schon zweimal in Oberasbach. Der Hamburger SV bekundete ebenso sein Interesse wie die Brose Baskets aus Bamberg oder diverse Handballklubs.

Wer Murat Baydemir im Gespräch zuhört, könnte den Mann im ersten Moment vielleicht für einen Phantasten halten, doch davon ist der Unternehmer weit entfernt. Zusammen mit seinen Brüdern Mehmet und Ahmet gründete er 2002 die Baydemir Stuck GmbH & Co. KG. Die Firma mit ihrem 30-köpfigen Stammpersonal ist hauptsächlich für Großkunden wie Wohnungsbaugenossenschaften tätig.

Vor vier Jahren schuf sich Murat Baydemir, der in Oberasbach lebt, dann vor Ort mit dem "Bomonti" - dem ersten Vier-Sterne-Hotel im Landkreis -ein Standbein außerhalb der Baubranche. Der Kaufmann steht auch hinter der Retmann Projekte GmbH, die schlüsselfertig Ein- und Mehrfamilienhäuser baut, und nun mit ihrem Geschäftsführer Klaus Arnodt an der Spitze das rund 30 Millionen Euro schwere Projekt auf dem inzwischen erworbenen,, bisher landwirtschaftlich genutzten Gelände an der Bachstraße stemmen soll.

Thermenhotel wurde nicht weiter geplant

Eine vor drei Jahren im Auftrag des Landkreises mit Blick auf das Tourismussegment erstellte Analyse hatte Bedarf für ein Thermenhotel gesehen. In Stein mit dem Erlebnisbad Palm Beach galt der Weihersberg dafür als prädestinierter Standort. Doch das Projekt ist - zumindest öffentlich - längst in der Versenkung verschwunden. Das in der Untersuchung ebenfalls genannte Tagungshotel nahm Murat Baydemir in den Blick. Von mehr als zwei Jahren Vorarbeit berichtet er. Drei Standorte in Zirndorf, zwei in Oberasbach und eine Fläche in Stein wurden geprüft, Gespräche mit der Regierung von Mittelfranken, dem Landratsamt, weiteren Behörden geführt - die Kommunen nicht zu vergessen. "Wir wollten die Menschen von Anfang an informieren und mitnehmen", sagt Baydemir.

Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde das Vorhaben nun im Oberasbacher Stadtrat: Das Hotel soll sich demnach am nördlichen Rand der Fläche als Riegel von der Bachstraße Richtung Sportgelände ziehen, hier fügen sich dann nach Süden Richtung Bahnlinie der Tagungskomplex und die Veranstaltungshalle an. Redebedarf hatten die Entscheidungsträger dazu kaum, lediglich Norbert Schikora (Bündnis 90/Grüne) fragte nach der Gestaltung der Fassade. "Dezent" und "zeitlos" soll sie daherkommen, hieß es. Weder Experimente noch knallige Farben soll es geben, das bestätigt auch Murat Baydemir im Gespräch mit den FN.

Und wie sehen die Politiker das Projekt? Sehr positiv. "Es wird Oberasbach voranbringen", glaubt Bürgermeisterin Birgit Huber. Lob kommt auch von der CSU-Fraktion ("Eine echte Chance, Oberasbach aus dem Dornröschenschlaf zu holen"), der SPD ("Eine Bereicherung") und den Grünen ("Ein Vorzeigeobjekt, das in die Region hinausstrahlt"). Der Stadtrat hat dementsprecend bereits ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes eingeleitet und die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen.

Nicht wegzudiskutieren ist aber, dass das Hotel eine höhere Verkehrsbelastung für die ringsum lebende Bevölkerung mit sich bringen wird, das hat ein entsprechendes Gutachten bestätigt, das nun noch vertieft wird. Dessen Ergebnisse warte man gespannt ab, sagt beispielsweise Peter Heinl (SPD). Es gehe darum, möglichst viel Verkehr auf den ÖPNV zu verlagern, meint Norbert Schikora.

Info-Veranstaltung verschoben

Welche Rolle die S-Bahn spielen kann, vermag auch Murat Baydemir nicht zu sagen, er hofft auf eine möglichst große. Das Gutachten sei vom schlimmsten Fall, dem "Worst-Case-Szenario", ausgegangen. All das will er mit den Anwohnern besprechen. Die für 14. März in der Jahnhalle geplante Informationsveranstaltung muss aber verschoben werden, laut Stadt voraussichtlich auf spätestens Ende April. Der Grund: Das Emissionsschutzgutachten für die Veranstaltungshalle verzögert sich. "Ich will lückenlos darstellen können, was wir machen", sagt Murat Baydemir. Die Oberasbacher müssen sich also noch ein wenig gedulden, Marco Reus auf jeden Fall etwas länger.

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