Kostenschock im Urlaubsparadies

15.8.2012, 09:00 Uhr
Kostenschock im Urlaubsparadies

© Timur Emek/ddp

Alles schien in bester Ordnung, als sich das Paar nach dem ersten Urlaubstag schlafen legte. Die böse Überraschung kam am nächsten Morgen per SMS: „Darin hieß es, dass die Rechnung jetzt mehr als 2600 Euro betrug“, erinnert sich die Ehefrau. Weder sie noch ihr Mann konnte das glauben.

„Wir hatten vorher noch im Reisebüro gefragt, ob im Hotel kostenloses Internet zur Verfügung steht“, sagt sie. Die Reiseleitung vor Ort wies erneut auf den Service des Hotels hin. Und so wähnte sich das Paar in Sicherheit. Unbekümmert wurde das neue iPhone genutzt, vor allem um über das Programm WhatsApp mit der Tochter zu Hause in Kontakt zu bleiben. Fleißig wurden Nachrichten hin- und hergeschickt. Die SMS der Telekom am nächsten Tag kam völlig unerwartet: Erst da bemerkte das Paar, dass das iPhone die ganze Zeit über nicht die kostenfreie WLAN-Verbindung des Hotels genutzt hatte, sondern die Option „Datenroaming“ eingeschaltet war: Damit wählte sich das Smartphone ins teure mobile Internet ein — und zwar nicht nur in den Momenten, in denen seine Besitzer aktiv im Netz waren, sondern permanent.

Smartphones nutzen, wenn man sie lässt, ständig ungefragt das Netz, was manchen Benutzern nicht bewusst ist: Unter anderem werden das Betriebssystem und sämtliche Apps kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht. Bei Apps, die Schlagzeilen, Fußballergebnisse oder Wettervorhersagen liefern sollen, geht es ja gerade darum, ständig auf dem Laufenden zu sein. Während das in Deutschland dank einer Datenflatrate, die viele haben, meist unproblematisch ist, kann die Nutzung des mobilen Netzes im Ausland extrem teuer sein.

Eine entscheidende Regelung kam für das Paar, das im Juni verreist war, zu spät: Seit 1. Juli gibt es nicht mehr nur in der EU, sondern weltweit eine „Datenobergrenze“. „Für alle Reisenden, die keine spezielle Roaming-Option gebucht haben, ist bei 59,90 Euro Schluss. Dann wird die Verbindung automatisch unterbrochen“, erklärt Telekom-Sprecher Dirk Wende auf FN-Anfrage. Nur wer sich freischalten lässt, kann das mobile Internet weiternutzen. Auch wenn die Grenze zum Zeitpunkt des Ägypten-Urlaubs noch nicht galt: Wende ist es ein Rätsel, wie das Paar unbemerkt so hohe Kosten anhäufen konnte. Kunden der Telekom, sagt er, erhalten beim Datenroaming im nicht-europäischen Ausland SMS-Hinweise „in 20-Euro-Schritten“. Solche Nachrichten habe sie nicht bekommen, beteuert die Fürtherin. „Wenigstens nach 500 Euro hätte ich mir das gewünscht.“

Auch an einem kleinen Symbol auf dem Display hätte das Paar erkennen können, dass das Roaming eingeschaltet war, sagt Wende. Das Symbol für das mobile Netz unterscheidet sich nämlich von jenem, das für eine WLAN-Verbindung steht.

Wende rät dazu, sich beim Kauf eines Smartphones genau zu informieren. „Das kann vieles, was ein normales Handy nicht konnte.“ Mit der Bedienung der Geräte müsse man sich beschäftigen. „Das sind kleine Computer, in denen eine Technik steckt, die leistungsfähiger ist als die, die die NASA bei der ersten Mondlandung eingesetzt hat.“ Viele Kunden übersehen auch, dass der Vertrag, den sie vor Jahren abgeschlossen habe, „nicht zum Smartphone passt, das ja viel mehr Möglichkeiten bietet“. Unerwartete Kosten sind die Folge.

Der Urlaub sei nach zwei Tagen „gegessen“ gewesen, sagt das Paar, das sich von der Telekom im Stich gelassen fühlt. Der Wunsch nach Ratenzahlung etwa sei unberücksichtigt geblieben. Telekom-Sprecher Dirk Wende dagegen sagt: „Normalerweise suchen wir in solchen Fällen gemeinsam nach einer Lösung.“

16 Kommentare