Im privaten Motorradmuseum in Vach steht die Zeit still

21.4.2014, 16:00 Uhr
Im privaten Motorradmuseum in Vach steht die Zeit still

© Martin Bartmann

Unter den Jägern und Sammlern gehört der 54-jährige Bäcker- und Konditormeister aus Nürnberg zu den Perfektionisten der zweiten Gattung. Die Jagd durch Applauskurven reizt ihn ungleich weniger als das Aufspüren rostiger Raritäten. Eine Zündapp K50, die sein Bruder mit 16 Jahren bekam, hatte seine Leidenschaft geweckt. Mit einem BMW-Gespann, Baujahr 1977, machte er sich als junger Familienvater mit zwei kleinen Kindern motorradtechnisch selbstständig. Die Ehefrau ließ ihn gewähren. Bei einem Bäckertreffen 1989 in Dresden wurde der Nürnberger dann auf die in der DDR gut gehüteten Motorradschätze aufmerksam – eine NSU ZDB 201 aus dem Jahre 1938  war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Inzwischen hat Norbert Schwarz 29 Motorradveteranen restauriert. Zwei davon stehen im Nürnberger Industriemuseum: eine Zündapp Z 300 und eine Nürnberger Ardie (für Hersteller Arno Dietrich) Silberfuchs. Rund 30 weitere warten noch auf die Instandsetzung, darunter auch eine Fürther Juhö (für Hersteller Julius Höfer).

Mit Originalreifen

In dem alten Lagerhaus, das der Nürnberger 2008 nach zehnjähriger Suche  erworben hat, ist die Zeit stehen geblieben. Eine 75-jährige Viktoria 800 mit Originalreifen, für die noch Gummisteuer fällig war, parkt hier in alter Frische neben Opas roter Moto Guzzi und längst nicht mehr heißen Öfen mit so klangvollen Namen wie Miele und  Excelsior.

Ihr stolzes Alter verbergen sie nicht unter neuem Chrom und Lack. Nur wenn es sich zum Erhalt nicht vermeiden lässt,  bringt Schwarz einmal einen Krümmer zum Verchromen, einen Tank in die Lackierwerkstatt oder strahlt einen vom Rost angenagten Rahmen selbst ab.

Der Verzicht auf aufwändige Verjüngungskuren ist nicht nur Ausdruck des Respekts vor den Veteranen, sondern auch der knappen Zeit geschuldet, die dem 54-Jährigen neben seinem Beruf bleibt. Schon um ein Uhr nachts muss Norbert Schwarz an sechs Tagen in der Woche aus den Federn, um Brot, Semmeln, Brezen und manchmal auch Rührkuchen in Motorradform zu backen. Viel Muße fürs Hobby bleibt da nicht.

„Früher habe ich viel geschraubt, jetzt bin ich mehr am Bauen“, skizziert er seinen Werdegang. Es war nicht leicht, neben der Berufstätigkeit die Vacher Bruchbude zu einer Schatzkammer werden zu lassen. in dem die alten Motorräder eine sichere Bleibe gefunden haben. Historisches Originalwerkzeug, Motorrad-Ausrüstung, Zapfsäulen und Lederkluft ergänzen die Sammlung. „Möglichst alt und von hier“, lautet die Prämisse für die Auswahl der Sammlerstücke, die Norbert Schwarz auf Messen und im Internet findet.

Alle zwei Wochen trifft er sich mit anderen Sammlern in einem zum Motorradmuseum umgebauten Kuhstall in Pruppach bei Roth. Der Kontakt mit Gleichgesinnten hat ihm schon viele Schnäppchen ermöglicht. Dazu gehört eine alte Puch mit Doppelkolbenmotor und im Hinterrad untergebrachter Kupplung. Eine Karbidlampe aus Oberdachstetten ziert die Excelsior und eine Hupe mit Balg verleiht der Miele-Maschine mit nagelneuem Austauschmotor besonderen Pfiff.

Reichlich Material

Obwohl er schon viele Schmuckstücke der Motorradgeschichte sammeln konnte, ist der 54-Jährige noch nicht wunschlos glücklich. Zu seinen  Träumen gehört eine Zündapp DS 350, die ihre Kraft aus dem Zylinder eines Flugzeug-Sternmotors bezieht. Auch wenn der Platz allmählich knapp wird: Die Suche geht weiter.

Material genug für ein kleines Motorradmuseum hat Norbert Schwarz allemal beisammen. Stadtheimatpfleger Alexander Mayer gibt einer öffentliche Ausstellungsstätte gute Chancen, viele Besucher anzulocken. Was fehlt, sind allerdings noch geeignete Räume. Ein Förderverein könnte nach Mayers Einschätzung beim Aufbau des Museums wertvolle Hilfe leisten. Dass es möglich ist, zeigt das Beispiel des beliebten Fürther Rundfunkmuseums.

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