Kommentar: Fürths CSU und ihre Kandidaten-Not

28.6.2019, 13:32 Uhr

Das muss für die meisten anwesenden CSU-Anhänger hochnotpeinlich gewesen sein: Mitten hinein in die Kür des OB-Kandidaten für die Kommunalwahl im März 2020 platzt eine Ex-Stadträtin und watscht den designierten Dietmar Helm mal eben kräftig ab. Auch wenn ihr nur wenige bei ihrem Ansinnen folgen mochten, dann doch lieber ganz ohne eigenen christsozialen Bewerber anzutreten – es liegt viel Wahres in der Kritik.

Denn tatsächlich ist kaum zu fassen, dass der örtlichen CSU nichts Besseres einfällt, als einen Kandidaten erneut ins Rennen zu schicken, der 2014 ein desaströses Ergebnis eingefahren hat. Schon damals mochte sich kein anderer als Helm den schier aussichtslos scheinenden Kampf gegen einen als übermächtig empfundenen SPD-Amtsinhaber antun.

Also kürte man den soliden, leutselig auftretenden Landwirt aus Burgfarrnbach, der sich auch nicht lang zierte – den über seinen Ortsteil und die Partei hinaus indes kaum jemand in Fürth kannte. Zum Lohn für seinen Opfergang machte ihn die CSU danach zum Chef der Stadtratsfraktion. Eine gute Chance, in der Folge ein starkes Profil zu entwickeln, denn dem Mann an der Spitze fällt dauerhaft die Rolle zu, der Haltung seiner Fraktion verbal Ausdruck zu verleihen.

Helm aber nutzte sie in den vergangenen fünf Jahren zu selten, über weite Strecken trat er brav auf, man könnte auch sagen: bieder. Seine Initiative hielt sich in Grenzen. Und seine Wortbeiträge litten auch darunter, dass sein Vorgänger im Amt, Joachim Schmidt, als einer der Eloquentesten im Stadtrat gelten durfte, der zumeist pointiert zu formulieren wusste.

Man hätte der Fürther CSU deshalb gewünscht, dass sie einen anderen OB-Aspiranten oder eine Aspirantin auf den Schild hebt. Ein überraschender Quereinsteiger etwa wäre spannend gewesen, der unbelastet zu Werke gehen kann. Damit hat die Parteispitze schon des Öfteren geliebäugelt, doch offenbar rennen ihr daran Interessierte nicht gerade die Tür ein.

Und natürlich wurde, wie schon vor zurückliegenden Kommunalwahlen, der Name des prominentesten Fürther Christsozialen ins Spiel gebracht: Christian Schmidt aber, obschon nicht mehr ministeriell gebunden, hat sich längst in Berlin eingerichtet – warum sollte er sich daheim den Abnutzungskampf gegen Thomas Jung antun? Er winkte erwartungsgemäß ab.

Schmidt hätte den amtierenden Rathauschef gewiss ins Grübeln gebracht. Nun aber, so steht zu vermuten, dürfte Jung sich eher entspannt zurücklehnen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare