Katzentango und ein haarsträubendes Solo in der Südstadt

7.11.2009, 00:00 Uhr
Katzentango und ein haarsträubendes Solo in der Südstadt

© Hans-Joachim Winckler



Gleich an diesem Samstag kommt ein Jubilar zu Ehren. Joseph Haydn, dessen 200. Todestag man in diesem Jahr gedenkt, komponierte 1775 für den Orden der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt die «Missa brevis sancti Joannis di Deo«, auch bekannt als «Kleine Orgelsolo-Messe«. Das Werk hat im Benedictus ein ausgedehntes Solo, das dem Organisten höchste Fingerfertigkeit abverlangt. Heinrichskantor Andreas König ist der Mann ohne Nerven, der sich der Herausforderung heute ab 18 Uhr stellt.

Die Kleine Orgelsolo-Messe ist Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes dieser Kirchenmusiktage in St. Paul (Amalienstraße). Leitmotiv der Liturgie - die Predigt hält Dekan Johannes Körnlein - sind die Augustin-Worte «O Mensch, lerne tanzen...«; es fügt sich ein ins Gesamtmotto des 2009er-Festivals, «Der König tanzt«. Am heutigen Samstag tanzt er relativ kurz, denn die Haydn-Messe dauert lediglich rund 20 Minuten. Es singen der Chor von St. Heinrich und die Stadtkantorei Fürth, gemäß der Originalfassung Haydns spielt ein Streichtrio mit Maria Schalk (Violine), Anne Maertens (Violine) und Daniela Bauer (Cello), den Gesangs-Solopart hat Sopranistin Veronika Jugl. Es dirigiert KMD Ingeborg Schilffarth.

Bis neulich war er Organist der Stiftskirche zu Neuchâtel, mehr als 50 Platten und CDs hat er eingespielt. Der weltweit gefragte Guy Bovet, Schüler unter anderem der legendären Organistin Marie-Claire Alain, kommt mit einem höchst originellen Orgelkonzert an diesem Sonntag um 18 Uhr nach St. Paul (10/7 Euro). Bovet, der aus der Schweiz stammt und dort auch lebt, hat Tangos für Orgel in jeder Kirchentonart komponiert. Alle beziehen sich auf ein kirchenmusikalisches Repertoire oder auf Anekdoten mit kirchlichem Themenschwerpunkt.

Sämtliche 12 Tangos ecclesiasticos sind beeinflusst vom Stil alter spanischer Orgelmusik. Hier gilt Bovet als Koryphäe von Gnaden, denn zwischen 1979 und 1999 unterrichtete er - von zahlreichen anderen Professuren abgesehen - just diese Musik an der Universität von Salamanca. Die außergewöhnliche Idee zu diesem Konzert erläutert der Solist zwischen den Sätzen «kurzweilig und amüsant«, so verspricht es der Programmzettel.

Unter anderem spielt Guy Bovet einen Katzentango zum Gedenken an Madame Platini, die heißgeliebte Katze eines Pfarrers im Tessin. Zum wahrscheinlich ersten Mal wird die Orgel von St. Paul miauen müssen.MATTHIAS BOLL