Ist die Bibertbahn nicht gewollt?

26.5.2012, 13:00 Uhr
Ist die Bibertbahn nicht gewollt?

© Scherer

Für Dieter Beck von den Zirndorfer Eisenbahnfreunden (ZEF) ist es ausgemacht: Für die Reaktivierung der Bibertbahntrasse liegt dem Landkreis „ein Angebot“ vor. So hatte er sich zumindest in einem FLN-Interview geäußert. Nur sieht man das in der Kreisbehörde etwas anders. Per Pressemitteilung lässt das Landratsamt wissen, dass bis dato kein konkretes Angebot eines privaten Investors vorliegt.

Wortgeplänkel oder Taktik? Soweit es das Engagement der Rhein-Sieg- Eisenbahn betrifft, die, wie bereits wiederholt berichtet, an den Landkreis herangetreten ist, weil sie die Bibertbahntrasse wieder befahrbar machen möchte, spricht die Kreisbehörde lediglich von einem „nach einer ersten Interessenbekundung im Sommer letzten Jahres mehr oder weniger intensiven Informationsaustausch“. Und: „Was wir bis dato haben, ist eine Absichtserklärung ohne jede Verbindlichkeit, mehr nicht“, so Kuch.

Mit Hinweis auf den Beschluss des Kreistages vom Juni 2011 — als die Kreisräte klarmachten, dass es eine Wiederbelebung in keinem Fall mit Kostenbeteiligung des Landkreises und der Städte Zirndorf und Oberasbach geben werde — hat der Landkreis die RSE Anfang März dieses Jahres gebeten, bis Ende April ein auf dieser Beschlusslage basierendes Angebot vorzulegen, schildert Kuch die Vorgänge hinter den Kulissen. Den Termin setzte die Behörde im Blick auf den nächsten Umwelt- und Verkehrsausschuss am 21. Juni sowie die Kreistagssitzung am 2. Juli. Dann soll über den weiteren Kurs im öffentlichen Personennahverkehr beraten werden.

Allerdings habe die RSE erst am 11. Mai in einem „krankheitsbedingt verzögerten, einseitigen Antwortschreiben mitgeteilt, dass es ihr derzeit nicht möglich sei, ein insbesondere hinsichtlich der Sicherstellung der Finanzierung hinreichend tragfähiges Angebot zu erstellen“. Weitere Unterlagen zum Beispiel zu Kosten und Finanzierung seien nicht vorgelegt worden.

In der Kreisbehörde „hat uns diese verspätete Reaktion in einem lapidaren Schreiben und ohne jegliche Zwischennachricht doch etwas irritiert“, erklärt Behördensprecher Kuch. „Wir hätten uns schon erhofft, dass sich die RSE ernsthaft mit dem Projekt befasst. Schließlich kaufen wir nicht die Katze im Sack.“ 

Projekt dreht sich im Kreis

Klingt gerade so, als hätte die RSE kein Interesse mehr an dem Projekt. Nur ist das mitnichten so, wie deren Geschäftsführer Daniel Preis auf Nachfrage klarstellt. Allerdings habe der Landkreis gefordert, ein komplettes Finanzierungskonzept beizubringen. Doch eine Zusage dafür bekomme die RSE von keiner Bank, solange die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die im Auftrag des Freistaates Bahnlinien bestellt, nicht die Bestellung der Bibertbahn-Züge avisiere. „Und das wiederum geschieht nicht, wenn noch nicht einmal der politische Wille vor Ort erklärt ist, einen Schienenverkehr auf der stillgelegten Trasse zu unterstützen.“ Und daran wiederum hakten die Verhandlungen der RSE mit den Banken über eine Finanzierung der mindestens 21 Millionen Euro teuren Instandsetzung der Trasse. „Wir drehen uns also im Kreis“, so Preis. Die Instandsetzung sei offensichtlich „schlicht nicht gewollt“, deshalb bemühe man sich nicht um Lösungsansätze, glaubt er.

Dieses Eindrucks kann sich auch Jörg Schäfer, der Sprecher der Interessengemeinschaft Bibertbahn (IGBB), die sich seit zehn Jahren für eine reaktivierte Bärbel starkmacht, kaum erwehren. Er hat die Gespräche von Preis mit Behörden und Politikern der vergangenen Monate mitverfolgt und teils auch begleitet. Für ihn stellt sich die Situation derzeit so dar, dass „eher die zögerliche Haltung des Landkreises alles weitere blockiert“. Beck gar spricht davon, dass „die Politik durch ihre Untätigkeit das ganze Projekt absichtlich den Bach runtergehen lassen will“. Warum der private Investor seine Finanzierung vor dem Kreistag offenlegen soll, darüber rätselt er. „Der Landkreis müsste doch keinen Cent bezahlen, sondern lediglich seine Zusage geben, dass die RSE die Trasse nutzen darf und die Bibertbahn ins ÖPNV-Gesamtkonzept eingebunden wird.“

Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, wie Kreissprecher Kuch versichert. Ein weiteres Gespräch mit der RSE sei geplant, sagt er, zeitnah und auf jeden Fall vor dem nächsten Verkehrsausschuss.

 

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