Kleingärtner feierten ihre Tradition

22.2.2010, 00:00 Uhr
Kleingärtner feierten ihre Tradition

© Hartosch

1885 – was für ein Jahr! In Berlin endete die Kongokonferenz, Serbien erklärte Bulgarien den Krieg, Gottlieb Daimler baute das erste Motorrad. «Aber das Wichtigste», so Schriftführer Gerhard Blank bei seiner Festrede, «ereignete sich am 19. Februar in Fürth: Die Gründung des Gartenbauvereins.»

25 Gartenfreunde waren damals daran beteiligt. Zum ersten Vorsitzenden wählten sie Ernst Schildknecht, der die Geschicke des Vereins 16 Jahre lang lenkte. Der heutige Vorsitzende, Günter Delatron, pflegt seit 1963 seinen Garten am Espan. 1981 stieg er vom Stellvertreter zum Vereinschef auf und hat mit inzwischen 29 Jahren Amtszeit Schildknecht längst überholt.

Bevor er sich im nächsten Jahr von der Vereinsspitze zurückziehen wird, übernahm er am Jubiläumsabend die Aufgabe der Moderation des Festakts und freute sich besonders über die Anwesenheit von Oberbürgermeister Thomas Jung. Jung betonte die Bedeutung von Heimat, Verbundenheit und Tradition in einer sich permanent wandelnden Welt und sah diese Aspekte in den Kleingärten gepflegt. Dabei sei die Langlebigkeit des Vereins keine Selbstverständlichkeit. «Im Laufe meiner Amtszeit», so Jung, «habe ich viele Vereine, auch traditionsreiche, verschwinden sehen.» Doch um den Fortbestand des Kleingartenwesens mache er sich keine Sorgen: «Diese Vereine werden Zukunft haben – dank des Erholungsbedarfs vieler Menschen.»

Spende aus dem Rathaus

Der OB lobte zudem die Vereinsverantwortlichen, dass sie, als Eigentümer von Grundstücksflächen in einer der exklusivsten Fürther Wohngegenden, der Verlockung des schnellen Geldes widerstanden hätten. Zur Unterstützung der Traditionspflege am Espan überreichte Jung eine Spende aus dem Rathaus.

Günter Diller, Chef des Stadtverbands der Kleingärtner Fürth, schloss sich mit einer Spende an. Auch er hob die Bedeutung der Gemeinschaft hervor: «Nur dadurch war es möglich, die Kolonie über eine so lange Zeit hinweg zu erhalten.»

Bei einer so traditionsbewussten Feier in Fürth durften die Bierbrauer nicht fehlen. Auch da gibt es eine bis 1885 zurückreichende Linie: Die Humbser-Brauerei belieferte den Verein nicht nur, der Brauereidirektor war selbst Vereinsmitglied. Aus Humbser wurde Patrizier, Patrizier fusionierte mit Tucher – aber die Geschäftsbeziehungen zum Gartenbauverein blieben bestehen. Etwa zwei Millionen Liter Bier seien durch die Zapfhähne am Espan geflossen, schätzte der Vertriebsdirektor der Tucher Bräu, Karl-Heinz Wöhrle, der mit einer Bierspende auf weitere 125 Jahre Geschäftsbeziehung hoffte.

Wie viel bei der Jubiläumsfeier für Vereinskasse und Bierkeller zusammengekommen ist, darüber hüllte sich der Vorstand indes in Schweigen.

KATJA HARTOSCH