In trauter Runde darf es auch mal richtig krachen

31.1.2016, 16:00 Uhr
In trauter Runde darf es auch mal richtig krachen

© Hans Winckler

Keine Ahnung, was Friedrich Schiller am liebsten gespielt hat. Wichtig ist nur, dass der Dichter diese wunderbar unproduktive Beschäftigung geadelt hat. Schließlich schrieb er, dass wir nur dann ganz Mensch sind, wenn wir spielen. Auch Roland Holzheimer kennt eine ganze Menge guter Gründe, warum dieser Zeitvertreib so wichtig ist.

„Kinder können dabei zum Beispiel lernen, dass man sich an bestimmte Regeln halten muss“, sagt der Sozialpädagoge aus dem Jugendamt, der seit 35 Jahren die Fürther Brettspieltage organisiert. Begonnen hat der 61-Jährige damals mit rund 60 Spielen, heute sind es um die 300, die auf den Tisch kommen. Er gesteht, dass er privat „relativ selten“ zu diesem Vergnügen kommt: „Aber auf jeden Fall, wenn wir Kinderbesuch haben.“

Und wie sieht es mit dem Mogeln aus? Ist das erlaubt? Keine ganz einfache Frage, wie es scheint. „Normalerweise natürlich nicht“, sagt Roland Holzheimer. „Aber wenn die Mitspieler alle mogeln . . .“ Eines gilt sicher: „Es wäre schon gut, wenn man aufpasst, dass man nicht erwischt wird.“

Wenn Aileen Paul (28) und Barbara Vanarsdale (37) ihre Favoriten aufzählen, wird die Liste lang: „Rommé, Uno, Kniffel, Geister-Labyrinth, wir sind richtige Spiele-Familien.“ Das sei spannender, als Fernsehen zu schauen: „Allein das Zusammensein ist schon klasse.“

Lernen zu verlieren

Die beiden Mütter – Aileen Paul hat zwei, Barbara Vanarsdale drei Kinder – schätzen auch den Lerneffekt: „Mit Brettspielen eignen sich nicht nur die Kleinen Geduld und Kombinationsfähigkeit an, man verbessert das logische Denken und schult sein Gedächtnis.“ Wobei es Spiele-Hits gibt, bei denen die Jüngeren mit schöner Regelmäßigkeit die Nase vorn haben. „Beim Memory zocken uns die Kleinen immer ab“, sagt Aileen Paul.

In trauter Runde darf es auch mal richtig krachen

© Hans Winckler

Gewinnen poliert sicherlich das Selbstbewusstsein, aber wie sieht es aus, wenn die Kinder verlieren? „Man kann nicht immer siegen“, sagt Barbara Vanarsdale. „Es ist wichtig, dass man das auch lernt, deshalb lasse ich sie nicht absichtlich gewinnen, sondern gebe höchstens mal einen Tipp.“

Durchschnittlich rechnet jede der Frauen pro Monat mit etwa 20 bis 30 Euro für Spielsachen. Über die Neuigkeiten, die derzeit in Nürnberg vorgestellt werden, haben sie sich nicht informiert. Allerdings gibt es durchaus frische Ideen, die ihren Beifall finden: „Beim ,Spiel des Lebens‘ kann man jetzt mit Scheckkarten bezahlen. Das ist eine Variante, die meinen Kindern richtig Spaß macht“, berichtet Barbara Vanarsdale, während Aileen Pauls Tochter Amy auf einem Klassiker herumrollt. „Ihr Bobby-Car findet sie jetzt toll“, sagt die Mutter, „bald kann sie auch ein Laufrad nehmen, die gibt es ja noch gar nicht so lange und die sind auch prima.“

Friedrich Schramme hat schon viele Neuheiten kommen sehen – und manche auch wieder verschwinden. Seit beinahe 20 Jahren führt er ein Fachgeschäft für Spielwaren in Fürth, zunächst im City-Center und heute in der Blumenstraße. Lebhaft erinnert sich der 66-Jährige zum Beispiel an die Aufregung um die Tamagotchis in den 90ern: „Wenn da die Ladentür aufging, hab’ ich direkt gesehen, ob jemand so eines haben wollte.“ Zeitweise gab es sogar Wartelisten für die ewig hungrigen virtuellen Küken.

Am Sonntag wird Friedrich Schramme die Spielwarenmesse besuchen und mit professionellem Blick prüfen, was die Fürther Kunden begeistern könnte. „Sämtliche Arten von Brettspielen gehen hier zum Beispiel gut.“ Er selbst spielt „nicht allzu oft“, aber wenn, dann kommt Bewährtes wie Monopoly zum Zuge.

Spielen? „Aber Ja“, sagt Dominik Süß (28). Der Student hat drei jüngere Geschwister: „Bei uns hat das immer dazu gehört – und wurde teilweise fast zu ernst genommen“, sagt er augenzwinkernd. „Die Siedler von Catan“ sind ein Dauerbrenner in der Familie: „Da fließen immer viele Emotionen mit ein, und das finde ich sehr wichtig.“

Wer nicht miteinander spielt, sagt Dominik, dem gehe ein wesentlicher sozialer Aspekt verloren. „Man lernt Konfliktlösungen“, weiß er und bekennt: „Ich kann mich an kein Spiel erinnern, wo es nicht unter uns Kindern gekracht hätte.“ Ja, da könnte auch schon mal was durch die Luft fliegen. Dieses Wochenende ist auf jeden Fall verplant: „Ich treffe mich mit meinen Geschwistern bei den Eltern. Wir werden spielen.“

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