Kärwaband "Moonlights": Immer gute Laune

20.8.2013, 11:02 Uhr
Kärwaband

© Hans-Joachim Winckler

Man könnte fast meinen, so ein Musikerleben sei an Entspanntheit nicht zu übertreffen. Lässig gegen ihre Instrumentenkoffer gelehnt und ein kaltes Getränk in der Hand warten die vier Moonlights auf ihren Auftritt am Samstagabend im Festzelt der Zirndorfer Kärwa. Es wird gescherzt und freundschaftlich übereinander hergezogen, die Erschöpfung aus bereits vier Monaten voller Auftritte einfach weggelacht. „Nach unserem Auftritt gestern in Veitsbronn sind wir gleich nach Zirndorf weitergefahren und haben um fünf Uhr morgens angefangen, die Bühne, Licht und Instrumente aufzubauen“, berichtet Heiko Hoppe von den Strapazen der vergangenen Nacht.

Mit seinen 33 Jahren ist der eigentlich als Fahrer im Pflegedienst tätige Keyboarder das jüngste Bandmitglied. Seit 2001 steht er gemeinsam mit den drei anderen auf der Bühne, ist neben seinem Job am Keyboard auch die zweite Stimme der Band und kümmert sich um Technik, Homepage und Facebook-Auftritt. 1700 Freunde haben die Moonlights in dem sozialen Netzwerk bereits, die meisten davon stehen mehrmals im Jahr bei ihren Auftritten im Publikum beziehungsweise auf der Bierbank.

Doch bei aller Routine, die fast 2000 Auftritte mit sich gebracht haben: Ein bisschen Lampenfieber verspüren die vier auch heute noch vor jedem ersten Lied. „Ein leichtes Kribbeln muss schon immer da sein, sonst kannst du die Leute auch nicht richtig mitreißen“, meint Roland Bittel (43), Frontmann und Chef der Moonlights. Bereits seit 1986 gehört er der Band an und ist damit der Dienstälteste. 1994 hat der gelernte Elektriker seinen Job dann endgültig an den Nagel gehängt, seitdem ist er als Vollzeitmusiker unterwegs.

Die Geschichte der Moonlights reicht aber sogar noch viel weiter zurück. „Gegründet wurde die Kapelle schon Ende der 60er Jahre. Und auch wenn ein paar von uns so aussehen: Aus der Erstbesetzung ist keiner mehr dabei“, scherzt Bittel.

Mit ihm kam es Anfang der 90er Jahre auch, dass die Moonlights von ihrem traditionellen musikalischen Schwerpunkt – Tanzmusik – abwichen und sich mehr der Unterhaltung und Stimmungsmache widmeten. „Heute wollen die Leute im Bierzelt richtig abfeiern und dazu gehören eben Rock- und Popsongs und die typischen Mallorca-Hits“, erklärt Harald Hochmuth die Auswahl der Titel.

Langjähriger Gitarrist


Seit 1998 ist der 51-Jährige erster Gitarrist der Moonlights und spielte zuvor auch schon in verschiedenen Rockbands. Die Musik sieht er als perfekten Ausgleich zu seinem Job als leitender Angestellter in der Automobilbranche. „Auch wenn du nach 15 Jahren manche Lieder kaum noch hören kannst, gehören sie einfach dazu und die Leute im Zelt lieben sie.“

 

Auf die Frage nach dem bisher meistgespielten Lied bedarf es keiner langen Abstimmung. „Das ist ganz klar ,Ein Prosit‘, mit dem wir die Leute zum Anstoßen und Mitschunkeln animieren wollen. Das spielen wir zirka 15 Mal am Abend, ein echter Dauerbrenner.“ Doch bei aller Nostalgie dürfen auch die aktuellen Schlager im Repertoire nicht fehlen. Dieses Jahr, zirka 17000 Prosits später, heißt der Zelt-Hit der Saison „Kärwa ist nur einmal im Jahr“, eine Umdichtung von Peter Wackels „Mallorca ist nur einmal im Jahr“. „Das sind halt Titel, die erst ab einem bestimmten Promillewert richtig Spaß machen. So ehrlich muss man sein“, meint Bittel grinsend.

Wo so viel Gerstensaft fließt und die Stimmung am Überkochen ist, bekommt man als Musiker in zehn und mehr Jahren Bandzugehörigkeit aber auch einige kuriose Szenen zu Gesicht. Das weiß auch der vierte im Bunde, Bernd Rupprich (42), der die Moonlights seit 2001 als Schlagzeuger komplettiert. Der als Teilzeit-Banker arbeitende Cadolzburger kann von einer ganzen Reihe Überraschungen berichten.

Heiratsanträge im Bierzelt

„Eine Zeit lang waren anscheinend Heiratsanträge vor 2000 Menschen im Bierzelt angesagt. Ein paar Mal wurden wir dabei Zeugen, als die potenzielle Braut wohl nur in der Flucht einen Ausweg sah und ihren Liebhaber mit seinem Ring alleine stehen ließ.“ An ähnliche Vorfälle erinnert sich auch Bittel. „Bei einem Auftritt auf einer Hochzeit ist die Braut von der Brautentführung erst gar nicht zurückgekommen. Kurze Zeit später waren sie dann wieder geschieden.“

Solche Vorfälle, die der Stimmung Abbruch tun, kommen aber glücklicherweise nur sehr selten vor. Bei den 75 Auftritten, die die Moonlights jährlich in ganz Mittelfranken hinlegen, überwiegt klar die gute Laune. Und obwohl man die vier Stimmungs-Musiker getrost als alte Hasen der Szene bezeichnen könnte, stehen noch Jahr für Jahr neue Höhepunkte auf ihrem Tourplan. „Highlights sind für uns natürlich TV-Auftritte. Mit einer Kamera vor der Nase ist der Puls nochmal grundsätzlich ein bisschen höher“, sagt Rupprich. So zum Beispiel bei ihren Gastspielen auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart, dem zweitgrößten deutschen Volksfest nach dem Münchner Oktoberfest. Auch diesen Oktober sind die vier dort wieder vertreten. Bis dahin dauert es aber noch ein Weilchen, und für die Moonlights heißt das: Weiter geht’s von Auftritt zu Auftritt. Gut ein Dutzend Kärwas werden sie allein im Fürther Raum noch abklappern. Die genauen Termine kann man unter www.the-moonlights.de einsehen.

Aber auch, wenn so eine Kärwa-Saison voller Auftritte und nächtlichem Bühnenaufbau jedes Mal ihre Spuren hinterlässt – ans Aufhören denken die Moonlights noch lange nicht. „Wir sind unserer Linie bisher immer treu geblieben, die Leute mögen uns, wie wir sind. Das wollen wir auskosten, so lange es geht“, meint Bittel.

Und Keyboarder Hoppe geht sogar noch weiter: „So lange es Bierzelte in Franken gibt, wird’s auch uns geben.“
 

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