Im Dschungel der Unternehmen

15.7.2011, 13:00 Uhr
Im Dschungel der Unternehmen

© Günter Distler

Eine der drängendsten Fragen, die sich angehende Absolventen von Gymnasium, FOS, Realschule oder Mittelschule stellen müssen, ist die nach der Berufswahl. In der heutigen Leistungsgesellschaft wollen Jugendliche möglichst schnell eine Entscheidung treffen. Orientierungshilfen wie die vocatium Mittelfranken kommen vielen Unentschlossenen da sehr gelegen.

Im Gegensatz zu „herkömmlichen“ Jobmessen haben die Schüler auf der vocatium, die vom Institut für Talententwicklung (IfT) und der Deutschen Bank veranstaltet wird, die Möglichkeit, durch bereits im Vorfeld vereinbarte Gesprächstermine gezielt mit Vertretern von den Unternehmen und Universitäten zu sprechen, die für sie persönlich infrage kommen könnten.

„Trotz des Gewusels,“ sagt ItF-Geschäftsführer Roderich Stintzing, „ist das Ganze also eine geordnete Veranstaltung.“ Laura Edelmann von der Deutschen Bank bestätigt, mit der „Vorselektion“ habe ihr Unternehmen „super Erfahrungen“ gemacht.

Im Schnitt nehmen die knapp 3400 angemeldeten Schüler etwa 2,5 Termine in zwei Tagen Messe wahr. Das sind insgesamt stolze 9000 Gespräche, rechnet Stintzing vor. Das IfT hat die Termine so gelegt, dass sich stets etwa 600 Jugendliche in der Stadthalle tummeln.

Die Jugendlichen knüpfen dabei wichtige Kontakte: Jedes fünfte Gespräch führt laut Stintzing zu einer Bewerbung. Fast noch wichtiger sei für die Schüler jedoch, dass sie sich darüber klar würden, wo sie hinwollen, betont der IfT-Chef.

Nüchterne Analyse

Auf seine Eindrücke angesprochen, reagiert einer der Schüler in der Halle recht nüchtern. Er habe mit einer Elektrotechnik-Firma gesprochen. Dass er sich dort kaum bewerben wird, ist schon dem Tonfall seines Berichts zu entnehmen. Den jungen Mann hat der Besuch der Messe trotzdem weitergebracht. Immerhin kann er jetzt das betreffende Unternehmen und eventuell sogar das gesamte Berufsfeld ausschließen.

Auf der anderen Seite ist eine solche Veranstaltung auch für die Aussteller von Bedeutung. Der vielzitierte Fachkräftemangel sowie die fortschreitende Überalterung der Gesellschaft bereiten deutschen Firmen und Schulen immer größere Probleme, qualifizierter Nachwuchs wird immer rarer. „Die demografische Entwicklung schlägt gnadenlos zu“, fasst Jürgen Hollatz, Ausbildungsleiter für Nordbayern bei Siemens, die Situation zusammen.

Daher verwundert es kaum, dass die Zahl der bei der vocatium vertretenen Aussteller im Vergleich zum Vorjahr von 67 auf 72 gestiegen ist. Etwas weniger als die Hälfte davon sind Unternehmen, der Rest Hochschulen, Akademien, Berufsfachschulen und Beratungsinstitutionen.

Zu Letzteren gehören auch die Wirtschaftsjunioren (WJ), die angehende Geschäftsleute dabei unterstützen, auf eigenen Beinen zu stehen. Im Dschungel der Unternehmen würden viele Schülerinnen und Schüler diese Alternative ganz vergessen, weiß Stefan Schraner, Sprecher der WJ Erlangen.

Dass neben solchen Profis, den Freunden und Lehrern vor allem die Eltern „wichtige Berufsberater“ seien, ist dem IfT nicht entgangen. Ebenfalls zusammen mit der Deutschen Bank veranstaltet die Beratungsfirma unter dem Titel parentum daher im September erstmals einen Elternabend für die Berufswahl.