Kleinod mit Musik

31.8.2009, 00:00 Uhr
Kleinod mit Musik

© Thomas Scherer

Rappelvoll ist das gesamte Babylon-Areal an diesem Abend. Schließlich soll nachher noch eine Band spielen, der Eintritt ist frei. Dem Anlass entsprechend, tauschen viele Gäste Erinnerungen aus, erzählen, was sie in dem netten kleinen Kino alles erlebt haben. «Für uns hat der Vorführer mal extra einen Film laufen lassen, obwohl wir nur zu dritt waren. Und wir hatten uns schon geärgert, weil wir zu spät dran waren. Aber außer uns war niemand gekommen. Solche Aktionen gibt es eben nicht überall», sagt Verena Tischner.

«Dafür ist die Kneipe immer voll, besonders wenn im Sommer hinten noch Tische aufgebaut sind mit Blick auf den Stadtpark», ergänzt Freundin Ricki Weil. In der Tat ist es oft schwer, im Café Rodelbahn noch ein Plätzchen zu ergattern. Viel ist vom Raum 4 die Rede, der ehedem beliebten Lounge im Kinokeller. Doch sie schloss, wie berichtet, im Mai nach drei Jahren, weil ihr Betreiber sein Glück nun in Berlin versuchen will.

Jetzt sind Großreinemachen und Renovieren angesagt, dann sollen wieder sporadisch Kultur-Veranstaltungen stattfinden, wie Ilg den vielen Nachfragern immer wieder erklären muss. «Feste Öffnungszeiten wird es aber nicht mehr geben, nur noch zu den Events», betont er.

«Für mich», sagt Alex Brühl aus Nürnberg, «ist das Babylon eine gute Ergänzung, weil hier weder die Top-Streifen wie im Cinecittà laufen noch die anspruchsvollen Regisseurschinken oder Dokus zu sehr speziellen Themen, die man im Filmhaus findet». Damit hat er das Babylon-Konzept ausgezeichnet beschrieben.

Pop, Groove, Folk

Kurz nach 22 Uhr legen The Mother The Son And The Holy Ghost los. Sänger und Songwriter Robin van Velzen hat die Truppe mit Musikern der Bands Hidalgo und Robocop Kraus zusammengestellt und präsentiert eine Mischung aus Pop, Groove und Folk. Manche Songs klingen balladesk und werden ganz von van Velzens Stimme und Gitarre getragen, andere sind rockig-tanzbar. Alles jedoch kommt schnörkellos im klassischen Songwriting-Stil daher. Diese Musik ist gleichzeitig dicht und doch so entspannt, dass sie sich und dem Hörer keine Distanz gönnt. Van Velzen hat sich und sein Leben in Töne und sehr persönlich gehaltene Texte gesetzt. Er selbst outet sich als Babylon-Fan: «Oft sitze ich hier am Tresen und zische mein Lieblingsbier. Ein sehr kommunikativer Ort».

Danach geht es hinunter in den ehemaligen Raum 4. Das Robocop Kraus DJ-Team legt Elektronisches auf und das Publikum, zumeist zwischen 20 und 35, lässig gekleidet, weder alternativ noch Schickimicki, tanzt. Eine schöne, laue Sommernacht. ap