Kampfeskunst auf der Cadolzburg: Attacke, Hieb und Stich

24.7.2018, 16:00 Uhr
Kampfeskunst auf der Cadolzburg: Attacke, Hieb und Stich

© Foto: Peter Budig

Erstaunlich leicht und griffig ist die einem originalen mittelalterlichen Trainingsschwert nachgeschmiedete Waffe für den Schaukampf. Schwertkunst-Lehrer Wolfgang Abart legt sie einem bereitwillig in die Hand. "Nein, nicht die Klinge anfassen", bittet er nur, denn Schweiß trübt das Metall.

Etwa zwei bis drei Pfund wog die echte Waffe, kein Vergleich zu den Attrappen, wie sie in Filmen benutzt werden, "die ein Vielfaches schwerer sind."

Auch die Kampfweise aus den Degenfilmen, wo wuchtig Klinge auf Klinge herabfährt, Gegners Schwert mit dem eigenen gestoppt wird, ist völlig fern von der stark reglementierten mittelalterlichen Kampfkunst: "Das Metall geht kaputt, wenn man es gegeneinander schlägt. Ziel des mittelalterlichen Duells war der Gegner, so rasch und so effektiv wie möglich. Abgewehrt wurde höchstens mit dem Schild", erläutert Abart wichtige Unterschiede zwischen historischer Realität und Filmshow.

Schreiner und Schmied

Der Kampfkunstlehrer hat zwei Gesellenbriefe als Schreiner und Schmied. Parallel las er alles, was er über historische Kampftechniken fand: Ringen, Dolchkampf, Langspieß, lange Stangenwaffen, Schwert und Buckler (kleines rundes Abwehrschild) – das sind gängige Waffen im 14. und 15. Jahrhundert, deren Gebrauch man bei Abart in Tübingen in Kursen erlernen kann. Auf die Cadolzburg reiste er mit einigen seiner Schüler und Schülerinnen. Die Gruppe zeigte auf der Hohenzollernveste Kampfkünste.

Parallel dazu wurde eine neue kleine Sonderausstellung über typische Kampfeswunden und die medizinische Betreuung im Untergeschoss der Burg eröffnet. "Die Ärzte und Heilkundigen jener Zeit konnten offene schlimme Wunden sehr gut behandeln und heilen", dozierte der Waffenexperte. Wo sie jedoch, ohne Antibiotika, nahezu machtlos waren, war bei einer Entzündung der Verletzungen.

Ohne Umwege auf den Gegner

Ohne Verletzungen geht es bei den Schaukämpfern auf der eigens aufgebauten Bühne zu. Sie demonstrieren das kurze Gefecht: Attacke, Hieb oder Stich, Drehung und Schlag zum Hals – Ziel war immer der Gegner ohne Umweg.

Der Kämpfer, ob Ritter oder später auch Bürger, war strengen sittlichen Regeln unterworfen. "Die Ehre spielte eine große Rolle", erklärt Abart. So wurde vor dem Kampf oft ausgemacht, was der Gegner für seine Verschonung gegebenenfalls zu zahlen bereit war: Pferd, Waffen oder sogar Haus und Hof.

Der christliche Ritter war ohnehin angehalten, niemanden zu töten, außer aus Notwehr oder im Turnier. Dort wurde übrigens tatsächlich um die Ehre und oft auch um die Gunst einer schönen Edeldame gekämpft. In etlichen Überlieferungen ist allerdings zu finden, dass diese sich dem Sieger nicht willenlos ergeben musste. "Oft stand der verschwitzt und siegreich aber ohne Frau da, weil die Angebetete ihn brüsk abgelehnt hatte", weiß Abart.

Die Sonderausstellung "Vorsicht! Verletzungsgefahr. . ." ist noch bis 21. Oktober zu sehen. Kinder zwischen 8 und 12 Jahren können am 6. September und 14. Oktober die Kunst des Armbrustschießen ausprobieren.

Keine Kommentare