Johann König: Audienz mit Jubel, Trubel, Heiserkeit

24.11.2019, 12:00 Uhr
Johann König: Audienz mit Jubel, Trubel, Heiserkeit

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Den Anfang macht König mit einer Anekdote über Boxspringbetten und deren Ähnlichkeit zu SUVs. Beide bieten ähnliche Vorteile: einen bequemen Einstieg, hohe Sitzposition und gute Sicht. Willkommen in Spießer-Deutschland. An ebendiesem lässt er den Abend lang kaum ein gutes Haar, Feindbilder hat er reichlich. Das sind neben Boxspringbetten zum Beispiel Sprachnachrichten, lasche Erziehung, Helikoptereltern, sein degenerierender Körper, Nestlé, Kaiserschnitte und Fahrradkuriere.

Nach der Pause kommt er genüsslich aus seiner Tasse schlürfend auf die Bühne und zitiert Spammails von Irina, Anoushka und Co., auf die er in ähnlich gebrochenem KI-fremdsprachenübersetztem Deutsch antwortet, und berichtet aus seinem nicht ganz so idyllischen, aber typisch deutschen Familienleben. Drei Kinder, die aus Sicht des Planeten wohl alle ein Fehler waren, Hund, Katz’ und die Frau in Paartherapie – der Mann hat’s nicht leicht.

Als Grande Finale dient eine musikalische Einlage: ein melancholischer Rückblick auf die Schmerzen, die wir in unserer Jugend durchlebt haben – und wohin sie uns letztlich doch gebracht haben. Auch den Hula-Hoop-Reifen hat König mit dabei und peppt das Programm zusätzlich mit einigen Tanzeinlagen auf.

Seine Bühnenfigur wechselt konstant zwischen verdruckst-verschmitzt und affektiert-überheblich, da und dort gezuckert mit den für ihn üblichen cholerischen Momenten. Das Spiel mit der Sprache, ein Faible von König, lässt auch ihn schmunzeln, wenn er das "buddhistische Standesamt" zitiert oder sich über "Einzelschnitt-Kaiserkinder" auslässt. Seine Running Gags fädelt König geschickt durch den Abend, ohne sie redundant werden zu lassen. Die Redundanz findet sich dafür allerdings in der ständigen Wort- und Satzwiederholung zum Aufbau der Pointe, die dann doch auch gern mal verpufft. Aber auch in solchen Momenten weiß sich der Mann zu helfen und zündet dann einfach mal spontan eine Konfettikanone.

Über zwei Stunden hinweg hält Johann König die Fürther Fans bei Laune und sorgt in der Stadthalle für Jubel, etwas Trubel - und zumindest auf seiner Seite auch für Heiserkeit.

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