Jüdisches Museum in Fürth: Der Rohbau steht

20.6.2016, 06:00 Uhr
Jüdisches Museum in Fürth: Der Rohbau steht

© Foto: Hans Winckler

Der Festakt um den nun fertigen Rohbau stand unter einem guten Stern. Das Hochziehen der mächtigen Krone aus Koniferen-Zweigen, das Zerschmettern des Weinglases – alles lief wie am Schnürchen. Mehr noch: Polier Harald Schneider, der den Richtspruch zum Besten gab, war an diesem Tag auch noch Vater einer kleinen und gesunden Tochter geworden. Freude also allenthalben.

Vor Vertretern des politischen, sozialen und kulturellen Lebens versicherte Baukoordinator Dieter Christoph von der Kulturstiftung Fürth (Bauherr), dass die Kosten eingehalten werden. 5,6 Millionen Euro sind für den noch betongrauen Kubus veranschlagt, der eine Fassade aus Naturstein erhalten soll. Hinzu kommen 900 000 Euro für die Ausstattung.

Bei einem Rundgang durch den insgesamt fünfgeschossigen Rohbau wurde klar, welch knifflige Aufgabenstellungen Architekt Ulrich Manz zu lösen hatte: Auf engstem Raum galt es, viel Licht ins Haus zu holen, Achsen zum Altbau zu schaffen, nebenbei Rettungswege zu installieren . . . Ein Spagat, der gelungen scheint. Rabbiner David Geballe urteilte: „Es gibt schöne Überraschungsmomente und eine gute Balance zwischen Praktischem und Interessantem.“

Das Untergeschoss und bei Bedarf auch der Veranstaltungssaal im Erdgeschoss bieten Platz für Wechselausstellungen – sehr zur Freude von Museumsleiterin Daniela Eisenstein. Denn: Damit könne man künftig Wanderausstellungen der großen jüdischen Museen Europas nach Fürth holen. Es wird eine Bibliothek mit Leselounge geben und mit einem „Learning-Center“, wo sich Schulklassen mit der jüdischen Kultur vertraut machen. Der schmale Raum zwischen neuem und altem Gebäude wird zur grünen Lunge, und im Altbau wird unter anderem Luft für einen Kindermuseumsbereich und ein Bildungszentrum.

Oberbürgermeister Thomas Jung schwärmte, mit seiner jüdischen Geschichte habe Fürth etwas „Wunderbares, Einzigartiges“, das es herauszustellen gelte. Er appellierte, den Antisemitismus von hier aus aufs Energischste zu bekämpfen. Kulturreferentin Elisabeth Reichert, zweite Vorsitzende des Trägervereins Jüdisches Museum Franken, nannte die Museumserweiterung das „wichtigste integrative Kulturprojekt“ in Fürth. Denn: Von einer jungen, aufgeklärten Generation hänge der soziale Friede maßgeblich ab. Bei den Gesamtkosten, die Bund, Land, Stadt und die Bayerische Landesstiftung stemmen, klafft laut Reichert allerdings noch eine Finanzierungslücke von 1,8 Millionen Euro. Unter dem Motto wurde daher eine Spendenkampagne gestartet. Details können per Mail unter jmf-fundraising@fuerth.de erfragt werden.

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