Kino mit Abstand: Open-Air im Stadtpark hat begonnen

27.6.2020, 10:15 Uhr
Kino mit Abstand: Open-Air im Stadtpark hat begonnen

© Foto: Thomas Scherer

Die Sonne sinkt, ein lauer Sommerabend lockt die Fürther Richtung Freilichtbühne. Mit den "Die Känguru-Chroniken" eröffnet das Babylon seine Open-Air-Saison – und meldet sich nach vielen traurigen Wochen zurück.


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Geduldig steht das Publikum vor der Kassenabsperrung. Man bewegt sich jeweils nur in eine Richtung, um ein Aufeinandertreffen oder wuseliges Durcheinander zu vermeiden. Dazu gibt es einen Ein- und einen Ausgang, alles ist deutlich beschildert. Während man wartet, sein Ticket kauft oder zum Platz geht, hält man eineinhalb Meter Abstand zu Vorder- und Hinterleuten, trägt Maske. Wer sich niedergelassen hat, natürlich ebenfalls mit gebührendem Abstand, kann das Tüchlein wieder abnehmen. Zudem gilt es, einen Zettel mit Namen und Kontaktdaten auszufüllen, um im Notfall erreichbar und für das Gesundheitsamt identifizierbar zu sein.

Die Filmfans haben damit kein Problem, das Vorgehen kennt man inzwischen schon gut aus Kneipen, Restaurants und Cafés. Alle machen geduldig mit, nur vereinzelt kommen Nachfragen wegen Unklarheiten. Am Ende zählt Babylon-Chef Christian Ilg rund 100 Gäste. "Zehn oder 15 mehr hätten kommen können, dann wäre es voll ausverkauft. Mehr Zuschauer dürfen wir wegen der nötigen Abstände sowieso nicht reinlassen", erläutert er.

"Für den ersten Kino-Abend ist das Ergebnis gut, ich bin mit dem Zuspruch zufrieden." Klar, er benötigt jetzt dringend Einnahmen nach der Corona-Zwangspause. Da tun auch 100 Eintrittskarten gut. Zum Vergleich: In normalen Zeiten kann die Freilichtbühne 450 Menschen fassen.

Im Vorfeld hatte es eher verhaltene Reaktionen auf das Open-Air-Angebot gegeben. Ilg wurde nicht mit Reservierungen bestürmt, sondern erhielt etliche Anrufe besorgter Cineasten, die wissen wollten, ob für die Hygiene gesorgt sei. Geduldig erklärte er sein Konzept. 100 zufriedene Kinogänger am ersten Abend geben ihm Recht.

Endlich ist es dunkel genug, der Spaß kann beginnen. Das kommunistische Känguru zieht bei dem anarchistischen Kleinkünstler ein, gibt ihm unnütze Tipps in Liebesdingen – und kämpft gemeinsam mit seinem menschlichen Kumpel gegen das Böse in Gestalt von Nazis und Immobilienspekulanten. Dazu gründen sie das asoziale Netzwerk, das mit Anti-Terror-Anschlägen Furore macht. Bald kippt der Riesen-Turm des rechtspopulistischen Spekulanten Jörg Dwigs um.

Die kultige Buch-Version von Marc-Uwe Kling ist im Film deutlich wiederzuerkennen. Das Drehbuch stammt ja auch vom Schöpfer des Kängurus selbst. Aber er hopst doch in großen Sprüngen durch die Seiten und Geschichten. Die urkomischen Kabbeleien von Mensch und Tier geraten etwas ins Hintertreffen. Egal, im Sommer 2020 braucht es etwas Aufbauendes. Und so gehen die Zuschauer zu später Stunde beschwingt und pfeifend nach Hause.

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