«Ich musste gelegentlich meinem Geld nachlaufen»

7.8.2008, 00:00 Uhr
«Ich musste gelegentlich meinem Geld nachlaufen»

© Reinhold Fuchs

Herr Dressler, wie kommt man zu dem Vornamen Romas?

Dressler: Meine Eltern stammen aus Litauen, daher der Name. Ich selbst bin aber Deutscher und in München geboren.

Wie gefällt es Ihnen in Fürth?

Dressler: Zurzeit bin ich noch auf Wohnungssuche und komme in einem Hotel unter. Ich habe mich in der Stadt natürlich schon umgesehen. Es ist alles recht beschaulich und ich fühle mich sehr wohl.

Beim Hamburger SV spielten Sie in der A-Jugend und in der U 23. Warum ist Ihnen der Durchbruch zu den Profis nicht gelungen?

Dressler: Zum einen habe ich damals mein Abitur gemacht und konnte deswegen nicht voll mittrainieren. Zum anderen ist Hamburg eine Mannschaft mit großen Namen. Ich durfte in der ersten Mannschaft mittrainieren, doch Einsätze hatte ich nicht.

Wie kam es zu dem Wechsel nach Italien?

Dressler: Ein italienischer Manager hat mich einmal bei den HSV-Amateuren spielen sehen, und er wollte mich dann unbedingt haben. Ich bin dann zu AS Lucchese gewechselt. Das liegt in der Toskana. Der Verein war gerade aus der zweiten italienischen Liga abgestiegen.

Sie spielten in der dritten italienischen Liga. Wie darf man sich deren Stellenwert in Italien vorstellen?

Dressler: Die dritte Liga in Italien ist meiner Meinung nach stärker besetzt als die neue dritte Liga bei uns. Dort spielten viele ehemalige Profis aus der Serie A mit.

Die Tifosi gelten als fußballverrückt. Wie war die Fanunterstützung in Italien?

Dressler: Es ist ganz anders als bei uns. Und es stimmt, dass sie fußballverrückt sind. Die Fans sind einfach viel frenetischer.

Wie viele Zuschauer hatten Sie denn durchschnittlich bei einem Drittliga-Heimspiel?

Dressler: In der Regel kamen bis zu 10 000 Zuschauer. Da war schon immer was los. Und beim Derby gegen Pisa konnten es auch schon mal 20 000 werden.

Gibt es in der dritten italienischen Liga auch bengalische Feuer zum Einlaufen?

Dressler: Oh ja! Das gab es auch bei uns. Ab und zu kam es leider auch mal zu Randale. Das gehört scheinbar für manche dazu.

Erinnern Sie sich an ein besonders schönes Erlebnis in Italien?

Dressler: Ich erinnere mich genau an mein erstes Tor. Das habe ich im Liga-Cup gegen Cavese geschossen. Das war ein tolles Gefühl.

Warum sind Sie überhaupt aus Italien wieder weg?

Dressler: Trotz der wunderschönen Momente, die ich dort erlebt habe, gab es doch auch einige Probleme. Zum einen wurde das Gehalt nicht immer bezahlt und man musste gelegentlich dem Geld nachlaufen. Zum anderen war ich einige Zeit verletzt. Ich hatte eine Knochenhautentzündung in der Ferse. Als ich dann in der Reha war, fehlte plötzlich jegliche Rückendeckung des Vereins.

Wie kamen Sie ausgerechnet nach Fürth?

Dressler: Der U 23-Trainer Reiner Geyer kam auf mich zu. Er kannte mich von früher aus der Bayernauswahl und fragte, ob ich denn Lust hätte, mir das Ganze in Fürth mal anzusehen. So kam ich zum Training, und mir gefiel es auf Anhieb. Ich spürte, dass die Fürther mich haben wollten. Das hat mir so imponiert, dass ich zugesagt habe.

Erläutern Sie bitte mal die Unterschiede zwischen Italien und Deutschland, was den Fußball angeht?

Dressler: In Italien wird mehr im taktischen und spielerischen Bereich getan, während man in Deutschland Wert auf Fitness und Athletik legt. Die Atmosphäre ist in Italien eher locker. Da finde ich es gut, dass in Deutschland mehr auf Disziplin gesetzt wird.

Welche Zielsetzung verfolgen Sie bei der Fürther U 23?

Dressler: Persönlich möchte ich mich weiterentwickeln, sowohl spielerisch als auch taktisch. Alles andere wird sich zeigen.

In welcher Rolle sehen Sie sich im Fürther Team?

Dressler: Ich bin der klassische Mittelstürmer. Wir haben viele Spieler, die ihr erstes Jahr nach der Jugend spielen. Ich bin mit der Erfahrung in Italien bereits mein drittes Jahr im Seniorengeschäft und hoffe, dass ich den Jungs ein wenig weiterhelfen kann.

Wie schätzen Sie die Regionalliga ein? Wo kann Ihre Mannschaft landen?

Dressler: Dazu kann ich natürlich wenig sagen. Die Mannschaft ist technisch und taktisch sehr stark. Mit der nötigen Portion Kampf können wir es schaffen, gute Spiele hinzulegen.

Interview: MARKUS RIEDL