Kiebitze müssen neuem Stadion weichen

16.6.2012, 13:00 Uhr
Kiebitze müssen neuem Stadion weichen

© Wolfgang Zink

Derzeit ist ein Gutachter damit beschäftigt, den Bestand der Zugvögel zu ermitteln, die momentan in der Südstadt direkt neben dem Main-Donau-Kanal ihren Nachwuchs versorgen. Bis September soll das Ergebnis vorliegen.

Öffentliche Stellen gehen nicht davon aus, dass der geplante Umzug der Kiebitze die Fertiggestellung der neuen Fußball-Arena der SpVgg Greuther Fürth verzögert. Wie berichtet, sollen die Bauarbeiten für das mindestens 20000 Menschen fassende Stadion im kommenden Frühjahr beginnen.

Laut Bürgermeister Thomas Jung sind solche Begleitumstände „mittlerweile Standard bei jedem größerem Projekt in der Stadt“. Als die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Tucher-Brauerei errichtet wurde, seien beispielsweise Fledermäuse betroffen gewesen. Zuletzt sei man beim Bau einer Norma-Filiale im Reichsbodenfeld mit einer ähnlichen Problematik konfrontiert worden. Insofern, so Jung, sei er von der Notwendigkeit eines vogelkundlichen Gutachtens beim Stadionbau weder überrascht noch beunruhigt.

Allerdings muss eine sogenannte Ausgleichsfläche für die Bodenbrüter her. „Wenn man so was gleich und richtig macht, dann gibt es da kein Problem“, behauptet der städtische Rechtsreferent Christoph Maier. „In Fürth ist noch kein Bauvorhaben am Artenschutz gescheitert.“ Anne Schneider vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) hält den jetzt vom Bauherrn, Privatinvestor Thomas Sommer, und der Stadt eingeschlagenen Weg denn auch für „gängige Planungspraxis“.

In dem angeforderten Gutachten wird stehen, wie groß und von welcher Beschaffenheit die Fläche sein muss, die den Kiebitzen an anderer Stelle in der Stadt angeboten wird. Die Kosten dafür — OB Jung spricht von einem Betrag „im unteren fünfstelligen Bereich“ — trägt der Bauherr. Jung denkt, noch ohne eine konkrete Stelle nennen zu können, an feuchte Wiesen. Diese sollten mit Mulden versehen werden, weil die in Deutschland zu den streng geschützten Arten zählenden Vögel gerne im Verborgenen brüten.

Nürnberger protestieren

LBV-Expertin Schneider erklärt, es müsse sich dabei um extensiv bewirtschaftete Wiesen handeln, die nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden. Allerdings, so Schneider weiter, sei selbst ein bestens präpariertes Biotop keine Garantie dafür, dass die von ihrem angestammten Platz vertriebenen Kiebitze im nächsten Jahr auf den Ausgleichsflächen brüten.

CSU-Stadtrat Herbert Schlicht, ein sehr hartnäckiger Umweltschützer, trauert dem Gelände am Main-Donau-Kanal schon jetzt nach. „Ich kenne in ganz Fürth wirklich kein schöneres Vogelparadies.“ Laut Schlicht (72), der in der Südstadt aufgewachsen ist, tummeln sich dort auch Flussregenpfeifer, Uferschwalben, Zwergtaucher und allerhand andere Arten. „Es wird gebaut, gebaut und gebaut, aber an die Natur denkt niemand.“

Weniger als Fürsprecher der bedrohten Vögel als in eigner Sache melden sich im Zusammenhang mit dem geplanten Stadionneubau inzwischen auch empörte Bürger aus dem Nürnberger Westen zu Wort. Die künftigen Nachbarn der SpVgg befürchten Belästigungen durch erhöhtes Verkehrsaufkommen. Sie wollen bei der Regierung von Mittelfranken gegen das Vorhaben protestieren.

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