In Zirndorf kommt Naheliegendes auf den Tisch

14.9.2014, 11:00 Uhr
In Zirndorf kommt Naheliegendes auf den Tisch

© Foto: Sabine Rempe

Flug-Erdbeeren im Herbst? Obst aus China in Saft und Marmelade? Das sind längst keine Ausnahmen mehr, sondern Alltag. Nadja Roscher hat ein Auge darauf, wo die Lebensmittel herstammen, die in ihrer Familie auf den Tisch kommen: „Wir kaufen eigentlich immer Gemüse aus der Region.“ Als die 25-Jährige von einer Verwandten auf die Aktion des „Regionalbuffets“ aufmerksam gemacht wurde, fiel die Entscheidung nicht schwer. „Das wollen wir versuchen.“ Seit zwei Wochen sind sie nun bei „Taste it – Taste dich an regionale Lebensmittel heran“ dabei.

Nadja, Filip Fröhlich und der vierjährige Joel wirken aber nicht, als ob ein vorsichtiges Herantasten nötig wäre. Ihre Einkaufsgewohnheiten haben sie nicht rigoros umstellen müssen: „Wir haben bislang meist Bio-Qualität gekauft, jetzt schauen wir noch genauer hin, woher die Sachen stammen.“ Die junge Familie hat kein Auto, also geht es mit Fahrrad oder den Öffentlichen auf Tour. Ziel sind Wochenmarkt und bäuerliche Direktvermarkter in Reichweite. „Die Bauernlädla“, wie Nadja Roscher sie liebevoll nennt, begeistern die gelernte Köchin mit ihrem saisonalen Angebot und dem freundlichen Service. „Da wird man richtig gut beraten.“

Dank prüfendem Blick aufs Etikett werden auch in Supermärkten Produkte entdeckt, die keine weite Anreise hinter sich haben. Nicht immer ist die Entschlüsselung der Herkunft ganz einfach, manchmal hilft nur Internetrecherche oder sogar ein Anruf beim Hersteller weiter, haben die Tester festgestellt.

„Kuhler Automat“

Ganz einfach ist die Frage „Woher kommt das?“ dagegen bei der Milch zu beantworten. Die holt Nadja Roscher direkt am „Kuhlen Automaten“ von Familie Kleinlein in Oberasbach. „Wir haben wirklich schon sehr viel entdeckt und gefunden. Wenn wir uns unsicher sind, fragen wir halt nach. Wir geben uns viel Mühe, die Vorgabe ganz genau umzusetzen.“ Dahinter steht die Idee, mit kurzen Wegen einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und zugleich mitzuwirken, dass die heimische Kulturlandschaft erhalten bleibt. Belohnt wird dieses Verhalten nicht zuletzt mit Frische und abwechslungsreichen Produkten.

Was es bei den Aktions-Teilnehmern Leckeres gibt, kann jeder im Internet verfolgen. Filip Fröhlich, von Beruf Illustrator und Grafikdesigner, und Nadja Roscher schreiben einen Ernährungsblog, eine Art Internet-Tagebuch — www.regionalbuffet.de — Da findet sich unter anderem eine appetitliche Pizza mit Mehl von der Steinbacher Mühle. Der Belag mit Auberginen, Tomaten, Zucchinis und ein Salat stammen aus dem Knoblauchsland. In einem kleinen Video ist zu sehen, wie Nadja und Joel selbst gemachte Gnocchi mit Tomatensoße kochen. Der Kleine hat Spaß am Schnippeln und Vorbereiten, isst anschließend begeistert mit. Statt fertiger Soße aus dem Glas gibt es eine frisch zubereitete, und weil Tomaten eben nicht das ganze Jahr über Saison haben, friert die junge Mutter auch etwas von der aromatischen Grundlage für andere feine Gerichte ein.

Kein Verzicht

Grundsätzlich wird im Moment nicht anders gekocht als sonst, im Haushaltsbuch schlagen die Kosten nicht wesentlich höher aus und verzichten müssen die drei sowieso auf nichts. „Gut“, sagt Nadja Roscher, „Naschsachen und Kakao für Joel“ fielen im Moment noch flach. Aber auch da gibt es Alternativen. Tipps hätte die Familie unter anderem gerne, wo Speisestärke oder Hartkäse aus der Region zu bekommen sind. „Grieß habe ich entdeckt“, freut sich Nadja, „das ist toll, weil ich Joel sofort seinen geliebten Grießbrei machen konnte.“

Vor dem Start der Aktion gab es von den Machern des Regionalbuffets unter anderem einen großen Korb mit vielen Lebensmitteln im Wert von 150 Euro. Außerdem bekam jede der insgesamt vier teilnehmenden Familien einen Tablet-PC. Auf die handlichen Computer werden übrigens regelmäßig Zusatzaufgaben geschickt, die innerhalb einer Woche gelöst werden sollen. Dabei geht es wieder um die Beschäftigung mit dem regionalen Thema.

Als Anreiz winken Essensgutscheine bei teilnehmenden Gastronomen. Solche Gutscheine gab es für jeden auch gleich zu Beginn. Im Landkreis beteiligt sich etwa die Weinstube Zeitinger in Wachendorf an diesem Konzept.

Das Finale des Wettbewerbs ist am 11. November. Schon jetzt ziehen Nadja Roscher und Filip Fröhlich ein Fazit: „Es ist ein tolles Experiment für uns, wir machen auf jeden Fall auch in Zukunft so weiter.“

Keine Kommentare