Instandsetzen statt wegwerfen

In Oberasbach eröffnet ein "Repair-Café"

Harald Ehm

Fürther Nachrichten

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17.6.2016, 13:00 Uhr
Beim defekten Sports-Walkman ist nur ein Gummi ausgeleiert: Dietmar Fechner repariert, Quartiersmanagerin Renate Schwarz staunt.

© Foto: Thomas Scherer Beim defekten Sports-Walkman ist nur ein Gummi ausgeleiert: Dietmar Fechner repariert, Quartiersmanagerin Renate Schwarz staunt.

Sie werfen sicher nicht gerne etwas weg Herr Fechner, oder?

Dietmar Fechner: Stimmt, und das ist der Generation geschuldet, in der ich aufgewachsen bin. Da wurde versucht, die Dinge zu reparieren. Die Menschen hatten auch nicht so viel Geld, um sich gleich etwas Neues zu kaufen. Außerdem hatte ich einen Vater, der handwerklich sehr geschickt war, da habe ich viel mitbekommen.

Repair Cafés gibt es unter anderem in Nürnberg, Fürth oder Zirndorf – Sie folgen aber nicht nur einem Trend?

Fechner: Nein, wenn die Leute kommen, unterhalte ich mich als Reparateur mit ihnen, versuche zu erklären, was ich mache, so dass sie ein Gefühl für die Wertigkeit ihres Geräts bekommen. Man muss doch einfach nur mal schauen, was da an Teilen und Überlegung so drin steckt. Wenn man alles gleich wegwirft, entsorgt man damit auch die Leistung desjenigen, der sich das ausgedacht hat. Würden wir mehr reparieren, müssten wir nicht über eine weitere Tonne vor der Haustür diskutieren.

Und das war Ihr Antrieb, ein Repair Café in Oberasbach zu initiieren?

Fechner: Meine Frau weiß ja, dass ich mehr repariere als kaufe. Sie hat mich nach Nürnberg zum FabLab, das ist eine Art Werkstatt, die für jeden zugänglich ist, auf dem AEG-Gelände geschickt. Da standen die Leute auf der Treppe und haben drei Stunden gewartet, um ihre Geräte reparieren zu lassen. Das hat mich begeistert. Als vor einiger Zeit in Fürth in der Kofferfabrik ein Repair Café aufgemacht hat, war ich dabei und habe mitrepariert. Mir war klar: Das ist sicher auch was für Oberasbach.

Wie sind Sie beim Quartiersmanagement gelandet, und was hat ein Repair Café damit zu tun?

Fechner: Ich habe meine Idee Bürgermeisterin Birgit Huber vorgestellt, und ihr hat das anscheinend gefallen. Sie hat den Kontakt geknüpft, denn wir brauchen für das Projekt einen Träger. Das ist in diesem Fall die Diakonie Fürth. Und was das mit dem Quartiersmanagement zu tun hat? Es passt hervorragend, denn es geht um Begegnung und gemeinsame Aktionen von Jung und Alt. Ein Potenzial für einen Treffpunkt ist vorhanden. Und es zeigt neue Ansätze für das Ehrenamt.

Sie starten am 18. Juni von 13 bis 17 Uhr im Jugendhaus Oasis. Wie soll das Repair Café funktionieren?

Fechner: Die Leute kommen einfach vorbei. Sie müssen sich nicht anmelden, dafür aber Zeit mitbringen. Wir sind sechs Ehrenamtliche, von denen sich jeder aussucht, was er repariert. Das Ganze gibt es gegen eine Spende, genau wie Kaffee und Kuchen, mit denen Hazienda, die Selbsthilfegruppe der Angehörigen von Suchtkranken, die Besucher versorgt.

Bringen Ihre Kollegen und Sie Ihr Werkzeug mit?

Fechner: Das ein oder andere Teil sicher. Aber glücklicherweise können wir auf den rollenden Werkstatt-Schrank des Repair Cafés aus der Fürther Kofferfabrik zurückgreifen.

Wo stoßen Sie an Ihre Grenzen?

Fechner: Generell hat die Sicherheit oberste Priorität. Das heißt: Wir machen nur, was wir können. Alles andere lassen wir bleiben. Neulich kam in Fürth jemand zu mir mit einem alten Heizlüfter. Den habe ich nicht angerührt. Wir haben auch kein Ersatzteillager. Die Nürnberger haben es da einfacher, gleich um die Ecke ist ein großer Elektronikmarkt. Oft hilft aber schon ein bisschen Öl und der Einsatz von Druckluftspray, damit die Geräte wieder laufen. Außerdem wollen wir keine Konkurrenz zu Werkstätten und Handwerkern sein.

Bräuchten Sie noch Unterstützung?

Fechner: Wenn wir einen Elektriker oder einen Elektromeister hätten, das wäre gut. Der könnte nicht nur den E-Check, also die Prüfung der Geräte, übernehmen, sondern auch die Sicherheitseinweisung für die Ehrenamtlichen.

Rechnen Sie bei der Premiere mit einem großen Andrang?

Fechner: Ich bin da sehr euphorisch. Das Repair Café soll auch keine einmalige Angelegenheit werden, sondern künftig alle zwei Monate stattfinden.

Wer sich als Reparateur melden möchte, kann dies beim Quartiersmanagement Oberasbach tun, Tel: (09 11) 80 19 35 69, Mail: renate.schwarz@diakonie-fuerth.de

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