Kärwa: Sicherheitskonzept schreckte Gäste nicht ab

12.10.2016, 13:00 Uhr
Kärwa: Sicherheitskonzept schreckte Gäste nicht ab

© Hans-Joachim Winckler

Oberbürgermeister Thomas Jung zieht zwar gerne und häufig Bilanz. Doch das Fazit am Ende der Kärwa überlässt er normalerweise seinem Wirtschaftsreferenten. Diesmal aber kam Jung mit zum Pressegespräch, „weil es eine außergewöhnliche Kirchweih war“, wie er sagt. Nach dem Bangen am Anfang können die Verantwortlichen inzwischen aufatmen: Die Angst vor Terror hat in Fürth – anders als in München – offenbar nicht zu einem Besucherrückgang geführt. Und wichtiger noch: Das Fest blieb friedlich.

München und Fürth mussten sich diesmal unter dem Eindruck der Anschläge vom Juli auf ihre Traditionsveranstaltungen vorbereiten. In München hatte das die strengsten Sicherheitsvorkehrungen seit Bestehen des Oktoberfests zur Folge. Das Gelände wurde eingezäunt, große Rucksäcke waren verboten, kleine wurden kontrolliert. Vor den Böllerschüssen, die das Fest eröffneten, ertönte in den Zelten der Hinweis, dass die Schüsse zum Programm gehören. „Spätestens als das Thema Sicherheit fürs Oktoberfest diskutiert wurde, musste man Angst bekommen“, sagt Jung.

Auch in Fürth arbeiteten Stadt und Polizei im Sommer an einem verschärften Sicherheitskonzept, es musste mit heißer Nadel gestrickt werden, wie Wirtschaftsreferent Horst Müller am Montag im Kirchweihausschuss einräumte. Ein Rucksackverbot war ebenso schnell vom Tisch wie der Gedanke, eine komplette Innenstadt einzäunen zu können. Stattdessen setzte man auf eine verstärkte Präsenz von Polizei und eines privaten Sicherheitsdiensts. Um die einzelnen Posten und Fußstreifen zu verteilen, wurde das Kärwagelände in sechs Sektoren eingeteilt. Rucksäcke und Taschen sollten stichprobenartig kontrolliert werden. (Hier geht's zum kompletten Konzept.) Das sei auch geschehen, versichert Müller.

Alle Seiten sind nun glücklich mit dem Weg: „Hier hat man das richtige Maß gefunden“, lobt Eduard Wentzl, Chef des Landesverbands der Schausteller und Marktkaufleute in Fürth. Das Konzept habe das Sicherheitsgefühl erhöht – dabei aber den Besuchern die Freude am Kärwabummel nicht genommen. „Ich bin froh, dass die Polizei eine sehr angemessene und keinesfalls überzogene Sicherheitsstrategie gewählt hat“, sagt auch der OB. Das Flair habe nicht gelitten.
Allein das nasskalte Wetter dürfte schuld daran sein, dass die Besucherzahl unter der von 2015 liegt, vermutet Wirtschaftsreferent Müller. Dass dennoch – wie er schätzt – 1,2 bis 1,4 Millionen Gäste durch die Gassen schlenderten, zeige, welche Anziehungskraft die Königin der fränkischen Kirchweihen habe. Das Eröffnungswochenende habe eine rekordverdächtige Zahl von Menschen in die Stadt gezogen, bestätigt Wentzl.

Schnell zurück zu den Eltern

Sehr gute Erfahrungen hat die Stadt damit gemacht, die Sicherheitswache am Hallplatz erstmals während der Öffnungszeiten der Kärwa durchgehend zu besetzen. Auf diese Weise konnten allein am Bauernsonntag acht verloren gegangene Kinder schnell wieder zu ihren Eltern gebracht werden, bilanzierte André Hollitzer vom Marktamt im Kirchweihausschuss. Zufrieden zeigt sich auf FN-Nachfrage auch die Polizei: Zwar habe man mehr Fälle von Körperverletzungen und Diebstähle gezählt als 2015, als der Wert extrem niedrig war, so Fürths Polizeichef Peter Messing. Doch im Vergleich mit Großveranstaltungen andernorts sei die Kirchweih wieder sehr friedlich verlaufen. Das Sicherheitskonzept, so Messings Eindruck, „kam gut an“.

Fürs nächste Jahr soll dennoch in Ruhe noch einmal daran gefeilt werden. Unter anderem wird darüber nachgedacht, ob eine Lautsprecheranlage fürs gesamte Gelände sinnvoll wäre. Mehr Sicherheit kostet freilich auch mehr: Der erhöhte Personalaufwand bedeutet heuer Mehrkosten „im höheren fünfstelligen Bereich“, sagt Müller auf Nachfrage.

Auch abgesehen von Schutzmaßnahmen gibt es einiges zu planen für die nächsten Jahre: Attraktiver machen lasse sich die Kirchweih kaum mehr, meint Müller. Aber: 2018 dürfen sich die Fürther anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Stadterhebung“ auf eine Verlängerung freuen. Und 2017 steht die 200. Auflage der Erntedankfestzugs an: „Das müssen wir ein bisschen feiern“, verspricht Müller.

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