Kofferfabrik im Bann des Raubtiers Mensch

24.11.2014, 20:28 Uhr
Kofferfabrik im Bann des Raubtiers Mensch

© Foto: Martin Bartmann

Ist also die Unmenschlichkeit, das Raubtierhafte die wahre Natur des Menschen? „Der Mensch ist des Menschen Wolf“ seufzten einst schon Plautus und nach ihm Thomas Hobbes. Also eine Frage für Philosophen, Satiriker umd Moraltheologen. Auch für Künstler und Ästheten? Tomas Tzen, Jahrgang 1964, arbeitet nicht mit dem moralistischen Zeigefinger. Er kommt sogar aus einer malerischen Ecke, von der man Betrachtungen zur Humanität am wenigsten erwartet. Ursprünglich arbeitete Tzen in der Werbung. Als Werbegraphiker ist er sich natürlich sämtlicher plakativer wie auch subtiler Stilmittel bewusst. Wie auch der gegenteiligen Effekte.

Tzen arbeitet nicht mit knalligen Farben, seine Palette bevorzugt gedämpfte Töne mit Grauschleier, raue Oberflächen, diffuse Konturen, die sich ins Nebulöse auflösen. Aber er schreckt nicht vor grellen Effekten zurück. „Bestie“ etwa zeigt einen Mann im Profil, aus dessen Augen und Mund Fleisch und Blut spritzen, als erhielte er gerade einen Kopfschuss. Beim dritten Hinsehen erst gewahrt der Betrachter den Schatten an der Wand, der einen klaffenden Wolfsrachen suggeriert.

„LOL“ ist das Signet für „laughing out loud“, mit der Internetnutzer ihren Spott kundtun. Tomas Tzen konstruiert unter diesem Titel eine Kugel aus breiten, einander überlappenden lachenden Mündern. Ein Konglomerat aller falschen Lächeleien und Glücksversprechen aus der Werbung. Ja, wo bleibt denn das Positive? Gibt es nicht auch etwas wie wahre Liebe oder zumindest die lllusion derselben? Doch, Tomas Tzen kennt das ideale Paar. Wo einst Platon den Menschen als isolierte Halbkugel beschreibt, die auf der Suche nach der ergänzenden Halbkugel durch die Gegend rollt, da findet Tzen das ultimative Liebespaar in Gestalt eines Hinterteiles, dessen beide Backen mit Profilgesichtern sich einander zuneigen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare