K wie Kaiser

18.8.2012, 16:00 Uhr
K wie Kaiser

© Pfeiffer

In Franken ist es nicht unüblich, dass der Vor- an den Familiennamen angehängt wird. In der Schule, im Beruf und natürlich auf Formularen. Das Komma entfällt. Dann wird Antonius Kaiser, stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamtes, zu Kaiser Antonius. Wollten seine Eltern besonders witzig sein, sind sie heimliche Römer-Fans? Nichts davon, stellt der 38-Jährige klar: Er kam zu seinem Vornamen, weil seine Mutter kurz vor der Entbindung die Montagsmaler schaute. Bei der Ratesendung mit Frank Elstner traten zwei Kinderteams gegen zwei Erwachsenenteams an, und ein Junge – Antonius – hatte es Frau Kaiser angetan.

Vielleicht, sagt Antonius Kaiser, habe der Namenstag des heiligen Antonius noch eine Rolle gespielt. Aber: „So wichtig war das nicht."

Er selbst findet die Reihenfolge Kaiser Antonius wenig bemerkenswert: „Wenn man neu ist und sich vorstellt, wird der eine oder andere das schon gedacht haben.“ In der Ausbildung, die er 1990 bei der Stadt begann, oder vielleicht an der Beamtenfachhochschule, die er danach besuchte, und natürlich im Kontakt mit den Bürgern. Aber Antonius Kaiser weist gleich darauf hin, dass der römische Imperator – im Jahr 86 geboren und 161 nach Christus gestorben — richtig Antoninus, nicht Antonius hieß.

Seine bemerkenswerteste Leistung: Er schob die Reichsgrenze in England über den Hadrianswall 160 Kilometer weiter nach Norden und ließ den Antoninuswall aufschütten. Seine Tochter verheiratete er mit Marc Aurel. Aber wer weiß das schon?

In der Schule war Antonius Kaiser „der Kaiser“, seine Freunde und die Kollegen im Amt sagen heute „Toni“. Ganz normal. Obwohl: „Antonius, das ist nicht Standard. Ich bin in gewisser Weise dankbar, dass ich nicht in der Masse untergehe.“ Die Masse, das waren einmal: Thomas, Stefan und Peter. Oder Gaby, Susanne und Birgit. Um nur einige zu nennen.

Aber diese Vornamen sind ziemlich out. Spitzenreiter bei den Fürther Neugeborenen waren 2011 Alexander, Maximilian und Jonas; bei den Mädchen Marie, Sophie und Maria. Fünf Jahre zuvor hielten Luca, Leon und Tim die ersten Plätze und schon damals Sophie und Marie. Der Trend: Alte Vornamen sind wieder im Kommen.

Aber Namen unterliegen nicht nur Modewellen, sondern sie prägen auch Vorurteile. Schon in der Grundschule. Eine Studie der Universität Oldenburg hat gezeigt, dass die Pädagogen den kleinen Chantals und Mandys viel weniger zutrauen als Hannah und Charlotte. Bei Jungen, die Dennis, Marvin oder Kevin heißen, rechnen sie mit Auffälligkeiten und schwacher Leistung. Die Lehrer schauen genauer hin und bewerten sie schlechter. Professorin Astrid Kaiser, die die Studie damals betreut hat, riet werdenden Eltern: „Schauen Sie bei Arzt-, Lehrer- und Pastorenfamilien, wie deren Kinder heißen, dann liegen Sie ziemlich gut.“

Und Antonius? Er ist eine Rarität und deshalb wohl schwer in eine Schublade zu stecken. Mindestens zwei andere Antonius Kaiser muss es noch geben in Deutschland, das hat der Mann aus dem Straßenverkehrsamt schon gegoogelt. 1800 Treffer für den Namen in korrekter Schreibweise, 11800 für Kaiser Antonius.

Ob sein Vorname mal richtig in Mode kommen wird? „Das glaube ich jetzt nicht“, sagt Antonius Kaiser nüchtern. Seine dreijährige Tochter immerhin heißt mit Zweitnamen Antonia, irgendwie muss der Vater seinen Vornamen also mögen.

Schon verflucht

Seinen Nachnamen hat er schon verflucht. In den 80er Jahren, als noch Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer für Versicherungen warb. „Das ,Hallo Herr Kaiser‘ habe ich irgendwann nicht mehr hören können“, gesteht Antonius Kaiser. In seinem Beruf ist er häufig im Außendienst unterwegs, überwacht die Baustellensicherung, schaut sich Verkehrsregelungen an und prüft die Notwendigkeit neuer Verkehrszeichen. Dabei hat er mit Anwohnern und Bauleitern zu tun. „Ich habe mich dann vorgestellt: Kaiser, ich komme von der Stadt und nicht von der Hamburg-Mannheimer.“

Dass der Versicherungsvertreter in die Rente geschickt wurde — die Ergo Versicherungsgruppe hat die Marke Hamburg-Mannheimer 2009 eingestellt —, findet er richtig gut. Denn die Werbe-Ikone gerät in Vergessenheit und Antonius Kaiser ist einfach Antonius Kaiser. Punkt.

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