Kräftiges Werben für die Krippe

8.9.2013, 09:00 Uhr
Kräftiges Werben für die Krippe

© Johnston

Der Investor: Der Firmengruppe von Dieter Conle gehören im Großraum rund 150 Gaststätten. Die meisten wurden Anfang der 90er Jahre erworben, allerdings in der Regel nicht wegen der Lokalitäten, sondern der darüberhinaus in den Gebäuden befindlichen Wohnungen, wie Michael Lang, Leiter der Immobilienwirtschaft und Projektentwicklung bei Conle, den Stadträten erläuterte. Beim Begriff „Investor“ zucke er immer ein wenig zusammen, sagte Lang. Er beschrieb die Conle-Firmengruppe lieber als „familiengeführtes Immobilienunternehmen, wir sind kein Dealer, der kauft und verkauft“.

„Ein Problemobjekt“

Der „Volksgarten“ gehört der Firma seit über 15 Jahren. Lang sprach von einem „permanenten Problemobjekt“, über dessen Zukunft sich der Eigentümer Gedanken machen müsse. Drei Szenarien skizzierte er den Stadträten: Eine weitere Nutzung als Gaststätte, die aufgrund kaum zu erwirtschaftender Investitionen, der Parkplatzproblematik und einer womöglich konfliktträchtigen Lärm-Kulisse inmitten eines Wohngebiets nicht zu realisieren sei. Den Verkauf der Immobilie an einen Bauträger, der das bestehende Gebäude abreiße und das Areal möglichst stark verdichtet bebaue. Oder eben die ins Auge gefasste Kinderkrippe mit drei Gruppen für insgesamt 36 Buben und Mädchen in einer generalsanierten Immobilie. Knapp 1,2 Millionen, abzüglich der staatlichen Zuschüsse, will Conle investieren. Die Stadt müsste einen einmaligen gesetzlichen Zuschuss in Höhe von 150000 Euro leisten.

Der Architekt: Realisieren soll dies Emanuel Pilz vom Fürther Architekturbüro Reimann und Krügel. In dem Gebäude aus den 1930er Jahren, das bis in die 60er Jahre umgebaut und erweitert wurde, lässt sich nach Ansicht des Fachmanns das für eine Krippe vorgeschriebene Raumprogramm „wunderbar umsetzen“. Alle drei Gruppen werden im Erdgeschoss untergebracht. Neben den Gruppen- finden sich hier auch die Sanitärräume, Küche, Elternwartebereich und ein Kinderwagenraum. Im ersten Obergeschoss werden sämtliche Büroräume angesiedelt, im Dach sind Lagerräume angedacht. Ständerwände aus Gipskarton teilen die Räume neu auf. Oberlichter und im Erdgeschoss teils bodentiefe Fenster sorgen für die notwendige Helligkeit, eine Rampe und eine Aufzug für Barrierefreiheit.

Eine Gebäudedämmung trägt den energiepolitischen Vorschriften Rechnung. Der Garten soll als Spielfläche erhalten bleiben und nicht durch Parkflächen oder Baumfällungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Betreiber: Die Johanniter betreiben laut Auskunft von Kevin Schwarzer, Assistent des Regionalvorstands des Wohlfahrtsverbands, bayernweit 80 Einrichtungen für Kinder unter sechs Jahren. Eine Krippe in Nürnberg ist bereits an den Start gegangen, eine weitere in der Fürther Südstadt in den Räumen der ehemaligen VR Bank soll folgen. Die monatlichen Betreuungskosten — genannt wurden für die maximale Buchungszeit von 50 Stunden wöchentlich eine Summe von 325 bis 425 Euro — sollen sich „im Mittelfeld“ bewegen.

Die Stadträte: Peter Heinl (SPD) verwies noch einmal auf den „Volksgarten“ als Treffpunkt für Vereine mit ihren oft älteren, nicht mehr so mobilen Mitgliedern. Dies unterstrich auch sein Parteikollege Harald Patzelt, er hatte nicht nur im sozialen Netzwerk Facebook einen Aufruf gestartet, sondern auch Listen in Geschäften ausgelegt. 212 Bürger plädierten für den Erhalt der Gaststätte. Patzelt übergab die Petition an Bürgermeisterin Birgit Huber.

Warum dem Wirt gekündigt worden sei, der sich doch seiner Kenntnis nach wohl gefühlt und auch sein Auskommen gehabt habe, fragte Heinl nach. Dem Wirt sei nicht gekündigt worden, entgegnete Lang. Nach einem offenen Gespräch über die Situation habe man sich auf einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung geeignet. Wie lange der Pachtvertrag noch gelaufen wäre – ein- oder eineinhalb Jahre –, vermochte er nicht zu sagen. Was Lang nicht erwähnte, aber klar ist, der Firma Conle drängt die Zeit. Denn: Die staatliche Förderung beim Bau von Kinderkrippen mit bis zu 80 Prozent der zuweisungsfähigen Kosten endet im nächsten Jahr.

Thomas Peter (FDP/FOB) erkundigte sich, ob unter feuerwehrtechnischen Gesichtspunkten ein zweiter Rettungsweg, etwa eine Rettungstreppe, nötig sei. Laut Architekt muss daran nicht gedacht werden, auch so sei alles „im grünen Bereich“.

Die CSU-Räte Lothar Schmitt und Bodo Wiegandt trieb die Frage um, wie sich das Projekt refinanziert und ob sich daraus nicht eine Zuschussangelegenheit für die Stadt entwickeln könnte. Von einer „auskömmlichen Kalkulation“ und einer „langfristigen Investition“ sprach Michael Lang. Das Risiko für die Kommune sei in dieser Konstellation „denkbar gering“.

Ob die Ausführungen die Kommunalpolitiker überzeugt haben, wird sich in der Sitzung des Stadtrates am Montag, 23. September, ab 19 Uhr zeigen. Dann soll das Thema Kinderkrippe laut der Bürgermeisterin auf der Tagesordnung stehen.

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