Kahlschlag für den Steiner Weinberg

28.12.2017, 12:00 Uhr
Kahlschlag für den Steiner Weinberg

© Thomas Scherer

Peter Kallenbach, Anwohner aus der Luitpoldstraße, konnte es nicht fassen, als er die Rodungsarbeiten beobachtete. Mit seiner Frau zog er spontan los, um mit Trillerpfeifen dagegen zu protestieren. "Die haben einfach Fakten geschaffen, ohne uns zu informieren", sagt er verärgert.

Ein Brief der Eigentümergemeinschaft an Bürgermeister Kurt Krömer folgte. In ironischem Tonfall bedankt sich darin Sprecherin Kerstin Brenzke für die nun freie Aussicht auf die vielbefahrene Deutenbacher Straße und die Werbeanlage des Einkaufszentrums Forum. Insbesondere die mangelnde Information über das Vorhaben beklagen die Nachbarn.

Auch Arno Pfeifenberger, vom Steiner Bund Naturschutz (BN), hält das Vorgehen der Stadt für befremdlich. Denn für das Areal, das unter der Überschrift "Steiner Keimzelle" im Rathaus geführt wird, gibt es noch keinen Bebauungsplan. Pfeifenberger räumt zugleich ein, dass die jetzt gerodete Fläche zwar aus BN-Sicht "ökologisch wertvoll" gewesen sei, aber keinerlei Schutzstatus hatte.

Dort nun Reben zu pflanzen, hält er jedoch für eine "Schnapsidee". "Den ökologischen Wert des mit zahlreichen Bäumen bewachsenen Hangs bewerten wir (. . .) höher als die teure und eher als Gag zu wertende Anlage eines Weinbergs", heißt es in einer BN-Stellungnahme.

Doch genau dieser Weinberg, erläutert Wolfgang Schaffrien, Leiter des Stadtbauamts, sei Anlass für die Rodung. Über die Anpflanzung neuer Rebstöcke entscheidet nämlich das Landwirtschaftsministerium nur einmal jährlich. Dieser Termin ist in Kürze, und wer zum Zug kommen will, muss eine passende Fläche vorweisen können. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde habe man sich in Vorgriff auf das künftige Projekt zum Abholzen entschlossen.

1400 Quadratmeter groß soll der Weinberg werden, also eher etwas für Hobby-Winzer. Auf weiteren Flächen am Fuß des Hangs sollen Steiner ohne eigenen Garten die Möglichkeit bekommen, auf kleinen Parzellen Gemüse anzubauen. Für das Areal wird 2018 ein Bebauungsplan erstellt. Und Schaffrien ist überzeugt: "Das wird eine Aufwertung und besser als zuvor."

Keine Kommentare