Kaiserstraße: Parkplätze gefährden die Platanen

24.5.2019, 11:00 Uhr
Kaiserstraße: Parkplätze gefährden die Platanen

© Hans-Joachim Winckler

Sie spenden Schatten im Sommer, filtern Staub aus der Luft und im Winter beeindrucken sie mit ihren bizarr geformten Ästen, die in den Himmel ragen: Seit mehr als 70 Jahren säumen 80 Platanen die nördliche Seite der Kaiserstraße in der Südstadt. Kürzlich allerdings rollte schweres Gerät an und machte sich an ihnen zu schaffen – was einige Anwohner auf den Plan rief. Sie sorgten sich um das Wohl der Riesen.

Grund für die Baumaßnahme war die Sanierung der schräg angelegten Parkflächen zwischen den Gehölzen, wie die FN auf Nachfrage im Bauhof erfuhren. Dessen Leiterin Doris Langhardt versucht sich derzeit an dem Spagat, sowohl den Autofahrern als auch den Bäumen gerecht zu werden.

Nötig geworden ist es, die Bordsteine abzusenken, die die Parkflächen begrenzen. Diese waren nämlich bis zu 20 Zentimeter hoch, was zum einen ihrem Alter geschuldet war und zum anderen den Wurzeln der Platanen, die die Steine zusätzlich angehoben hatten. Weil es beim Befahren immer wieder zu Schäden an den Autos kam – bei einem barst gar die Ölwanne – beschloss die Stadt zu handeln, um ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen.

Mitarbeiter des Bauhofs haben deshalb den Randstein entfernt und durch eine angeschrägte Rampe ersetzt. Die Parkplätze sind weiterhin geschottert und nicht asphaltiert, so dass die benachbarten Platanen noch Regenwasser abbekommen. Die Parkflächen, auf denen die Autos quer nebeneinander stehen, sind übrigens nicht als solche ausgewiesen und lassen sich auch nicht beziffern; wie viele Fahrzeuge dort Platz finden, hängt von ihrer Größe ab.

Weil durch den Wegfall der Bordsteine nun einige Wurzeln freiliegen, entschloss sich die Stadt in Absprache mit dem Grünflächenamt zu einer Schutzmaßnahme. Parallel zur Straße kommt nun vor jedes Gehölz ein Bügel, wie man ihn manchmal vor Schulen sieht, die an vielbefahrenen Straßen liegen.

Das Gestänge in Form eines umgedrehten "U" schirmt rechts und links des Baums die parkenden Autos ab, damit diese ihm nicht zu nahe kommen. Ein paar wenige Parkplätze, Langhardt spricht von "drei bis vier", werden durch diese Maßnahme wohl wegfallen.

Eigentlich sind sie robust

Dirk Osterloh, städtischer Baumpfleger, begrüßt das Engagement. Die Wurzeln müssten vor Verletzungen geschützt werden, sagt er, sonst sei es für Krankheiten und Pilze ein Leichtes, in sie einzudringen und die Bäume im schlimmsten Fall zu vernichten – selbst Platanen, die als äußerst robust gelten. "Andere Bäume hätten an dieser Stelle und bei diesen Eingriffen sowieso nicht überlebt", ist sich Osterloh sicher.

Weil sie gut gegen Hitze und Trockenheit gewappnet sind, werden die Bäume häufig als Allee- und Stadtgehölze verwendet. Rosig sind die Aussichten für sie dennoch nicht: "Vor etwa zehn Jahren ist die so genannte Massaria-Krankheit aufgetreten, die die Bäume schwer schädigt oder sogar absterben lässt." In Zukunft, so Osterloh, werde es auch deswegen immer wichtiger, auf eine ausgewogene Mischung der Gehölze zu setzen.

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