«Ich geh’ dahin, wo es weh tut»

30.7.2007, 00:00 Uhr
«Ich geh’ dahin, wo es weh tut»

© Zink

Es ist der Tag, an dem den meisten, die in der Anfangsformation der SpVgg Greuther Fürth stehen, schmerzlich bewusst wird, dass sie vorerst wahrscheinlich nur zweite Wahl sind. Bruno Labbadia lässt gegen die TSG Hoffenheim II seine derzeitige B-Elf auflaufen, erst im zweiten Spiel im Rahmen des Kaiserstuhl-Cup gegen den SC Freiburg ist das Team an der Reihe, das so oder so ähnlich wohl den Saisonauftakt bestreiten wird.

Stephan Loboué, die bisherige Nummer eins, Thorsten Burkhardt, der «Zehner», und Stefan Reisinger, der schnelle Stürmer, auch sie spielen gegen Hoffenheim. Sie müssen enttäuscht sein, genauso wie Aleksandar Kotuljac. Der 25-Jährige müht sich neben seinem ebenfalls glücklosen Sturmpartner Stefan Maierhofer ab wie ein Specht an einem Stamm aus Stahl. Kotuljac ist gewohnt, sich seine Torchancen vor allem mit urwüchsiger Kraft zu erzwingen, aber die Kraft ist nicht da, beziehungsweise der Widerstand zu groß. Er wirkt ausgelaugt. Was er auch versucht, es gelingt nicht.

Wie viel der Mann zu leisten vermag, der den SC Magdeburg mit neun Toren in 17 Partien fast zum Aufstieg in die Zweite Liga geballert hätte - man weiß es noch nicht. Als Cheftrainer Bruno Labbadia den aus der einfachen Verhältnissen stammenden Hannoveraner mit serbischen Wurzeln unter die Lupe nahm, war er offensichtlich stark beeindruckt. «Der war so platt, dass er sich nur noch über den Platz geschleppt hat, aber er hat noch das entscheidende Tor gemacht.»

Wegen diverser Verletzungen hat Kotuljac schon lange kein geordnetes Aufbautraining mehr absolvieren können, auch diesmal musste er pausieren. Falsche Einlagen hatten eine Entzündung im Fuß zur Folge. Kotuljac steht unter einem größeren Leistungsdruck als die meisten seiner Mitspieler. Vor sieben Monaten ist er Vater geworden. Darüber hinaus unterstützt er auch seine Eltern finanziell. Der Profifußball ist für die gelernte Fachkraft für Lagerwirtschaft (Abschlussnote 2,1) die einzige Chance, genug Geld für alle zu verdienen. Er weiß: «Ich muss auch in Fürth für Furore sorgen.»

In Magdeburg hätten sie ihn gerne behalten. Der Vertrag war fix und fertig und bereits unterschreiben - doch er galt nur für die Zweite Liga. Ein 1:1-Unentschieden am letzten Spieltag gegen den VfL Osnabrück verdammte den SC zum Verbleib in der Regionalliga. Nur wenige Minuten nach Spielschluss klingelte bei Kotuljacs Berater Uwe Kathmann das Telefon. Die SpVgg griff sofort zu. Ob sich der Deal für beide Seiten lohnt, wird man vielleicht erst in paar Monaten wissen, wenn Kotuljac seine ganze Kraft entfalten kann. «Ich geh’ dahin, wo es weh tut.»