Klinikum Fürth: Seit Wochen keine schweren Covid-19-Verläufe

26.8.2020, 19:15 Uhr
Klinikum Fürth: Seit Wochen keine schweren Covid-19-Verläufe

© Foto: Klinikum Fürth

Die Zahl der Neuinfektionen ist in Deutschland auf dem höchsten Stand seit Mai. Noch aber spürt man das im Fürther Klinikum nicht. Aktuell behandelt man hier keinen einzigen Covid-19-Patienten, in den vergangenen 14 Tagen blieb es bei zwei Fällen.

Mit schweren Verläufen war das Krankenhaus schon länger nicht mehr konfrontiert, wie Dr. Nicola Westenthanner, Medizinische Direktorin des Klinikums, auf FN-Nachfrage sagt. Anfang Juni lag in der Kleeblattstadt letztmals ein Corona-Patient auf der Intensivstation. Kurz danach war das Klinikum covidfrei - und die erste Welle überstanden.


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Was momentan anders ist als damals: Es stecken sich verstärkt jüngere Menschen zwischen 20 und 49 Jahren an – auf Urlaubsreisen, bei Familienfeiern, auf Partys. Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass der Anteil der Altersgruppen über 50 an den Infektionen seit Mai stetig abnimmt, während der Anteil der Infizierten unter 50 steigt.

Bei jüngeren Patienten aber zeigen sich seltener schwere oder gar tödliche Krankheitsverläufe. Auch deshalb sind die Intensivstationen aktuell weniger belastet als im Frühjahr.

Die Lage aber kann sich ändern, "das muss einem bewusst sein", sagt Westenthanner. Zum einen sind da die Reiserückkehrer. Zum anderen naht der Herbst mit seiner kühleren Witterung: Das soziale Leben verlagert sich dann wieder mehr in geschlossene Räume.

Auf eine zweite Welle sei das Klinikum vorbereitet, so Westenthanner. Diesmal hätte man den Vorteil, dass man mit einer gewissen Erfahrung hineinginge. Pläne für verschiedene Stufen des Infektionsgeschehens liegen bereit.

Zurzeit sei man vor allem "wachsam", um im richtigen Moment alles hochfahren zu können. Mehr als bei der ersten Welle will man dann auch darauf achten, die Bedürfnisse von Nicht-Covid-19-Patienten nicht zu vernachlässigen.

Zugangskontrollen und Besuchsregeln

Gut gewappnet sieht sich die Klinikleitung auch dank der Vorkehrungen, die in den vergangenen Monaten getroffen wurden. "Vieles haben wir beibehalten, manches wurde nur gelockert." So tagt der Krisenstab zurzeit wöchentlich, die verschiedenen Corona-Arbeitsgruppen treffen sich weiter.

Beibehalten hat man die Zugangskontrollen für Besucher: An den drei Eingängen wird wie bisher abgefragt, ob sie Covid-19-Symptome haben, kürzlich in Risikogebieten waren oder Kontaktpersonen sind. Rückkehrer aus Risikogebieten dürfen – selbst mit einem negativen Testergebnis – 14 Tage lang nicht zu Besuch kommen.

Genauso werden übrigens Rückkehrer aus Risikogebieten, die keine Notfälle sind und aufschiebbare Behandlungen haben, auch als Patienten 14 Tage nicht aufgenommen – unabhängig vom Testergebnis.


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Ansonsten setzt man weiter auf die Ende Juni gelockerten Besuchsregeln: Patienten können zwischen 11 und 18 Uhr Angehörige und Freunde sehen, zwei Personen sind zeitgleich erlaubt. Besucher können jeweils bis zu einer Stunde bleiben. In Ausnahmefällen – gerade bei Sterbenskranken – kann eine flexiblere Regelung gefunden werden.

Das Klinikum muss wieder länger auf Testergebnisse warten

Was das Klinikum indes verändert hat, ist die Teststrategie: "Wir testen gezielter", sagt Westenthanner, auch dies sei mit dem Gesundheitsamt abgesprochen. So werden zurzeit nicht mehr alle Patienten getestet, sondern nur Verdachtsfälle und jene mit einem erhöhten Risiko. Bei den Mitarbeitern konzentriert man sich auf diejenigen, "die viel im Haus unterwegs sind oder in sensiblen Bereichen arbeiten".

Der Hintergrund: Das Klinikum wartet wieder länger auf Testergebnisse – auch weil Reiserückkehrer massenhaft überprüft werden und inzwischen in Bayern jeder Bürger beim Arzt einen Corona-Test machen lassen kann. Vor einigen Wochen noch lieferten externe Labore das Ergebnis "in 98 Prozent der Fälle innerhalb von 24 Stunden", sagt die Medizinische Direktorin. Jetzt dauert es eher 48 Stunden oder länger.


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Nach Tagen aber sei das Ergebnis fürs Klinikum wenig hilfreich. Das eigene Labor wiederum wartet auf Nachschub bei den Testkits, die zurzeit eher in Länder gehen, die stärker betroffen sind. "Das Wichtigste für die Zukunft ist, dass wir aufmerksam sind und Verdachtsmomente erkennen", sagt Westenthanner.

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